Als Guillermo del Toro 2004 Hellboy verfilmte – einen Comic, den abseits eingefleischter Fans kaum jemand kannte – landete er einen echten Überraschungserfolg.
Ein Franchise zwischen Hit und Rückschlag
Ron Perlman war als fluchender, trinkender und kettenrauchender Dämon ein Glücksgriff, und die Mischung aus Horror, Superhelden-Elementen, Steampunk und trockenem Humor funktionierte hervorragend. Auch Teil zwei legte noch eine Schippe drauf.
Doch statt eines dritten Abschlusses folgte ein Reboot mit David Harbour, das nicht mehr überzeugen konnte. Nun steht die nächste Neuinterpretation an. Aber ist sie der ersehnte Neustart – oder erneut ein Schuss in den Ofen?

© Telepool GmbH
Schon früh wird klar, dass die rund 20 Millionen Dollar Budget nicht weit gereicht haben. Der Film sieht stellenweise so billig aus, als würde man gerade ein ambitioniertes Fanprojekt auf YouTube sehen.
Optik wie ein Fanprojekt
Das Hellboy-Makeup ist solide und kann sich mit den Vorgängern messen, doch der Rest wirkt farblos, trist und erstaunlich lieblos. Dabei hätte die Geschichte rund um einen höllischen Seeleneintreiber durchaus Potenzial.
Eine Mission, die direkt in die Hölle führt
Hellboy soll gemeinsam mit der jungen Agentin Bobbie Jo Song (Adeline Rudolph) eine dämonische Spinne nach England überführen. Natürlich geht etwas schief – und plötzlich stolpert „Red“ (Jack Kesy) mitten hinein in einen Konflikt mit dem Teufel selbst.
Dieser tritt als krummer Mann mit Hut auf und sammelt die Seelen jener ein, mit denen er einst teuflische Deals eingegangen ist. Die Spur führt Hellboy und Bobbie Jo in eine verfluchte Kirche, wo Hexen, Dämonen und ein blinder Priester mit einer heiligen Schaufel auf sie warten.

© Telepool GmbH
Ein Großteil der Handlung spielt in nur einem einzigen Schauplatz – einer extrem dunklen Kirche, in der häufig kaum Details zu erkennen sind. Effekte sind rar, Verwandlungen finden oft außerhalb des Bildes statt und werden nur angedeutet.
Zu wenig Schauplätze, zu wenig Budget, zu wenig Spannung
Mit mehr Budget hätte der Film deutlich atmosphärischer, wuchtiger und abwechslungsreicher ausfallen können. Leider ist die Inszenierung träge: Viele langatmige Dialoge ziehen die Handlung in die Länge, während Spannung oder echter Grusel nur selten aufkommen.
Jack Kesy bemüht – aber kein Perlman, kein Harbour
Jack Kesy macht seine Sache grundsätzlich ordentlich und verleiht Hellboy eine gewisse Lässigkeit. Doch an die markante Präsenz von Ron Perlman oder den kernigen Charme von David Harbour kommt er nicht heran. Vieles wirkt gut gemeint, aber schlecht gemacht – als hätte man einen Hellboy-Film bei Wish bestellt.
Schade ist vor allem, dass die Studios scheinbar kein Vertrauen mehr in die starke Vorlage von Mike Mignola haben. Obwohl Mignola selbst am Drehbuch mitgeschrieben hat, wurde der Film dadurch leider auch nicht besser.

© Telepool GmbH
Am Ende bleibt ein zwiespältiges Gefühl: Einerseits die Freude, überhaupt wieder ein Lebenszeichen von Hellboy zu bekommen, andererseits die Enttäuschung über eine schwache, billig wirkende Neuinterpretation.
Ein Franchise ohne Vertrauen
Vielleicht wäre es wirklich besser, das Franchise eine Weile ruhen zu lassen und erst dann zurückzukehren, wenn man Hellboy die Geschichte und das Budget geben kann, die er verdient.

Bildrechte: Telepool GmbH


