Wenn Tom Hanks und Robin Wright gemeinsam vor der Kamera stehen und Robert Zemeckis Regie führt, kommen automatisch Erinnerungen an Forrest Gump auf.
Freude, Hoffnung, Verlust und Liebe – all die großen Gefühle unseres Lebens!
Doch Here ist ein ganz anderes Werk: ein filmisches Experiment, das sich weniger auf eine klassische Handlung konzentriert, sondern vielmehr auf die Vergänglichkeit des Lebens und die Beständigkeit eines Ortes.
Basierend auf der Graphic Novel von Richard McGuire, nimmt sich der Film einen einzigen Raum als Mittelpunkt und erzählt die Geschichte der Menschen, die über Jahrhunderte hinweg dort gelebt haben. Ein mutiges Konzept, das emotionale Tiefe mit technischer Innovation verbindet.

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Die Idee hinter Here ist faszinierend: Wir sehen denselben Raum über Jahrtausende hinweg – von der Zeit der Dinosaurier bis in die nahe Zukunft. Generationen kommen und gehen, Menschen verlieben sich, gründen Familien, erleben Glück und Schmerz. Hochzeiten, Geburten, Trennungen, Abschiede – das Leben in all seinen Facetten spielt sich innerhalb dieser vier Wände ab.
Ein Ort als stiller Beobachter der Zeit
Dabei verzichtet der Film auf eine stringente Erzählweise und springt stattdessen zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her. Mal befinden wir uns im 18. Jahrhundert, mal in den 1960er-Jahren, dann wieder in einer nahen Zukunft.
Oft genügt eine kleine Veränderung in der Kulisse – ein neuer Stuhl, eine geänderte Wandfarbe –, um den Zeitsprung kenntlich zu machen. Diese Momente sind oft magisch und lassen den Zuschauer reflektieren, wie flüchtig die Zeit ist.

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Here wagt sich an eine mutige visuelle Technik: Die Kamera bleibt die gesamte Spielzeit über statisch auf einem Stativ, es gibt keine Schwenks oder Fahrten. Stattdessen entstehen die Zeitsprünge durch geschickte Überblendungen und subtile Veränderungen in der Umgebung. Dies ist ein einzigartiger Ansatz, der dem Film eine fast meditative Qualität verleiht.
Ein kühnes visuelles Experiment mit Schwächen
Allerdings gibt es auch Herausforderungen: Der Film setzt stark auf digitale Verjüngungstechnologien (De-Aging), um Hanks (Ein Mann namens Otto) und Wright über verschiedene Altersstufen hinweg glaubwürdig darzustellen. Während dies in vielen Szenen beeindruckend funktioniert, gibt es einige Momente, in denen die Animationen unnatürlich wirken. Dies kann den Zuschauer gelegentlich aus der Erfahrung herausreißen.

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Here ist ein unkonventionelles Filmerlebnis, das mit seiner einzigartigen Erzählweise und tiefgründigen Thematik beeindruckt. Die schauspielerischen Leistungen von Tom Hanks und Robin Wright tragen maßgeblich dazu bei, dass der Film funktioniert, und Robert Zemeckis‘ Regie bringt die melancholische Schönheit des Lebens auf die Leinwand.
Ein kühnes visuelles Experiment mit Schwächen
Dennoch könnte der experimentelle Stil nicht für jeden Zuschauer geeignet sein. Wer eine klare Handlung oder ein schnelles Erzähltempo erwartet, könnte sich an den ruhigen, fast meditativen Bildern stören. Zudem fällt das digitale De-Aging stellenweise negativ auf.
Insgesamt aber ein traurig-schöner Film, der zum Nachdenken anregt und eine emotionale Wirkung hinterlässt – auch wenn nicht jeder Zuschauer sich auf dieses cineastische Experiment einlassen wird.


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