Nicht immer wird vor Gericht der Wahrheit die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Filme wie Die zwölf Geschworenen (1957), Philadelphia (1993) oder Erin Brockovich 2000 lassen den Zuschauer von Beginn bis zum Ende mit Spannung auf das Urteil warten.
Mit Just Mercy hat Regisseur Destin Daniel Cretton (Die Hütte) nun einen weiteren Gerichtsfilm realisiert, in dem nicht immer Recht und Ordnung im Mittelpunkt der Handlung stehen. Als Vorlage der Filmbiografie dient der reale Fall von Walter McMillian sowie die Arbeit des Strafverteidigers Bryan Stevenson, der diesen vor Gericht vertrat.
Seine Mutter könnte kaum stolzer sein: Dem jungen afroamerikanischen Anwalt Bryan Stevenson stehen nach seinem Abschluss in Harvard alle Türen für eine berufliche Karriere offen. Doch Bryan entscheidet sich gegen den einfachen Weg und begibt sich nach Alabama, um die dort zu Unrecht zur Todesstrafe Verurteilten mit Hilfe seiner gemeinnützigen Organisation zu verteidigen.
Und die Arbeit dort beginnt direkt mit einem Paukenschlag: Einer seiner ersten Fälle ist der von Walter McMillian, im Ort besser bekannt als Johnny D., der im Jahr 1987 für einen Mord an einem 18-jährigen Mädchen zum Tode verurteilt wurde. Jedoch weist die Geschichte des angeblichen Tathergangs Ungereimtheiten auf und lediglich eine einzige Zeugenaussage bestätigt die Tat.
Die von Bryan gegründete Equal Justice Initiative nimmt sich dem Fall von Johnny D. und weiteren Insassen an, doch ihre Bemühungen stoßen in der Gemeinschaft auf viel Verachtung und Hass. Immer wieder mit offenem Rassismus und Ungerechtigkeit konfrontiert, sinken die Erfolgschancen für den jungen Anwalt und seinen Mandanten. Doch Bryan denkt keinesfalls daran aufzugeben!
Die Tatsache, dass afroamerikanische Bürger immer wieder von der Polizei und vor Gericht Ungerechtigkeit erfahren, diente schon so einigem Film und mancher Serie als Grundlage. Auch Just Mercy geht diese Richtung und lässt den Zuschauer immer wieder kopfschüttelnd und voller Wut bei all der Stigmatisierung im Kinositz aufbrausen.
Regisseur Destin Daniel Cretton gelingt es hierbei eine gesunde Mischung aus Gerichtsdrama und Vorlauf zu erzählen, in welcher der Zuschauer zunächst alle wichtigen Figuren und ihren Hintergrund kennenlernen kann. Der filmische Aufbau erinnert dabei sehr stark an den Film Die Jury (1996) mit Matthew McConaughey, Sandra Bullock und Samuel L. Jackson in den Hauptrollen.
Als Grundlage kann sich Just Mercy auf eine starke Performance von Schauspieler Michael B. Jordan (Creed), der in eine gefühlte Ein-Mann-Schlacht gegen ein korruptes System zieht, verlassen. Seiner Figur des Anwalts Bryan Stevenson werden immer wieder Steine in den Weg gelegt und auch als dieser selbst ins Fadenkreuz der Polizei gerät, weicht er nicht von seinem Weg der Rechtschaffenheit ab.
Mit Oscar-Preisträger Jamie Foxx (Baby Driver) wird die starke Hauptrolle um ein weiteres Highlight ergänzt. Seine Darstellung des Insassen Walter McMillian, einem mittlerweile zermürbten Mann, ist ebenso eindringlich wie bedrückend. Und auch die restlichen Figuren hinter Gittern sorgen für allerlei Wut, Trauer und Verzweiflung.
Vor allem die Geschichte des eingesperrten Herb Richardson (Rob Morgan) liefert eine tragische Einzelgeschichte im Gesamtwerk, die so schonungslos und intensiv erzählt wird, dass man sich an The Green Mile (1999) erinnert fühlt. Einzig Brie Larson (Raum) in der Rolle der Gehilfin Eva Ansley kommt etwas kurz und ihr Mitwirken wirkt zu großen Teilen regelrecht erzwungen.
Mit seinen 137 Minuten mag Just Mercy an manchen Stellen vielleicht ein paar Längen haben und auch das Ende zieht sich ein wenig hin, aber über weite Strecken kann das Werk eine enorme Spannung aufbauen und vor allem die Emotionen des Zuschauers kochen auf Grund der zahlreichen Ungerechtigkeiten immer wieder auf. Selbst wenn bereits die Credits laufen und das Schicksal einiger Hauptakteure in kurzen Texten geschildert wird.
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