Der dunkle Turm (2017) | Filmkritik

„Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolverheld folgte ihm.“ Das sind die Worte, mit denen Stephen Kings Romanzyklus über den Dunklen Turm beginnt. Eine achtteilige Buchreihe, die versucht, so episch wie Der Herr der Ringe und so staubig wie die Spaghetti- Western der 60er zu sein, die Helden wie Clint Eastwood hervorbrachten.

Zwischen Licht und Dunkelheit

Ein ambitioniertes Werk, welches den Meister des Horrors von 1982 bis 2004 beschäftigte und geradezu darum fleht, endlich als packende Filmreihe umgesetzt zu werden.

2017 ist es dann endlich soweit: der umfangreiche Stoff wird mit Idris Elba (Luther) und Matthew McConaughey (Interstellar) verfilmt.

© Sony Pictures Entertainment

Es beginnt mit Jake Chambers (Tom Taylor), einem Jungen, der jede Nacht vom schwarzen Turm träumt. Jede Nacht erscheint der schwarze Mann (Matthew McConaughey) und versucht mit einer teuflischen Maschine den Turm zu zerstören. Wenn Jake erwacht, bebt die Erde und er weiß, dass es nicht bloß Träume sind, die ihn peinigen. Es sind Visionen, die er mit Bleistift und Papier festhält. Ein Verhalten, dass seine Mutter und ihren Lebensgefährten sehr besorgt.

Der Turm wird fallen!

Das wundersame Gebaren des Teenagers führt sogar so weit, dass eine spezielle Klinik kontaktiert wird, die sich um die Hirngespinste des Halbwüchsigen kümmern soll.

Doch Jakes Träume sind echt. Der schwarze Mann ist real. Und er sucht den Jungen um seine Pläne zu verwirklichen, damit der Turm endlich fällt. Doch es gibt einen einsamen Revolverhelden (Idris Elba), der sich dem Bösen entgegenstellt. Und ihn muss der Junge finden, der bereits in manch anderen Stephen King Romanen sein Unwesen trieb.

So reist Jake durch ein rätselhaftes Portal, um in einer fremden und unwirtlichen Welt auf jenen Helden zu treffen, der ihm so häufig im Traum erschienen ist. Doch wird sich der wortkarge Fremde dem Jungen überhaupt annehmen?

© Sony Pictures Entertainment

Der Film Der dunkle Turm wirkt auf jene, die die Bücher von Horrorgenie Stephen King nicht kennen, zuallererst wie ein solider Fantasyfilm mit reichlich Action. Idris Elba ist mit seinen Schusseinlagen und der unverkennbaren Coolness der Star des Films, obwohl er mehr die Rolle eines Nebencharakters zu erfüllen hat.

Revolverheld und Ritter

Die Chemie zwischen Teenager und Cowboy ist großartig und baut sich von anfänglichem Misstrauen zu einer Art Vater-und-Sohn-Geschichte aus, auch wenn es innerhalb der knappen Spielzeit von 95 Minuten kaum Gelegenheit für eine umfangreiche Entwicklung gibt.

McConaughey, der sonst eher Sonnyboys und Helden spielte, kann mit steinerner Miene und einer überraschenden Niedertracht ebenfalls überzeugen und mimt den Teufel in Person mit spielerischer Raffinesse. Ein Bösewicht, der mit minimalistischen Gesten ein Unbehagen verbreitet, als wäre er wirklich der Hölle entstiegen.

© Sony Pictures Entertainment

Die Effekte können sich sehen lassen und bringen die nötigen Fantasy und Horrorelemente gut zur Geltung. Ein stimmiger Soundtrack von Junkie XL (Godzilla vs Kong) rundet das Abenteuer zusätzlich ab.

Eine gescheiterte Saga

Doch für Kenner der Bücher ist der Film nur mit Vorsicht zu genießen. War der Revolverheld im Roman noch der Protagonist, wird er auf der Leinwand zur zweiten Geige degradiert. Fast scheint es, als wolle man Jake nur deshalb zum Dreh- und Angelpunkt machen, damit sich Harry Potter-Fans besser mit dem jungen Außenseiter identifizieren können.

Auch die Handlung der Geschichte spielt sich in Buch und Film so unterschiedlich ab, dass man sich unweigerlich fragt, ob Regisseur Nikolaj Arcel überhaupt jemals von der Vorlage gehört hat. Noch nie klaffte zwischen Buch und Filmadaption ein größerer Graben. Auf diese Weise verspielt Der dunkle Turm sein gewaltiges Potential und kann nicht wirklich überzeugen. Der ausbleibende kommerzielle Erfolg tut sein übriges, um zu verhindern, dass es zu weiteren Ausflügen in die Welt von Stephen Kings Fantasyepos kommen wird.

Nach dem Abspann bleibt man dann eher ernüchtert zurück und fragt sich, ob die Umsetzung in Form einer Streaming-Serie nicht vielleicht besser gewesen wäre und dem vorliegenden Lesestoff gerechter würde. Doch vielleicht wird eines Tages der richtige Filmemacher auftauchen und es besser machen.

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Bildrechte: Sony Pictures Entertainment

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