Ein herrschaftliches Anwesen, ein scharfsinniger Detektiv und ein Toter mit einer illustren Runde von Hinterbliebenen, die alle ihr eigenes Motiv für das vorzeitige Ableben des wohlhabenden Familienpatriarchen haben: Knives Out – Mord ist Familiensache hat wirklich alles, was es für einen spannenden und unterhaltsamen Whodunit braucht.
Dieses klassische Sub-Genre des Krimis bezieht seinen besonderen Reiz daraus, den Fall mit zu entschlüsseln und aus einem Kreis von Verdächtigen den Täter zu enttarnen. Und so bereitet es in Knives Out – Mord ist Familiensache ein im wahrsten Sinne mordsmäßiges Vergnügen, an der Seite von Daniel Craig in der Rolle des Detektivs Benoit Blanc, das komplexe Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern zu entwirren.
Und schließlich die Wahrheit hinter dem Tod des renommierten Krimiautors Harlan Thrombey (Oscar-Preisträger Christopher Plummer) zu enthüllen.
Am 8. Mai erscheint die Oscar®-nominierte Krimikomödie mit Star-Ensemble als DVD, Blu-ray, 4K Ultra HD Blu-ray und digital. Dann stellt sich auch im Heimkino die entscheidende und spannende Frage: Whodunit?
Definition von Whodunits: Benannt ist das Genre nach der phonetisch geschriebenen Frage Who done it? – Wer hats getan?. Klassische Whodunits weisen in Literatur und Film markante Merkmale auf. Am Anfang steht zumeist ein Mord. Oder ein Todesfall, der nach und nach als Mord erkannt wird. Das Setting ist begrenzt auf einen zentralen Ort, an dem sich fast die komplette Handlung abspielt.
Es gibt eine begrenzte Anzahl Verdächtiger, die in einer Verbindung zum Opfer standen. Und zuletzt eine Klärung des Falles vor allen Beteiligten, am Ende wird der Mörder entlarvt. Bis dahin bestimmen meist viele Finten und überraschende Wendungen das kammerspielartige Geschehen.
Bereits Arthur Conan Doyles Erzählungen und Romane seines genialen Meisterdetektivs Sherlock Holmes können zweifellos dem Genre zugeordnet werden. Nach diesen Frühwerken prägte Agatha Christie die Kriminalliteratur ab 1930 entscheidend mit ihren beiden Romanfiguren Miss Marple und Hercule Poirot.
Miss Marple, die altjüngferliche Amateurdetektivin mit dem scharfen Verstand, ermittelte 1961 bis 1964 in vier Kinofilmen. Wobei nur der erste auch auf einem Miss-Marple-Roman beruht. Doch schon in 16 Uhr 50 ab Paddington (1961) verlieh Schauspielerin Margaret Rutherford ihrer Figur diesen schrulligen Charme, der Agatha Christie zwar nicht gefiel, aber beim Publikum gut ankam.
Andere Drehbücher der Miss-Marple-Verfilmungen basierten auf den deutlich zahlreicheren Fällen des belgischen Privatdetektivs Hercule Poirot, der aber auch selbst auf die große Leinwand fand.
Sein berühmtester Fall vereint wie kaum ein anderer Krimi so gekonnt alle Eigenschaften eines Whodunits: Der Roman Mord im Orient-Express (1934) wurde zweimal fürs Kino und dreimal fürs Fernsehen verfilmt. Zuletzt erst 2017 unter der Regie von Kenneth Branagh, der auch die Hauptrolle als Poirot übernahm.
Unter den neueren Genrevertretern ist bspw. James Mangolds, mit Elementen aus Film Noir und Horror versetzter Thriller Identität von 2003. Die Geschichte über zehn Fremde, die wegen eines Unwetters für eine Nacht in einem abgelegenen Motel unterkommen und nach und nach zu Tode kommen, basiert lose auf Und dann gabs keines mehr, Agatha Christies meistverkauftes Werk und meistverkaufter Kriminalroman aller Zeiten.
Und der verzwickt konstruierte Mysterythriller The Loft (2014) macht den Zuschauer direkt selbst zum Ermittler. Über zahlreiche falsche Fährten und gezielt gesteuerte Verwirrung folgt man fünf Freunden, die untereinander herausfinden wollen, wer von ihnen seine Affäre im gemeinsamen Luxusloft ermordet hat.
Eine interessante Variation ist die Umkehrung des Whodunit-Prinzips, also das genaue Gegenteil: wir kennen den Täter von Beginn an, er muss aber noch überführt werden. Populär wurde das sogenannte Howcatchem-Genre ab 1968 durch Inspektor Columbo, genial verkörpert von Peter Falk. Und auch Christopher Nolans Noir-Thriller Memento (2000) kann aufgrund seiner Vermischung von chronologisch rückwärts und vorwärts erzählten Handlungssträngen als eigenwilliger Genrebeitrag einsortiert werden.
Whodunits gehören nicht nur zu den ältesten und klassischsten Krimis, sondern sind auch vielseitig und wandelbar. Knives Out – Mord ist Familiensache