Die zwei Päpste (2019) | Filmkritik

Die zwei Päpste

Nachdem es im Jahr 2005 noch hieß Wir sind Papst! folgte 2013 ein historischer Schritt. Benedikt XVI., geboren als Joseph Aloisius Ratzinger, tritt freiwillig von seinem Amt als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zurück. Eine Entscheidung, die vor ihm erst ein einziges Mal in der Geschichte getroffen wurde: von Coelestin V. im Jahr 1294.

Der Streaming-Anbieter Netflix hat diesen gewichtigen Vorfall nun als Film adaptiert und erzählt mit Die zwei Päpste (Originaltitel: The Two Popes) eine Geschichte zweier Männer, welche über Gott, die Vergangenheit und die Kirche philosophieren.

© Netflix

Als Papst Benedikt XVI. im Jahr 2005 die Wahl zum Oberhaupt der Kirche gewinnt, hatte der deutsche Geistliche nur einen wirklichen Konkurrenten: Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires, Argentinien. Ebenjener bittet im Jahr 2012 Papst Benedikt XVI. von seiner Arbeit als Kardinal zurückzutreten und in den Ruhestand zu wechseln.

Doch der Papst weigert sich, den Rücktritt des Kardinals anzunehmen. Stattdessen beruft er diesen nach Rom und beginnt einen Dialog über Tradition und Fortschritt, Vergangenheit und Zukunft und Schuld und Vergebung. Und auch wenn beide Männer eine unterschiedliche Weltanschauung besitzen, entsteht nach und nach während der Gespräche eine tiefe Freundschaft voller Respekt. Im Anschluss trifft Papst Benedikt XVI. eine Entscheidung, die nicht nur für ihn, sondern auch für Jorge Mario Bergoglio und über eine Milliarde Gläubiger auf der ganzen Welt einige Folgen haben soll.

Der renommierte Regisseur Fernando Meirelles (City of Men) schafft mit Die zwei Päpste ein ebenso stark gespieltes wie dialogreiches Werk. In etwas über zwei Stunden lauscht der Zuschauer den Figuren Papst Benedikt XVI. und seinem Nachfolger Papst Franziskus über gemachte Fehler, religöse Ansichten und auch über Fußball und Musik.

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Dargestellt werden die beiden unterschiedlichen Charaktere hierbei von den britischen Schauspielern Anthony Hopkins (Thor: Tag der Entscheidung) und Jonathan Pryce (In guten Händen). Ohne Frage brillieren Hopkins und Pryce gleichermaßen in ihren Rollen und spielen ihre Figuren ebenso nachdenklich wie zielstrebig. Wobei der deutsche Papst hierbei doch eher konservativ dargestellt wird, wirkt sein Nachfolger deutlich offener und philanthropisch.

Und ob man nun eine Verbindung zur Kirche und der Religon hat oder mit einer atheistischen Sichtweise an das Werk geht, man kann keinesfalls abstreiten, dass die beiden fokussierten Figuren glaubhaft und interessant dargestellt werden. Vor allem die sanfte Gestik und Mimik beider Männer sorgt für eine menschliche Seite der Oberhäupter der römisch-katholischen Kirche.

Doch das Drehbuch verhindert leider, dass die starke Schauspielleistung den Film alleine tragen kann. Denn auch wenn die Dialoge meist scharfsinnig und gefühlvoll sind und die beiden geistlichen Männer bei einer Pizza und Fanta zueinandernfinden, so zäh wirkt all dies als Gesamtwerk. Einzig die Rückblenden und Erinnerungen von Jorge Mario Bergoglio bringen Abwechslung und Tempo mit sich. In der Gegenwart hingegen bremst das Erzähltempo immer wieder ab.

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Gerade als man denkt, dass nun ein brisantes Thema angesprochen wird und die beiden Männer im stillen Kämmerlein über die Fehler und Schulden der Kirche sprechen, verlässt die Kamera das Geschehen und der Ton wird herunter gepegelt. An dieser Stelle hätte man sich durchaus mehr Mut von Fernando Meirelles gewünscht ein Statement zu setzen. Auch wird hier eine Chance verpasst dem deutschen Papst mehr Tiefe und Emotion zu verleihen.

Als durchaus gelungen muss hingegen noch der subtile Humor genannt werden, welcher primär dadurch entsteht, dass zwei äußerst unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen. Pizza trifft auf deutsche Küche, Fußball auf Klaviermusik und beide Herren im gesetzten Alter müssen elektronisch darin erinnert werden nicht zu lange still zu sitzen.

Insgesamt schafft es Die zwei Päpste einer bedeutenden wahren Begebenheit etwas mehr Gedankentiefe und Nachvollziehbarkeit zu verleihen. Dank der überragenden Leistungen von Hopkins und Pryce erkennt man als Zuschauer die menschliche Seite der Päpste. Und doch muss man gestehen, dass das Werk als Spielfilm, der zur Unterhaltung dienen soll, dem Beobachter viel zu viel schuldig bleibt.

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