Josie, der Tiger und die Fische (2020) | Filmkritik

Josie der Tiger und die Fische

Wie unterschiedlich Leben verlaufen können, zeigt Josie, der Tiger und die Fische von Regisseur Kôtarô Tamura.

Eine Coming-of-Age-Story der etwas anderen Art

Das renommierte Studio Bones (Darker than Black, Soul Eater) erweckt hierbei die melancholische Coming-of-Age-Geschichte, die bereits 1985 von Seiko Tanabe veröffentlicht wurde, zum Leben.

© Kazé

Der Student Tsuneo strebt eifrig seinem Traum entgegen: ein Auslandssemester in Mexiko, wo er bei einem Tauchgang seine liebsten Fische frei im Wasser bewundern kann. Er tut alles, um sich diesen Wunsch zu erfüllen und dank perfekter Noten und einem anstrengenden Nebenjob im Taucherladen ist die Reise greifbar nah.

Ein gemeinsamer Herzenswunsch

Um das noch fehlende Geld aufzutreiben, nimmt Tsuneo einen weiteren Job an, als er eines Tages auf Kumiko trifft. Das junge Mädchen, welches den Namen Josie bevorzugt, ist seit ihrer Geburt an den Rollstuhl gefesselt. Tsuneo wird von Josies Großmutter angestellt, um der jungen Frau im Alltag behilflich zu sein.

Während das erste Aufeinandertreffen seitens Josie eher kühl ausfällt, merken beide schnell, dass sie die gemeinsame Leidenschaft zum Ozean verbindet. Doch ein schwerer Schicksalsschlag droht die Freundschaft von Josie und Tsuneo von einem Moment auf den nächsten zu zerstören.

© Kazé

Zumeist bedienen sich animierte Coming-of-Age-Geschichte einem altbekannten Schema. Josie, der Tiger und die Fische wagt sich jedoch mutig daran, ein komplexes Bild des Themas Behinderung in das Konzept einzustricken. Ähnlich traurig wie I want to eat your pancreas und Colorful, die von Krankheit und Tod handeln, verläuft auch dieser Anime und die Taschentücher sollten vorab bereitgelegt werden.

Liebe und Abscheu

Die Figuren des Films Josie, der Tiger und die Fische sind extrem konträr gestaltet. Tsuneo ist der Bilderbuch-Mensch, der neben Studium und Job noch ausgiebig Zeit findet, um sich um Josie zu kümmern. Vom ersten Tag an sieht der junge Mann in der an den Rollstuhl gebundenen Frau keine Arbeit, sondern eine Freundin.

Josie hingegen, und das dürfte der größte Knackpunkt des Films sein, nennt ihren neuen Angestellten arrogant Laufburschen und dementsprechend behandelt sie ihn auch. Ihre Wandlung im gesamtem Film ist leider sprunghaft und langsam.

So fällt es schwer wirkliche Sympathien zu der Frau aufzubauen, die von Anfang an nur bedient und verwöhnt wird. Natürlich lässt Josie auch immer wieder ihre verletzliche Seite zu. Doch der Panzer, den sie seit ihrer Geburt aufgebaut hat, beginnt nur langsam zu bröckeln.

© Kazé

Die angedeutet Dreiecksbeziehung fühlte sich aufgezwungen an und hätte der Film nicht benötigt. Diese Momente hätten durchaus genutzt werden können, um die Beziehung der beiden Protagonisten weiter zu vertiefen oder um noch mehr Alltagsprobleme zu zeigen, unter denen Menschen im Rollstuhl leiden.

Eine rührende Botschaft

Auf der technischen Ebene weiß der Anime vollends zu überzeugen. Die Figuren, die Handlungsorte und die deutschen Synchronsprecher sind allesamt auf einem hohen Niveau.

Josie, der Tiger und die Fische erzählt eine Geschichte über Einsamkeit, Sturheit und Mitgefühl. Der Verlauf der Handlung und die Botschaft sind zwar jederzeit greifbar, doch das ändert nichts an der berührenden Bedeutung.

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Bildrechte: Kazé

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