Schon klar, dass man bei billigen B-Pictures keine zu hohen Ansprüche stellen darf, aber etwas besser dürfte es schon sein als bei Die Nacht der offenen Särge. Gerade mit klassischen Gruselgestalten gibt es doch etliche Werke, die es stilvoller machen.
Drei Vampire, Frankensteins Monster, eine Hexe & ein Werwolf
Völlig miserabel ist dieser trashige Film nicht, denn die eine oder andere schaurige Szene kann er schon erzeugen, nur sind alle Szenen entweder mittelmäßig oder schlecht inszeniert – es gibt also erträgliche und sehr schwache Szenen.
Die Geschichte ist sehr brüchig erzählt, denn reibungslose Übergänge der Szenen und Handlungselemente, die auf einander aufbauen und dann in einander greifen, sind selten.
Der Wissenschaftler Dr. Exorcio, unterstützt von seinem schrecklichen Monster und seinem missgestalteten Diener Morpho, strebt nach Weltherrschaft. Um seine Pläne voranzutreiben, erweckt er den Vampir Graf Sartana durch ein Blutbad zum Leben und versetzt ihn unter seine hypnotische Kontrolle.
Die Schlacht um die Finsternis
Doch Dr. Seward, der den Grafen erst kürzlich pfählte, verbündet sich mit Amira, um gegen das Böse anzutreten, während die Vampire den Werwolf zur Befreiung aus Dr. Exorcios Gedankenkontrolle herbeirufen.
Ein großer Nachteil, der zu genau dem Ergebnis einer schwachen Handlung führt, ist, dass viel zu wenig gesprochen wird. Den Löwenanteil der Filmzeit wird überhaupt nicht geredet. Vampire gehen in Räume oder fliegen als Fledermaus rein, wobei die Fledermaus-Effekte okay sind. Es wird gebissen und gesaugt – oft aber im Halbdunkel, sodass man relativ wenig sehen kann. Vernünftige Dialoge, welche der Handlung Schwung verleihen, gibt es nicht. Ab und zu mal Monologe des bösen Professors.
Scheinbar sprachen die Schauspieler verschiedene Sprachen und es war kein Geld da, um die alle auf eine Sprache zu synchronisieren. Da hat man als Notlösung die Dialoge einfach weggelassen.
Stille Monster & schlechte Masken
Übrigens wirkt der Film in seiner Dialogarmut sehr ähnlich wie der als künstlerisch überhöhte Michael Kohlhaas von 2013. Und auch eine Szene, in der die Windgeräusche viel zu laut und störend sind, haben beide Filme. So dicht kann Kunstfilm am Trash sein.
Die Masken sind billig und schlecht gemacht. Die Vampirzähne meist zu kurz und stumpf und zu weit hinten. Dann einfach zu viel Blut in die Augen der Vampire geträufelt, was auch billig und abgeschmackt wirkt. Frankenstein ist eine Plastikschale auf das Gesicht geklebt und dem Werwolf neben minderwertigem Fell auch etwas Lehm ins Gesicht geschmiert. Der Werwolf erinnert übrigens etwas an die Werwölfe von Paul Naschy (Die Vampire des Dr. Dracula) und versucht auch sich so zu bewegen.
Es ist ganz klar, dass dieser Jess-Franco-Film versucht auf den Zug von Naschys wilden Monster-Kämpfen aufzuspringen. Am Ende gibt es dann auch eine Zweikampf Frankenstein gegen Werwolf, der aber gar kein Ende hat – für tödliche Effekte war wohl kein Geld vorhanden. Statt die Vampire auch noch kämpfen zu lassen (der Doktor mit seinem fahrenden Volk macht gar nichts, sondern findet nur noch Skelette), kommt man auf den schwachen Einfall den bösen Professor dann seine Monster (mit denen er eigentlich die Welt beherrschen wollte) selbst töten zu lassen. Das geht kostensparender, indem er z.B. einen mit Elektro grillt.
Wer die Naschy-Filme liebt, sei gewarnt: Die Nacht der offenen Särge ist nur ein schwacher Abklatsch
Extrem nervig ist, wie die Frauen hier dargestellt werden. In fast jeder Szene, in der eine Frau zu sehen ist, hat sie keine Worte zu sprechen, sondern schreit oder jammert laut und unablässig – meistens eine Mischung aus beidem. Was für ein dummes und abwertendes Frauenbild hat denn dieser Film? Sich nur krampfhaft Situationen zurecht zu machen, damit die kreischen können?
Irgendwelche bösen Träume, Vampirbisse, Blutentnahmen durch den Professor, Anschluss an Maschinen (deren Sinn niemand erklärt) – alles Fälle in denen Frauen in nervtötender Weise kreischen müssen. Das ist akustisch unästhetisch und oft sinnlos. Immerhin beißen die Vampire hier zu – mal in Menschengestalt, mal als Fledermaus. Die aus anderen Filmen geklaute Musik ist soweit passabel.
Innerhalb des Schaffens von Jess Franco ist dies noch einer der besseren Filme, aber sein Jack the Ripper ist deutlich sinnvoller, spannender und hat einen soliden filmischen Aufbau. Diese Struktur fehlt bei Die Nacht der offenen Särge teilweise.
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