Die Frau im Nebel (2022) | Filmkritik

Wenn der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook einen Film dreht, sollten die Ohren gespitzt werden. Der Filmschaffende aus Seoul brachte bislang Werke wie Oldboy (2003), I’m a Cyborg, But That’s OK (2006) und Die Taschendiebin (2016) hervor.

Je näher du hinsiehst, desto tiefer fällst du.

Sechs Jahre nach seinem letzten Film ist nun Die Frau im Nebel – Decision to Leave erschienen. Der Mysterystreifen konnte nicht nur bei den Filmfestspielen in Cannes überzeugen, sondern war auch Südkoreas Oscar-Beitrag 2023.

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Der unter Schlafstörungen leidende Kommissar Jang wird mit einem mysteriösen Fall konfrontiert: Ein passionierter Hobbykletterer stürzt beim Bergsteigen in den Tod. Zunächst deuten alle Spuren auf einen tragischen Unfall hin, doch dann betritt Seo-rae den Verhörraum.

War es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord?

Die schöne Witwe des Verstorbenen hat eigentlich ein wasserdichtes Alibi und doch will die Geschichte der Frau ohne Trauer nicht stimmig sein. Der Kommissar aus Südkorea hat jedoch noch ein weiteres Problem mit der hübschen Frau aus China: Mit jedem Treffen gerät der Polizist stärker in den Bann der so verletzlich wirkenden jungen Frau, und er wird regelrecht besessen von ihr.

Und auch die nicht ganz so unschuldige Seo-rae scheint nicht abgeneigt zu sein. Beide spielen ein Spiel, dass sie schon bald nicht mehr unter Kontrolle haben.

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Ein komplexes Melodram mit durchgehender Spannung und Elementen des Film Noir. Die Frau im Nebel beginnt, wie es der Titel bereits vermuten lässt, mit vielen schleierhaften Figuren, Handlungssträngen und Verbindungen. Nach und nach entfalten sich jedoch die Zusammenhänge und eine tiefschichtige Liebesgeschichte bestimmt das Geschehen.

In dem Moment, in dem du sagtest, du liebst mich, war deine Liebe vorbei. In dem Moment, in dem deine Liebe endete, begann meine Liebe.

Das neueste Werk von Park Chan-wook ist wie gewohnt kein einfacher Film zum nebenher schauen, sondern ein vielschichtiges Werk über Begierde und Verlust. Alles beginnt mit dem Berg und endet mit dem Meer. Ebenso unterschiedlich wie diese Elemente sind auch Jang und Seo-rae.

Und die passende Symbolik hierzu gibt es zahlreich in Die Frau im Nebel. Sei es zum Beispiel das zweifarbige Kleid von Seo Rae oder das Muster der Tapete. Doch auch auf technischer Ebene will der Film überzeugen.

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Eine bildgewaltige Hommage an den großen Alfred Hitchcock, bei der selbst das kleinste Telefonat derart interessant gestaltet wird, dass man als Zuschauer an Bild und Worte gefesselt ist. Die Hauptdarsteller Park Hae-il (Memories of Murder) als Jang Hae-joon und Tang Wei (Gefahr und Begierde) in der Rolle der Seo-rae liefern im Zusammenspiel eine hervorragende Leistung ab.

Wenn der Nebel sich lichtet…

Leider wird die Differenz der Sprache in der deutschen Synchronisation nicht immer deutlich vermittelt. Dies schadet dem Sehvergnügen aber kaum.

Insgesamt ist Die Frau im Nebel vielleicht kein weiteres ganz großes Meisterwerk von Park Chan-wook, aber doch ein intensives sowie unterhaltsames. Am Ende schaltet man den Film mit einer melodramatischen Laune ab, die sich mit der grauen Wolkendecke der Stadt Ipo deckt. Kein Herzschmerz, nur Schmerz bleibt zurück.

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