Macht, Sex, Korruption, Verrat: Die Geschichte um den demokratischen Kongressabgeordneten Francis J. „Frank“ Underwood (Kevin Spacey), der durch Intrigen und geschicktes Taktieren die Karriereleiter erklimmt und seine Gegner beseitigt, überzeugte Serienfans und Kritiker weltweit. Die Online-Serie erntete begeisterte Kritiken und räumte 4 Golden Globes ab.
Doch die Geschichte ist nicht ganz neu: Die Intrigen in hohen Regierungszeiten begeisterten schon 1990 viele Zuschauer – allerdings in Großbritannien. Auch das britische Original, ausgezeichnet mit dem „Primetime Emmy Award“ und dem „Bafta“, hat einen männlichen Antihelden zur Hauptfigur mit Namen Francis Urquhart (Ian Richardson), der seine Gegner genauestens kennt und auszuspielen versteht.
Die drei Miniserien wurden ab 1990 von der BBC ausgestrahlt, die ersten beiden Teile erscheinen am 25. März bei Pandastorm Pictures auf Blu-ray und DVD. Wir schauen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Versionen.
Obwohl zwei Jahrzehnte und der Nordatlantik zwischen den beiden Serien liegen, hält sich die amerikanische Version doch recht nah an der britischen Vorlage, was die Figurenkonstellationen angeht. Gemein sind beiden Serien zudem die gleichnamigen Romane des britischen Schriftstellers Michael Dobbs aus dem Jahr 1989, in denen der Autor – seinerzeit Berater Margret Thatchers – seine eigenen Erfahrungen im Politikbetrieb verarbeitete.
Die Drehbücher stammen sowohl beim UK-Original wie bei der US-Version von Andrew Davies, der bei der US-Serie auch als Produzent fungiert.
Im britischen Original ist Francis Urquhart Chief Whip der konservativen Partei und versucht durch Manipulation und amoralische Handlungen, seine hohen politischen Ziele (Ernennung zum Prime Minister) zu erreichen. Er ist der Inbegriff des intriganten Politikers: absolut böse, rücksichtslos und machthungrig. Mit einem Lächeln auf den Lippen stürzt er seine Gegner und schreckt dabei vor nichts zurück.
Auch der Amerikaner Frank Underwood, seines Zeichens demokratischer Kongressabgeordneter und Majority Whip im US-Repräsentantenhaus, ist nicht weniger ambitioniert und schmiedet ebenfalls einen intelligenten Racheplan – stets sein Ziel (Wahl zum US-Präsidenten) im Blick. Beide gehen dabei brutal vor, doch verfährt Urquhart noch hemmungsloser und dreckiger als sein amerikanisches Pendant.
Weder Francis noch Frank gehen ihren Weg an die Spitze ganz allein: Unterstützt werden sie dabei von ihren Ehefrauen Elizabeth (Diane Fletcher) bzw. Claire (Robin Wright), die nicht nur den Machthunger ihrer Ehemänner füttern, sondern auch deren Affären dulden oder sogar fördern. So akzeptieren beide die außerehelichen Beziehungen zu den jungen Journalistinnen Mattie Storin (Susannah Harker) im Original und Zoe Barnes (Kate Mara) in der US-Serie. Francis und Frank wissen die jungen Frauen für ihre Intrigen einzusetzen, jedoch kommen beide Journalistinnen den Politikern auf die dreckige Spur und befinden sich bald mitten drin in einem Netz aus Lügen, Intrigen und Drohungen.
Was schon Francis in den 1990ern wusste, ist auch für Frank ein absolutes Muss: Verbündete in den eigenen Reihen. Und wie bekommt man die besser als durch Erpressung? Da beide über die Drogen- bzw. Alkoholsucht ihrer Kollegen Roger O’Neill (Miles Anderson) in London und Peter Russo (Corey Stoll) in Washington Bescheid wissen, sind diese hundertprozentig loyal und ergeben.
Ein weiterer wichtiger Mitspieler in beiden Serien ist die „rechte Hand“ der Hauptfiguren: Tim (UK) bzw. „Doug“ (US) Stamper, die ihren jeweiligen Chefs bei deren fiesen Machtspielchen treu zur Seite stehen. Doug wird dabei allerdings eher einmal von kleineren Gewissensbissen geplagt als sein britisches Pendant Tim, der auch an den schmutzigsten Intrigen Gefallen findet und sich als äußerst ehrgeiziger, durchweg skrupelloser Erfüllungsgehilfe präsentiert.
Der Weg an die Spitze ist steil – aber sehr unterhaltsam! Fazit: Wer die US-Version mochte, sollte sich auch unbedingt die britische Serie zu Gemüte führen: Denn Francis Urquhart ist noch um Einiges bissiger und durchtriebener als sein amerikanischer Kollege im Weißen Haus.