Houdini S01 | Serienkritik

Jeder kennt seinen Namen und sein Vermächtnis! Der Mann, der sich aus jeder Fessel befreien und jedes Schloss überlisten konnte. Doch vor allem wurde der große Harry Houdini für seine waghalsige Entfesselungsnummer, kopfüber in einer chinesischen Wasserfolterzelle, weltberühmt. Man staunte und fragte sich, ob er tatsächlich magische Fähigkeiten besaß.

In diesem, 2014 für den History Chanel produzierten, Drama, schlüpft Adrian Brody (Der Pianist) in die Rolle dieses verblüffenden Mannes, der keine Angst vor dem Tod zu haben scheint und zeigt, wie sich aus einem kleinen Jungen der weltgrößte Illusionist entwickelte.

Der in Budapest geborene Erik Weisz (Adrian Brody) erkannte früh, dass er für Großes bestimmt ist. Bereits die örtlichen Schausteller und Magier hatten es dem jungen aus ärmlichen Verhältnissen angetan. Mit kleinen Zaubertricks verdient er sich die eine oder andere Münze und geht bald schon bei einem Zauberer in die Lehre. Als die Familie nach Amerika zieht, widmet sich der junge Mann, den wir später als Houdini kennen werden, voll und ganz den Auftritten auf großer Bühne.

Doch weniger mit Zaubertricks, als mit der Entfesselungskunst scheint der schlaksige Mann mit den imposanten Bauchmuskeln die Massen anzuziehen. Als ein Polizeiinspektor mit ihm wettet, dass er sich nicht aus seinen Handschellen befreien kann, beginnt die bescheidende Karriere zu einem wahren Presserummel zu werden. Es folgen unzählige Auftritte in Polizeistationen der USA. Aus Handschellen und Zellentüren entfleucht der unfassbare Magier, dem niemand auf die Schliche kommt. Immer gewagter und immer größer werden seine Auftritte, bis er ganze Theater füllt.

Mit Hilfe seiner Frau Bess (Kristen Connolly) und seinem Assistenten Jim Collins (Evan Jones) tourt der große Harry Houdini sogar durch Europa und spioniert derweil für den britischen und den amerikanischen Geheimdienst. Wieso auch nicht? Zählen doch der deutsche Kaiser und der russische Zar zu seinen größten Fans. Und während in Europa die ersten Wogen des Weltkrieges aufkommen, erfährt der Showmann alles, was er über die Achsenmächte wissen muss.

Doch mit dem Aufkommen des Stummfilms verblasst allmählich der Ruhm des Zauberers. Charlie Chaplin heißt nun der neue Held der Massen und niemand scheint sich noch für die Kunst der Illusion zu interessieren. So entwickelt sich Houdini weiter und wird noch größer und besser! Er lässt einen Elefanten verschwinden und springt in einen gefrorenen Fluss, nur um noch mehr Zuschauer anzulocken. Sein eigenes Leben oder die Ängste seiner Gattin sind da erst einmal Nebensache.

Dass Houdini auch Feinde hat, dürfte sich von selbst verstehen. So gewährt er seinen Gegnern gerne einen Schlag auf seine Bauchmuskeln, von denen es heißt, sie seien die stärksten und würden jeden Schlag abhalten. Doch als die Mutter des großen Künstlers stirbt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Im verzweifelten Versuch, Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen, wendet er sich an zahlreiche Wahrsager und Medien. Sie alle entpuppen sich als Scharlatane und ärgern den Entfesselungskünstler derart, dass er künftig alles tut, um Schwindler zu enttarnen.

Dabei gerät er auch an die Gattin von Sherlock Holmes Erfinder Sir Arthur Conan Doyle. Dass das waghalsige und turbulente Leben zu früh zum Tode des jungen Mannes führt, ist leider abzusehen. Durch die zahlreichen Schläge in den Bauch zieht sich Houdini eine schwere Entzündung der Bauchdecke zu, die alsbald zum Tode führt und eine völlig verzweifelte Witwe zurücklässt.

Das turbulente Leben des weltberühmten Harry Houdini bietet eine ideale Vorlage für diesen fast dreistündigen TV-Zweiteiler. Mit schönen Kulissen, aufwendigen Kostümen und erstklassigen Darstellern wird ein tolles Biopic geboten, dass jung und alt begeistern wird.

Adrian Brody, der 2003 den Oscar für Der Pianist erhielt, zeigt einmal mehr, welche Qualitäten er als Hauptdarsteller hat. Mit kindlichem Charme und einer unvergleichlichen Präsenz stemmt er die Handlung im Alleingang. Brody, der für diesen Film sogar ein paar echte Zaubertricks gelernt hat, verkörpert den Illusionisten mit dem wirren Haar perfekt.

Auch seine Filmgattin Kristen Connolly (The Cabin in the Woods) versteht es, neben diesem egozentrischen Mann für einen angemessen Ausgleich zu sorgen und ihren Partner auf Höhenflügen wieder zu erden. Dabei wirkt sie immer beruhigend und drängt sich niemals künstlich in die Handlung.

Insgesamt vermag Regisseur Uli Edel (Der Baader Meinhof Komplex) einen tollen Kostümfilm mit allerlei historischen Details zu füllen und einer Legende neues Leben einzuhauchen. In jeder Filmminute ist man dem wohl berühmtesten Magier auf der Spur, der andere, wie David Copperfield und Siegfried und Roy zu ihrer Karriere inspirierte. Dabei werden biografische, wie geschichtliche Details im steten Wechsel zwischen den beeindruckenden, sich immer wieder steigernden Bühnenattraktionen eingestreut.

Macht euch auf eine große Show gefasst!

Episodenübersicht zu Houdini

Regie: Uli Edel
Darsteller: Adrien Brody, Kristen Connolly, Evan Jones, Eszter Ónodi, Tom Benedict
Episoden: 2
Länge: 174 Minuten

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