Goblin Slayer (2018) – Staffel 1 | Kritik

Goblin Slayer

Im Jahr 1974 entwickelten Gary Gygax und Dave Arneson zusammen das erste Pen-&-Paper-Rollenspiel mit dem Namen Dungeons & Dragons. Bis heute wird das unter der Abkürzung D&D bekannte Rollenspiel noch immer erfolgreich vertrieben und kann weiterhin massenhaft Fans auf der ganzen Welt für sich begeistern. Auch zahlreiche Brett- und Computerspiele basieren auf den Grundprinzipien dieses Klassikers.

Doch was hat all das mit dem Anime Goblin Slayer zu tun? Nun ja, im Grunde ist dieses Anime nichts anderes als die pompöse Nacherzählung eines D&D Abenteuers.

In einer Welt voller Drachen, Dämonen und zahlreichen anderen Wesen tritt eine junge Priesterin der Gilde der Abenteuer bei. Schnell schließt sie sich einer Gruppe junger Abenteurer an und begibt sich auf ihre erste Bewährungsprobe.

Die unerfahrene Gruppe möchte entführte Mädchen aus den Fängen der Goblins befreien und zieht hochmotiviert in den Kampf. Doch das Unternehmen gerät schon bald in einen Hinterhalt dieser listigen Wesen und muss schwere Verluste einstecken. Aber als schon alles verloren scheint, stellt sich Goblin Slayer dem Gegner in den Weg und rettet der Priesterin das Leben.

Von nun an erledigen der Goblin Slayer, welcher einzig gegen Goblins in den Kampf zieht, und die Priesterin gemeinsam die Aufträge der Gilde der Abenteuer. Denn Goblin Slayer hat sich zur Aufgabe gemacht, alle Goblins auszurotten.

© AniMoon Publishing/Netflix

Der erste Eindruck zu Goblin Slayer lässt den gewillten Zuschauer von einem weiteren Isekai-Anime wie Log Horizon oder No Game No Life ausgehen. Doch bereits in den ersten zehn Minuten der ersten Episode legt das Anime seinen grausamen Ton fest.

Beginnend mit dem ersten Schwerthieb wird von nun an auf brutalste Weise gemordet und geschlachtet. Nicht umsonst löste diese Episode eine Kontroverse aufgrund einer detaillierten Vergewaltigungsszene aus. Der zart beseidete Zuschauer sollte daher eher einen großen Bogen um Goblin Slayer machen, auch wenn das Anime nach diesem WTF-Moment schnell in die Spur findet und den Fokus stärker auf die Handlung als den Gore-Effekt legt.

Wer sich mit dieser brutalen Ausgangslage anfreunden kann, den erwarten in der ersten Staffel zwölf durchaus interessante Episoden, die, wie bereits erwähnt, in ihrem Charakter immer wieder stark an die bekannte Pen-&-Paper-Vorlage erinnern.

So werden im Laufe der Handlung häufig Hinweise auf den bereits genannten Rollenspiel-Hintergrund aufgezeigt und lassen bekennende D&D-Veteranen anerkennend schmunzeln. Nicht nur, dass der Zuschauer auf bekannte Monster aus der Vorlage, unter anderem das ikonische fliegende Auge Beholder, trifft, sondern er wird ebenfalls konstant mit Hinweisen auf den Dungeon-Crawler-Aspekt eines Pen-&-Paper-Rollenspiels konfrontiert. Goblins leben nun einmal meist im Untergrund in einem dunklen Verlies. Auch die Hintergrundgeschichte der würfelnden Götter könnte nicht eindeutiger zuzuweisen sein, ebenso wie die Einschränkungen bei der Wirkung von Magie mit ihren täglichen Aufladungen.

Das Fokus des Anime liegt eindeutig auf dieser Grundlage und daher bleibt leider wenig Zeit für die Entwicklung der Charaktere, obwohl gerade dies einer der Grundaspekte einer D&D-Erfahrung ist. Einzig der Hauptcharakter Goblin Slayer erfährt im Laufe der ersten Staffel eine Wandlung und der Zuschauer darf sich über einige Informationen zu seinen Beweggründen freuen. Der Rest der Gruppe von Abenteurern läuft einfach so mit, ohne eindeutige Begründung ihrer Intentionen.

© AniMoon Publishing/Netflix


Immerhin ist der titelgebende Charakter keine unbesiegbare Ein-Mann-Armee und muss bei seinen Goblin-Schlachtereien auch immer wieder deftig einstecken. Die Aufträge löst er meist durch geschickte Taktiken und Interaktionen mit seinen Begleitern. Doch, obwohl die meisten seiner Weggefährte denselben Abenteurer-Rang innehaben wie er, scheinen sie keinerlei Kampferfahrung vorweisen zu können.

Es ist zwar eindeutig die Intention der Serie, dem Zuschauer zu verdeutlichen, dass die Goblins nicht wie vermutet nur dumme und einfach zu besiegende Gegner sind. Jedoch wirkt es ab und an etwas banal, wenn der Golin Slayer jedem seiner Gefährten mitteilen muss, wann diese bitte einen ihrer Zauber zu wirken haben. Dieser Fokus auf den Hauptcharakter wird auch bei den einzelnen Namen der auftauchenden Charaktere deutlich.

Während der Goblin Slayer von fast jedem Mitstreiter unter einem anderen Namen angesprochen wird, was wohl den Zusammenhalt und das Verständnis der Gruppe symbolisieren soll, werden alle Nebencharaktere lediglich mit ihrere Klasse oder Rasse bezeichnet. So darf man sich auf Gespräche zwischen der Priesterin und dem Krieger mit dem Zweihänder oder der Elfe und dem Zwerg freuen. Wie gesagt, innerhalb der Gesellschaft der Gefährten wird dies im Laufe der Handlung etwas ausgedehnter anlässlich der symbolisierten Vertrautheit der Gruppe.

Was den Stil des Anime angelangt gibt es nichts zu meckern. Detailreiche Hintergrundzeichnungen und Momentaufnahmen lassen den Zuschauer in die Welt eintauchen. Interessant ist jedoch abermals, das einzig der Hauptcharakter per CGI modelliert und präsentiert wird. Und das in bewundernswerter Qualität, die besonders in den Kampfszenen die Wucht und Geschwindigkeit der Angriffe großartig auf den Bildschirm bringt.

Er will nicht die Welt retten. Er will Goblins töten!

Goblin Slayer fängt in bisher nicht gesehener Art und Weise den Charakter einer Dungeons & Dragons-Kampagne ein. Dazu zählen sowohl glorreiche Erfolge als auch alberne und kitschige Momente. Besonders bei den Kämpfen kann man deutlich die Spannung des Würfel-Wurfes spüren, welcher über das Überleben der Gruppe entscheidet.

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Das Anime ist eine nette Alternative zu den bekannten Isekai-Ablegern und konnte schnell eine große Fangemeinde um sich scharen. So wurde das Dark Fantasy Anime vom Studio White Fox, welche ebenfalls die großartigen Titel Re:ZERO und Steins;Gate veröffentlichten, bereits mit dem Film Goblin Slayer: Goblin’s Crown (2020) fortgesetzt.

Der geneigte Zuschauer muss sich aber auch den Mängeln in der Handlung und Charakterentwicklung bewusst sein. Wie so oft erwähnt, liegt der Fokus in der ersten Staffel eindeutig auf dem Hauptcharakter, welcher dafür aber im Endeffekt eine recht komplexe Wandlung erfährt.

Wer sich also nicht von der Brutalität der Kampfszenen abschrecken lässt und ein paar Abende mit seichter Fantasy verbringen möchte, dem kann man Goblin Slayer nur ans Herz legen. Immerhin möchte der Goblin Slayer nur eines; Goblins schlachten!

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Bildrechte: AniMoon Publishing/Netflix

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