Drei Jahre nach Knives Out – Mord ist Familiensache erscheint am 23. Dezember die Fortsetzung Glass Onion: A Knives Out Mystery auf Netflix. Bereits im Vorfeld erschien der 140-minütige Krimi von Rian Johnson (Looper) in ausgewählten Kinos.
Agatha Christie im Jahr 2022
Die Fortsetzung setzt auf ein ähnliches Konzept: Ein Cast mit namhaften Stars, ein Mordfall und ein Detektiv. Dies alles wirkt im Jahre 2022 etwas aus der Zeit gefallen. Direkt fühlt man sich an die Filme von Agatha Christie erinnert, die den Zuschauer meist lange zappeln ließ, bis der Mörder sein Gesicht zeigte. In Glass Onion gelingt dieses Revival alter Sehgewohnheiten zum Teil, zum anderen Teil jedoch nicht. Aber dazu später mehr.
Der Milliardär Miles Bron (Edward Norton) lädt all seine Freunde ein zu einer Party auf seiner griechischen Insel. Dabei hat jeder von ihnen keine gewöhnliche Einladungskarte, sondern eine kleine Mystery-Box erhalten, die nach ein paar Rätseln den Weg zur Insel ebnet.
Eine Insel voller Hinweise & Verdächtiger
Mit dabei ist unter anderem Duke Cody (Dave Bautista) mit seiner Freundin Whiskey (Madelyn Cline). Duke verdient sich sein Geld als Influencer. Zudem ist auch Mode-Ikone Birdie Jay (Kate Hudson) am Start. Mit zwei Personen hätten die Beteiligten wohl eher nicht gerechnet: Zum einen ist Cassandra „Andi“ Brand (Janelle Monae) auch da, obwohl sie mit Miles vor Jahren einen heftigen Streit hatte und seitdem den Kontakt zu allen gemieden hat. Und der zweite unerwartete Gast ist der Muster-Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig).
Doch scheint der Milliardär Miles ihn gar nicht eingeladen zu haben. Irgendjemand plant hier etwas, wovon die anderen nichts wissen. Ein plötzlicher Mordfall bringt das große Rätselraten in Gang. Wer ist der Killer?
Glass Onion: A Knives Out Mystery fällt direkt auf, wenn man einen Blick auf das Kinoprogramm wirft. Zu ähnlich sind sich die meisten Filme heutzutage und meist auch zu ideenlos. Der zweite Knives-Out-Streich ist in gewisser Hinsicht wieder genau dieses Produkt, was nach einem gelungenen ersten Teil Standard geworden ist. Mehr als 310 Millionen Dollar Einspielergebnis und eine Oscar-Nominierung für Rian Johnsons Drehbuch markierten den Erfolg.
Daniel Craig spielt alle in den Schatten
Einer Fortsetzung stand also nichts mehr im Wege – eigentlich. Denn oft sind es die vorgegeben Strukturen aus Vorgängerfilmen, die die Kreativität eines Drehbuchautors einschränken. Denn durch die Erfolge hat sich bei Fans des ersten Films auch eine gewisse Erwartungshaltung gebildet. Zudem hat die Corona-Pandemie für verschärfte Maßnahmen beim Dreh gesorgt, was auch inhaltlich im Film aufgegriffen wird. Beispielsweise durch das Tragen eines Mundschutzes.
So hat es bereits im Vorfeld einiges an Arbeit für die Knives-Out-Crew gegeben. Teil 2 merkt man diese Hürden an. Denn er hat nicht mehr die Dialogschärfe wie sein Vorgänger. Außerdem sind die Figuren nicht mehr so gelungen. Es ist klar, dass bei vielen Figuren nicht jede interessant sein kann.
Nur hat Johnson eben auch 140 Minuten Laufzeit, um dies zu schaffen. Dem Regisseur und Drehbuchautor missglückt es. Die Hauptfigur Benoit Blanc wird gut gezeichnet und dank eines gut aufspielenden Ex-007-Darsteller Craig ideal dargestellt. Seine eigenwillige Art, Mordfälle zu lösen, ist schön anzusehen. Des Weiteren hat der Brite richtig Lust gehabt, nach 15 Jahren als James Bond endlich mal wieder schauspielerisch richtig frei zu performen. Diese Rolle tat ihm sichtlich gut.
Auch Edward Norton kehrt mit diesem Film auf die Leinwand zurück. Der Amerikaner, der in den vergangenen Jahren etwas von der Bildfläche verschwunden ist, spielt den exzentrischen Milliardär glaubhaft, aber auch nicht überragend. Zudem spielt Dave Bautista (Dune) den dummen Muskelberg gekonnt. Seine Szenen sind dieses Mal witzig und unterhaltsam.
Cleverer Mord, schwache Hauptverdächtige
Alle anderen Cast-Mitglieder unter – oder überspielen ihre Rollen. So wirken viele Figuren etwas unglaubwürdig. Total verschenkt sind Leslie Odom Jr. (Hamilton) und Kathryn Hahn. Kate Hudsons Leistung ist in Ordnung, teilweise jedoch auch überzogen.
So fehlt dem zweiten Teil ein starker Cast, wie Teil 1 ihn hatte. Der Mordfall ist in Ordnung, nur zieht Johnson ihn mit 140 Minuten sehr in die Länge. Einige Szenen sind einfach überflüssig. Auch das Corona-Thema wird hier so nebensächlich eingebaut, dass es gar keinen Sinn ergibt, warum dies überhaupt erwähnt wird.
Der Kniff am Ende ist gelungen, da führen viele Stränge der Geschichte gut zusammen. Mit etwas mehr Stringenz und besseren Figuren wäre die Glass Onion ein echter Hingucker geworden.
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