Edison – Ein Leben voller Licht (2017) | Filmkritik

Edison - Ein Leben voller Licht (2017)

Es gibt bestimmte Wissenschaftler, dessen Namen überall auf der Welt ein Begriff sind. Albert Einstein kennt jedes Kind, auch Marie Curi, Leonardo Da Vinci, Charles Darwin oder Sir Isaac Newton sind solche bekannten Personen, die in ihren jeweiligen Gebieten bahnbrechende Erfindungen getätigt haben und bis heute mit ihren Entdeckungen in Verbindung stehen.

Die Formel E=mc² ordnet wohl jeder direkt Einstein zu und die Erfindung der Glühbirne einem gewissen Thomas Alva Edison. Und dabei hat Edison noch zahlreiche andere Erfindungen getätigt und wollte nie für die Glühbirne, sondern viel lieber für das Filmaufnahmegerät, das Mikrophon oder das Grammophon, in Erinnerung bleiben.

© Leonine Distribution GmbH

Wir befinden uns in Amerika, kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts: Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) ist nicht nur einer der genialsten Erfinder aller Zeiten, sondern wird auch von den Menschen für sein Wissen und seinen Erfindergeist gefeiert. Und mit seiner neuesten Errungenschaft scheint nicht weniger als ein Wandel der Welt bevorzustehen: zum ersten Mal soll ein ganzer Straßenzug in Manhattan mit elektrischem Licht erleuchtet werden!

Edison vs. Tesla

Das Kunststück gelingt und Edisons Berühmtheit nimmt nochmals gewaltig zu. Der Straßenzug in Manhattan war allerdings nur der Beginn. Edison plant seine Erfindung auf das ganze Land auszudehnen. Aber neben Edison dem Erfinder, gibt es auch Edison den Ehemann und Vater. Hin und her gerissen zwischen seiner fieberhaften Arbeit und seiner geliebten Frau Mary (Tuppence Middleton) und den beiden Kindern, gerät Edison zunehmend in einen inneren Konflikt.

Und auch die Konkurrenz schläft nicht: Der vermögende Unternehmer George Westinghouse (Michael Shannon), ermutigt von seiner ehrgeizigen Frau Marguerite (Katherine Waterson), engagiert den unbekannten jungen Erfinder Nikola Tesla (Nicholas Hoult), um das Rennen um die Stromversorgung Amerikas für sich zu entscheiden. Dieser setzt im Gegensatz zu Edison allerdings auf das durchaus gefährlichere Wechselstromsystem. Edison gerät immer stärker unter Druck, seine Erfindung zu verteidigen und seinen Idealen treu zu bleiben.

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The Weinstein Company wollte den Film Edison – Ein Leben voller Licht (Originaltitel: The Current War) bereits 2017 in die Kinos bringen. Doch nachdem Harvey Weinstein sexuelle Belästigung in zahlreichen Fällen vorgeworfen wurde und die ganze Affäre in einem riesigen Skandal gipfelte, wurde der Film letztendlich aufgrund der Insolvenz der Weinstein Company an ein anderes Studio veräußert.

Was lange währt, wird endlich gut?

Im Jahr 2019 fand der Film dann endlich seinen Weg in die weltweiten Lichspielhäuser. In Deutschland jedoch sollte es noch bis Juli 2020 dauern, bis der Film auch hierzulande letztendlich erschien. Das ganze Chaos um den Film Edison hat aber auch etwas Positives.

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Regisseur Alfonso Gomez-Rejon (Ich und Earl und das Mädchen) war nämlich mit der ursprünglichen Fassung des Films absolut nicht zufrieden und hatte durch die zahlreichen Verschiebungen endlich Zeit, den Schnitt gemäß seinen Vorstellungen nach anzupassen. So wurde Thomas Edison in der ursprünglichen Fassung, seiner Ansicht nach, offenkundig zu human dargestellt und seine Alles-oder-Nichts-Einstellung kam nicht deutlich genug herüber. In zahlreichen Ländern wird der Film daher auch offiziell als Director’s Cut beworben.

Der Stromkrieg

Der englische Originaltitel The Current War lässt den geschulten Kinogänger vermuten, dass sich der Film mit dem sogenannten Stromkrieg zwischen Gleichstrom (von Edison) und Wechselstrom (von Tesla/Westinghouse) befasst. Der deutsche Titel ist da, und das sage ich nicht sehr oft, deutlich passender. Denn im Grunde ist der Film eine Biographie über Thomas Edison, die sich stark auf die Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts konzentriert und Teile des Stromkriegs aus Edisons Sicht präsentiert.

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Natürlich spielen auch George Westinghouse mit seiner Westinghouse Air Brake Company und Westinghouse Electric Corporation, sowie Nikola Tesla in dem Film ihren Part, der Fokus liegt jedoch stark auf Edison und seine Handhabe im Kampf um die Ausleuchtung der US-amerikanischen Städte mit elektrischem Licht. Dieser Fokus trifft bei vielen Kinogängern auf Kritik, besonders wenn man den originalen Titel des Films beachtet, denn Tesla und dessen Genialität auf dem Gebiet der Elektrizität sind in Edison – Ein Leben voller Licht kaum mehr als eine Randnotiz im Schatten der Genialität eines Thomas Edison.

Dargestellt durch einen abermals genialen Benedict Cumberbatch (Doctor Strange), wird der Zuschauer mit einem egomanischen Edison konfrontiert, welcher trotz einige emotionaler Momente niemals die Gunst der Zuschauer für sich beanspruchen kann. Diese wird eher Michael Shannon (Take Shelter) in seiner Rolle des Industriellen George Westinghouse zuteil, welcher im Film den eigentlichen Antagonisten im Stromkrieg verkörpert.

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Trotz weiterer hochkarätiger Besetzung mit Tom Holland (Spider-Man: Homecoming), Nicholas Hoult (Warm Bodies – Zombies mit Herz) und Tuppence Middleton (Downton Abbey) schafft es Edison – Ein Leben voller Licht nie wirklich unterhaltsam zu sein. Er ist einfach geschichtlich zu korrekt und die Wahrheit ist nun einmal nicht immer unterhaltsam. Und dann werden noch große Teile der Geschichte, beispielsweise jegliche Aspekte des Konflikts mit Tesla nur am Rande erwähnt oder überhaupt nicht. So erfährt der Banker J.P. Morgan zwar in einer Szene einen kurzen Auftritt, sein Einfluss auf die Geschehnisse im Stromkrieg wird aber fast komplett unter den Tisch gekehrt. Diese spektakuläre Karriere von Betrug, Täuschung und Korruption wird nie im Detail erwähnt.

Vorwissen ist Pflicht

Leider ist der Film auch nichts für Zuschauer, die bisher absolut keine Kenntnisse über den Kampf zwischen Wechsel- und Gleitstrom und seine Protagonisten besitzen, denn er verbringt nur wenig Zeit mit einer Einführung seiner Charaktere. Wer also außer dem Namen Edison keinerlei Berührungspunkte mit dem Thema teilt, wird sich äußerst schwer tun, die einzelnen Charaktere, ihre Beweggründe und Verbindungen zu erfassen.

Edison – Ein Leben voller Licht scheitert als Film an seiner Korrektheit und lässt gleichzeitig viel zu viele wichtige historische Details aus. Daran kann auch der unglaublich hochkarätige Cast an Schaustellern nur wenig ändern, welche durch ihre Leistung immerhin die Filmkunst sehenswert machen. Vielleicht kann uns dieser aufregende Kampf der Ideale ab dem 20. August 2020 auf deutlich interessantere Weise unterhalten, wenn der Film Tesla mit Ethan Hawke in der Hauptrolle in den weltweiten Lichtspielhäusern erscheint.

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Bildrechte: LEONINE

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