Die freche Hexe Sabrina Spellman ist zurück auf dem Bildschirm, doch mit der einstigen Sitcom aus den 90er Jahren haben die neuesten Abenteuer des jungen Mädchens kaum noch etwas zu tun.
Nachdem Sabrina – Total Verhext! bis zum Jahr 2000 in 163 Episoden von dem witzigen Alltag der Jugendlichen Sabrina Spellman (Melissa Joan Hart) erzählte, die mit ihren Tanten Hilda (Beth Broderick) und Zelda (Caroline Rhea) zusammenlebt und als frisch gebackene Hexe ihre Kräfte zu kontrollieren versucht, hat Netflix die Comic-Vorlage als dunkle Coming-of-Age-Geschichte adaptiert, voller Blut und Zauberei.
Dabei muss die Figur der Sabrina, die bereits 1962 in den Archie-Comics ihren ersten Auftritt hatte, mit okkulten Mächten, gespenstischen Erscheinungen und brutalen Feinden ringen, die alle an dem Leben und Tod der Sabrina Spellman interessiert sind. Doch wie gelungen ist das Reboot der Serie und kann es im Vergleich mit der beliebten Sitcom standhalten?
Die fast 16-jährige Sabrina (Kiernan Shipka) wächst nach dem Tod ihrer Eltern bei ihren Tanten Zelda (Lucy Davis) und Hilda (Miranda Otto) auf, welche dem dunklen Lord mit großer Hingabe dienen. Sabrina jedoch führt als Tochter eines Hohepriesters und einer Sterblichen ein Leben zwischen den Welten. Als Halbhexe und Halbmensch muss sie die satanischen Bräuche und den Schulalltag der Baxter High unter einen Hut bringen.
Als wäre all dies nicht schon genug, steht zu ihrem 16. Geburtstag auch noch ihre satanische Taufe an, bei der sie sich mit Leib und Seele dem dunklen Lord verpflichten soll. Doch Sabrina ist alles andere als überzeugt von dem dunklen Pfad und möchte ihr Leben unter den Menschen keinesfalls aufgeben. Schon bald sieht sie sich nicht nur mit einer Frage ihrer Identität konfrontiert, sondern muss auch böse Kräfte bekämpfen, die sie, ihre Familie und die Welt der Menschen bedrohen.
In zehn Episoden erzählt die Horrorserie Chilling Adventures of Sabrina von den Ereignissen rund um Sabrinas 16. Geburtstag und versucht dabei einen Spagat zwischen gruseligem Horror und witzigem High School Leben. Diese beiden Elemente wollen jedoch nicht immer zusammenfinden.
Der Einstieg der Serie ist dabei durchaus düster und atmosphärisch gelungen. Schnell wird der Zuschauer in die Hexenwelt der Familie Spellman hineingezogen und auch die ersten, dunklen Bedrohungen erscheinen auf der Bildfläche. Dass Sabrina ein kleiner Sturkopf ist, der zwar das Wohl von Freunden und Familie im Sinn hat, aber oft überhastet handelt, wird umgehend deutlich.
Doch was im Laufe der ersten Staffel auffällt, ist, dass die Serie nicht konsequent arbeitet und immer wieder Themen lediglich anschneidet ohne diese zu erklären oder zu einem Abschluss zu bringen. Genannt seien hierbei zum Beispiel die Gründung des Clubs Wicca, die Liebesgeschichte von Ambrose oder das ständig wechselnde Verhältnis zwischen Sabrina und ihrer Rivalin Prudence Night.
Immer wieder verläuft sich Chilling Adventures of Sabrina in kleinen Nebenhandlungen ohne das große Ganze wirklich voranzubringen. Und auch wenn das Staffelfinale aus dem Einheitsbrei dann deutlich heraussticht, ist der Weg dorthin doch sehr steinig und mühsam.
Was die schauspielerische Leistung und Figurenzeichnung betrifft, ist Kiernan Shipka in der Hauptrolle durchaus stimmig besetzt. Eine Mischung aus Naivität und Liebenswürdigkeit lassen den Zuschauer mit ihrem Charakter mitfiebern. Ebenso verhält es sich mit den unterschiedlichen Tanten Zelda und Hilda, die von Miranda Otto (Herr der Ringe-Trilogie) und Lucy Davis (Wonder Woman) verkörpert werden.
Mit dem Charakter Ambrose Spellman, der in der kultigen Sitcom nicht enthalten war, gibt es zudem noch eine neue, interessante Figur. Darsteller Harvey Kinkle (Ross Lynch) hingegen bleibt eine flache Komponente, die überwiegend nur dazu dient Sabrinas Menschlichkeit hervorzuheben. Schade ist zudem, dass auch der sprechende Kater Salem kaum nennenswerten Anteil am Geschehen der Serie hat und nur ab und an als Beschützer in Erscheinung tritt.
Auf der optischen Ebene kann Chilling Adventures of Sabrina, abseits der inflationär eingesetzten künstlichen Unschärfe, überzeugen. Schaurige Monster, blutige Rituale und gelungene Settings. Doch in Staffel 2, mit welcher definitiv gerechnet werden kann, muss die inhaltliche Ebene noch deutlich nachziehen.
Chilling Adventures of Sabrina ist ein ansprechendes Werk gegen Mobbing an Schulen, egal ob unter Sterblichen oder in der Hexenwelt, das mit einer starken, weiblichen Hauptfigur aufbietet. Doch der rote Pfaden verliert sich immer wieder in den nebeligen Wäldern von Greendale, so dass Horror und Humor oft nicht zueinander finden wollen. Der passende Zauberspruch, um dieses Problem zu lösen, muss in kommenden Staffel noch gefunden werden.