Kleine schmutzige Briefe (2023) | Filmkritik

Kleine schmutzige Briefe

Filme wie The Wolf of Wall Street, Casino oder Pulp Fiction sind bekanntermaßen gefüllt mit hunderten Schimpfwörtern. Die Filmkomödie Kleine schmutzige Briefe kann vielleicht nicht mit dieser Quantität mithalten, aber dafür haben es die Flüche mächtig in sich.

Eine unerhört witzige Geschichte über eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft

Ein kleines Beispiel gefälligst? Du fuchsteufelsgeile Hure. Verrottete alte Fotze. Du willst Geficke in die Nasenlöcher, du alter Mistkäfer. Und diese Beleidigungen sind nur ein Bruchteil an Zitaten aus den schmutzigen Briefen des Films.

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In den 1920er: In dem kleinen Küstenort Littlehampton leben zwei Frauen Tür an Tür, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die lebhafte Rose Gooding (Jessie Buckley) mit irischen Wurzeln treibt sich in den Kneipen der Stadt herum, hat ein loses Mundwerk und fällt mit ihrer zügellosen Art immer wieder auf.

Wozu etwas schreiben, wenn man es direkt auch sagen kann?

Die fromme Edith Swan hingegen lebt zusammen mit ihren Eltern und gestaltet ihren Tag nach dem Wort Gottes. Es ist kaum zu glauben, dass die beiden Frauen eine Freundschaft verbindet. Diese zerbricht jedoch als Rose plötzlich einen Kontrollbesuch bekommt, der ihre Tauglichkeit als Mutter in Frage stellt.

Edith erhält daraufhin anstößige Briefe, gespickt mit gemeinen Beschuldigungen in unflätiger Sprache. Nach 19 Briefen an der Zahl platzt der Familie Swan der Kragen. Natürlich ist für alle Beteiligten klar, dass Rose hinter dieser Schandtat stecken muss. Scotland Yard ermittelt und Rose droht sogar, das Sorgerecht für ihre Tochter zu verlieren. Einzig die junge Polizistin Gladys Moss (Anjana Vasan) vermutet, dass etwas nicht stimmt und Rose möglicherweise doch nicht die Schuldige ist.

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Kleine schmutzige Briefe beginnt direkt mit einer überraschenden Einblendung: Der Film basiert im Kern auf einer wahren Begebenheit, die in dem kleinen Küstenort Littlehampton passierte.

Ein Tor zur Freiheit

Dabei nutzt der Film vor allem die titelgebenden Briefe, um seinen Humor zu entfalten. Wenn der religiöse Vater oder der Polizeichef diese mit starrer Mine vortragen, zaubert sich einem als Zuschauer ein schelmisches Lächeln auf die Lippen. Abseits der dreckigen Nachrichten hat das Werk von Regisseurin Thea Sharrock auch eine durchaus ernste Note. Rose Gooding muss ebenso um ihren Ruf sowie um ihre Tochter kämpfen.

Wer bei der Handlung allzu genau auf Details achtet, könnte sich durchaus an allerlei historischen Unkorrektheiten stören. Aber viel wertvoller ist die Botschaft der unterdrückten Emotionen. Kleine schmutzige Briefe präsentiert wunderbar die zugeknöpfte Art und die unterdrückten Gefühle in der britischen Psyche der 1920er Jahre. Und auch 100 Jahre später kann sich der ein oder andere sicherlich noch in den Figuren wiederfinden.

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Olivia Colman und Jessie Buckley beeindrucken in den Hauptrollen, die beide gleichermaßen hervorstechen. Es gibt ebenso aberwitzige Momente sowie emotionale Szenen beider Figuren.

Ein böses Wort läuft bis ans Ende der Welt. – Wilhelm Busch

Auch die Darstellung von Anjana Vasan als aufstrebende Polizist und Timothy Spall als konservativer Vater verdienen ein Lob.

Eine englische Sittenkomödie mit tollem Timing. Auch wenn sich der Film vielleicht nicht allzu lange im Gedächtnis halten wird, kann der ein oder andere vielleicht noch sein Schimpf-Vokabular etwas erweitern.

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