Essen SPIEL 2022 – Top 10 Neuheiten

Auch in diesem Jahr steht wieder die weltweit größte Messe für Brettspiele an. Die SPIEL 2022 kann nach den Corona-Jahren wieder wachsen und begrüßt in diesem Jahr rund 950 Spieleverlage aus 56 Nationen mit mehr als 1.800 Brettspielneuheiten. Vom 6. bis zum 9. Oktober lockt die Messe SPIEL in diesem Jahr wieder Jung und Alt in die Messehallen nach Essen.

Ich habe mich durch die aktuelle Liste der Neuheiten der SPIEL 2022 gearbeitet und meine 10 Favoriten herausgesucht.

10. Verdant (2022)

© Flatout Games

Ich liebe Pflanzen. Meine Wohnung wurde nicht ohne Grund schon von vielen Besuchern als Dschungel bezeichnet. Als ich also von Verdant hörte, einem Brettspiel über Zimmerpflanzen, war ich sofort hellhörig.

Wir versuchen durch geschicktes Platzieren von Pflanzenkarten und Zubehörplättchen die gemütlichste Wohnung zu erschaffen. Dabei müssen wir natürlich auf die besten Lichtverhältnisse für unsere grünen Mitbewohner achten und können nebenbei unseren Grünen Daumen verbessern, um zusätzliche Aktionen ausführen zu können.

Verdant klingt für mich wie perfektes Spiel für zwischendurch, welches nicht zu komplex ist und sich mit einer Spielzeit von 30 bis 45 Minuten wirklich fast immer an einem Spieleabend unterbringen lässt. Zudem sieht es einfach umwerfend aus und manch einer lernt vielleicht sogar noch etwas über die ein oder andere Pflanze. Wenn ich an meine Freundin denke, wäre es zu wünschen. Sie hat schon einige Pflanzen auf dem Gewissen.

Verdant könnt ihr euch auf der Messe in Halle 3 Stand K107 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 1-5
Alter: 10+
Spielidee: Molly Johnson, Robert Melvin, Aaron Mesburne, Kevin Russ, Shawn Stankewich
Gestaltung: Beth Sobel
Verlag: Flatout Games


9. Kiwi Chow Down (2022)

© Detestable Games

Fast hätte ich Kiwi Chow Down komplett ignoriert, doch der Name blieb mir im Kopf stecken und ich habe mir das Spiel noch einmal genauer angeschaut. Was für ein Glück!

In Kiwi Chow Down befehligen wir eine Schar von neuseeländischen Kiwi-Vögeln. In einem klassischen Area Control Konzept versuchen wir Mehrheiten auf dem Brett zu erreichen und bestimmte Gebiete zu kontrollieren.
Zu diesem Zweck können wir drei Aktionen nutzen – bauen, füttern, bewegen.

Wenn wir unsere Schar ausbauen, erhalten wir zusätzliche Boni, die uns einen Vorteil verschaffen. Durch Füttern wachsen unsere kleinen Kiwi und werden größer, doch aufgepasst! Werden sie zu groß, platzen sie. Und wir brauchen große Kiwis, damit wir kleine Kiwis unserer Gegenspieler verscheuchen können. Doch unsere Mitspieler können unsere Kiwis ebenfalls füttern und diese dadurch zum Platzen bringen.

Ihr merkt schon, Kiwi Chow Down nimmt sich nicht ganz ernst, aber das Konzept durch Füttern Kiwis zum Platzen zu bringen und dadurch ganze Felder freizuräumen, klingt super spaßig. Ich werde mir das Spiel auf jeden Fall genauer anschauen.

Kiwi Chow Down könnt ihr euch auf der Messe in Halle 5 Stand A101 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 1-4
Alter: 14+
Spielidee: Pepe Macba
Gestaltung: Ivan Escalante
Verlag: Detestable Games


8. Evergreen (2022)

© Horrible Guild

Der Verlag Horrible Guild hat in den letzten Jahren mit vielen guten Spielen, wie beispielsweise dem zum Kennerspiel 2020 nominierten The King’s Dilemma auf sich aufmerksam gemacht. So viel sogar, dass man den ursprünglichen Namen Horrible Games ablegen musste.

Die diesjährige Messeneuheit Evergreen zur SPIEL 2022 folgt dem aktuellen Trend von Spielen mit Thema Umwelt – ob nun in Bezug auf Pflanzen oder Energie. Grundlegend erinnert das Spielprinzip stark an Photosynthesis aus dem Jahr 2017. Wir pflanzen Samen, lassen unsere Bäume wachsen und versuchen ihnen genügend Licht zu ermöglichen. Doch in Evergreen basteln wir an unserem eigenen Wald und bauen nicht auf einem gemeinsamen Spielfeld. Wir legen zudem Büsche und Seen an, damit sich unser Wald vielseitiger gestaltet und konzentrieren unsere Baumpracht auf den nährreichsten Stellen.

Wow! Dieses Spiel sieht einfach nur wunderhübsch aus. Das tolle Holzmaterial, die doppellagigen Spielertableaus und das Kartenartwork sind einfach nur zum Zunge schnalzen. Auch das Spielprinzip spricht mich deutlich mehr an als einst bei Photosynthesis, welches ich seit 2017 aber auch nicht mehr gespielt habe.

Evergreen könnt ihr euch auf der Messe in Halle 3 Stand F111 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 1-4
Alter: 8+
Spielidee: Hjalmar Hach
Gestaltung: Wenyi Geng
Verlag: Horrible Guild


7. Atiwa (2022)

© Lookout Games

Würde es einen Preis für das hässlichste Brettspielcover geben, Atiwa wäre ganz vorne mit dabei. Wieso Uwe Rosenberg dieses Mal nicht seinen Stammdesigner Klemens Franz genutzt hat, kann wohl nur der Verlag Lookout Games beantworten. Aber man soll bekanntermaßen ja kein Spiel nach seinem Äußeren bewerten und es ist immerhin ein Uwe Rosenberg Spiel. Ihr wisst schon, der Typ, der fast jedes Jahr einen Klassiker auf den Markt bringt wie Bohnanza, Agricola, Le Havre, Caverna und wie sie alle heißen. Ihr seht schon, ein neuer Rosenberg-Titel ist immer einen Blick wert.

Und Atiwa klingt nach einer perfekten Mischung bekannter Prinzipien aus vergangenen Rosenberg-Spielen und neuen Konzepten in einem sehr interessanten Setting. In Ghana, Afrika, ist das Atiwa Plateau ein Naturschutzgebiet mit steilen Hängen und unzähligen bedrohten Tierarten. Doch die Ausbeutung der Rohstoffe in der Gegend und die Jagd auf die Tiere stellen für das Gebiet eine große Herausforderung dar. Doch der Bürgermeister der nahegelegenen Stadt Kibi hat den enormen Nutzen der ansässigen Fruchtfledermäuse, sogenannte Flughunde, bei der Neuwaldung der Region erkannt.

Wir setzen unsere Arbeiter also in gewohnter Manier auf Aktionsfelder, bauen unsere Siedlung aus, versuchen Rohstoffe so nachhaltig wie möglich zu erlangen und lassen unsere Flughunde ausfliegen, um neue Gebiete zu bewirtschaften und Bäume wachsen zu lassen. Und bei allen unseren Aktionen müssen wir ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen unseres Dorfes und der Natur beachten. Das alles klingt auf den ersten Blick relativ einfach, doch wie wir Uwe Rosenberg kennen, verknüpfen sich diese einfachen Mechaniken zu einem großen Ganzen, welches einen über Stunden über den perfekten Zug grübeln lässt.

Atiwa könnt ihr euch auf der Messe in Halle 6 Stand H110 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 1-4
Alter: 14+
Spielidee: Uwe Rosenberg
Gestaltung: Andy Elkerton
Verlag: Lookout Games


6. Beast (2022)

© Studio Midhall

Vielleicht habt ihr auch von dem Computerspiel Evolve aus dem Jahr 2015 gehört, in welchem ein Spieler ein Boss-ähnliches Monster verkörpert und eine Truppe aus vier Spielern sich diesem gegenüberstellt. Genau an dieses One-vs-Many Konzept musste ich bei dem Brettspiel Beast denken, als mir das Spiel letztes Jahr auf Kickstarter über den Weg lief.

Auch in Beast übernimmt ein Spieler ein Monster, welches eine Truppe Jäger davon abhalten will, in das unberührte Naturidyll einzudringen. Über verschiedene Karten, welcher vor einer Runde zwischen allen Spieler verdraftet werden, führen die Spieler ihre Aktionen aus. Durch gute Kooperation können die Jäger sich dem mächtigen Monster entgegenstellen, denn alleine haben sie keine Chance.

Persönlich freue ich mich unheimlich auf dieses Spiel, da ich schon als Kind von dem Ravensburger Klassiker Scotland Yard begeistert war. Und dabei war es mir immer egal, ob man als Mister X versuchte zu entkommen oder die angespannte Jagd mit den Mitspielern plante. Beast könnte mir dieses Erlebnis, in modernem Gewand, auf den Spieltisch zurückbringen. Ich kann es kaum erwarten in die Haut eines dieser mächtigen Wesen zu schlüpfen oder taktisch sinnvolle Züge mit meinen Mitstreitern zu planen.

Beast musste leider kurzfristig die Teilnahme an der Messe SPIEL 2022 absagen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 2-4
Alter: 14+
Spielidee: Aron Midhall, Elon Midhall
Gestaltung: Aron Midhall
Verlag: Studio Midhall


5. Findorff (2022)

© 2F-Spiele

Meiner Meinung nach gibt es genau zwei Brettspiele von Friedemann Friese, die jeder in seiner Sammlung haben sollte: Funkenschlag und Fabelsaft. Mit Findorff könnte in diesem Jahr das dritte Spiel in meiner Sammlung landen.

Findorff ist ein Stadtteil in Friedemann Frieses Heimatstadt Bremen. In einer Zeitspanne von 1803 bis 1916 sind wir für die Trockenlegung des Moores im Norden Bremens, den Torfabbau und die Besiedlung des Moores mit Bewohnern zuständig. Über einen Marktplatz, welcher an den aus Funkenschlag angelehnt ist, bauen wir historische Gebäude aus der Zeit durch geschicktes Warenmanagement.

Ich werde mir nach etlichen Jahren wieder einmal ein Brettspiel von Friedemann Friese ganz genau anschauen und bin mir fast schon sicher, dass es dieses Jahr Findorff in meine Sammlung schaffen wird.

Findorff könnt ihr euch auf der Messe in Halle 3 Stand L104 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 1-5
Alter: 12+
Spielidee: Friedemann Friese
Gestaltung: Lars-Arne „Maura“ Kalusky
Verlag: 2F-Spiele


4. Q.E. (2019)

© BoardGameTables.com

Das Konzept von Q.E. klingt erst einmal sehr simpel. Als Spieler könnt ihr pro Runde so viel pro Runde auf Siegpunkte bieten, wie ihr wollt. Ob 0,0000001 oder 1.000.000.000 ist vollkommen egal. Wichtig ist nur, dass ihr am Spielende nicht das meiste geboten habt, denn dann verliert ihr alle eure Siegpunkte.

Q.E. steht für das Quantitative Easing und für Anleihenkäufe der Notenbanken. Ihr könnt euch also euer Geld selber drucken und deswegen so viel bieten, wie ihr wollt. Ihr druckt euch das Geld einfach. Also wie im wahren Leben. Das Spiel gibt es zwar schon seit 2019, nun erscheint aber eine deutsche Version beim Verlag Strohmann Games. Und dieser Verlag hat in den letzten Jahren mit wirklich tollen Geheimtipps den Markt im Sturm erobert. Ich sage nur: Fantastische Reiche.

Die Einfachheit dieses Brettspiels, aber gleichzeitig der Mindfuck, der einen in jeder Runde darüber grübeln lässt, ob der gewählte Betrag jetzt viel zu hoch war oder viel zu niedrig, um die wichtigen Punkte zu gewinnen, wird für intensive Spielrunden sorgen. Und da sich die Spielzeit in Grenzen hält, auch gut als Lückenfüller zu gebrauchen. Eine Erweiterung für einen 5. Spieler ist ebenfalls separat erhältlich.

Q.E. könnt ihr euch auf der Messe in Halle 2 Stand E133 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 3-5
Alter: 8+
Spielidee: Gavin Birnbaum
Gestaltung: Anca Gavril
Verlag: Strohmann Games


3. Wutaki (2021)

© Hodari Spiele

Spiele mit besonderem Artwork oder ausgefallenen Ideen wecken ja immer mein Interesse. Wutaki war so ein Fall, bei dem mich das ungewöhnliche Artwork dazu bewogen hat, das Brettspiel ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Und was soll ich sagen, das könnte eines meiner neuen Spiele werden, mit denen ich Freunde in das Hobby etwas tiefer einweise.

Im Dorf Wutaki ist die Hölle los. Die Bewohner glauben ihren Gott, ein großes Monster, verärgert zu haben und daher wird der Vulkan ausbrechen. Wir spielen einen der Älteren und schicken unsere Arbeiter aus, um Rohstoffe zu sammeln, welche wir unserem Gott opfern – und hoffentlich besänftigen. Doch das Spiel hat natürlich einen Twist. Wir können unsere Macht auch einsetzen, um andere Spieler daran zu hindern, erfolgreich Opfer zu bringen und so die Gottheit verärgern. Ihr könnt euren Mitspielern also gehörig auf die Nerven gehen. Gerade diese Interaktionen machen das ansonsten klassische Worker-Placement-Spiel besonders und bietet viele Optionen für unterschiedliche Spielweisen.

Wutaki könnt ihr euch auf der Messe in Halle 5 Stand J103 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 2-4
Alter: 14+
Spielidee: David Rimbach
Gestaltung: David Rimbach
Verlag: © Wonderbow Games[/caption]

Über wohl kein anderes Spiel habe ich in den letzten Wochen mehr geredet als über Hunters of the Lost Creatures. Als aktiver Kickstarter-Backer bin ich jedoch etwas enttäuscht über mich selbst, dass die Kampagne Mitte dieses Jahres übersehen habe.

Hunters of the Lost Creatures ist ein schnelles Kartenspiel für die ganze Familie oder den Freundeskreis. Und was mich besonders anspricht, es gibt keinen Glücksfaktor. Gewinn oder Niederlage entscheiden sich alleine durch die Entscheidungen der Spieler, da es keine Würfel gibt oder Karten zufällig gezogen werden.

Die Regeln sind in wenigen Worten erklärt: Wähle geheim einen deiner Jäger für das entsprechende Revier: Wasser, Luft, Wald oder Prärie. Der Jäger fängt für dich das entsprechende Tier, außer, ein anderer Spieler hat ebenfalls einen Jäger in das gleiche Jagdgebiet geschickt. Denn dann verstecken sich die scheuen Tiere und alle Jäger in diesem Gebiet gehen leer aus. Und so geht es Runde um Runde um seltene Tiere mit unterschiedlichen Wertigkeiten oder gar um das ultimative Ziel – ein Set aus allen Gebieten.

Hunters of the Lost Creatures ist schnell zu lernen, schnell zu spielen, sprachunabhängig, spielt sich simultan ohne Leerzeit und hat ein Artwork zum verlieben. Schaut es euch unbedingt an!

Ihr könnt euch Hunters of the Lost Creatures auf der Messe in Halle 6 Stand H110 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 2-5
Alter: 5+
Spielidee: Sönke Schmidt
Gestaltung: Sam Moore
Verlag: Wonderbow Games


1. Lacrimosa (2022)

© Devir

Jedes Jahr gibt es in Essen das eine Brettspiel, welches mich von der Idee so vom Hocker haut, dass ich es mir einfach anschauen muss. In diesem Jahr ist dies ganz eindeutig Lacrimosa.

Wolfgang Amadeus Mozart ist tot. Und wir schlüpfen in die Rolle von Mäzenen des verstorbenen Musikers und tragen mit unseren Geldern ein letztes Mal zum Schaffen des Komponisten bei. Wir spielen in verschiedenen Zeitlinien, Gegenwart und Vergangenheit, unsere unsere Karten aus, welche entweder als Ressourcen oder Aktionen verwendet werden können. So geben wir Kompositionen in Auftrag zur Vollendung des Requiems, sammeln an den wichtigsten Höfen und Theatern in Europa die nötigen Ressourcen und unterstützen die Karriere des Musikers.

Wer hätte gedacht, dass mich ein Brettspiel über musikalische, klassische Kompositionen einmal so begeistern würde? Lacrimosa ist überzeugt mich mit seinem Spielaufbau, den Möglichkeiten auf dem Board, den unterschiedlichen Zeitlinien, dem klassischen Stil und dieser ausgefallenen Idee.

Ihr könnt euch Lacrimosa auf der Messe in Halle 3 Stand M104 anschauen. Weitere Informationen findet ihr wie immer auf BoardGameGeek.

Spieleranzahl: 1-4
Alter: 14+
Spielidee: Gerard Ascensi, Ferran Renalias
Gestaltung: Jared Blando, Enrique Corominas
Verlag: Devir


Bild von Ylanite Koppens auf Pixabay

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