Captain America The First Avenger

Captain America: The First Avenger (2011) | Filmkritik

Ein patriotischer Held mit Herz – die stilvolle Geburt des ersten Avengers

von Mathias Grunwald

Mit Captain America: The First Avenger (2011) begann Marvels Reise in die Historie – und führte uns erstmals zurück in die 1940er Jahre, mitten in den Zweiten Weltkrieg. Unter der Regie von Joe Johnston, der bereits mit Jumanji (1995) und Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft (1989) bewiesen hatte, dass er Abenteuer mit Bodenhaftung verbinden kann, erschafft der Film eine gelungene Origin Story über Mut, Moral und Menschlichkeit.

Zwischen Mut, Moral und Menschlichkeit

Im Zentrum steht Steve Rogers, ein schmächtiger Junge aus Brooklyn, der trotz aller körperlichen Schwächen den Traum verfolgt, seinem Land zu dienen. Durch ein geheimes Experiment des Wissenschaftlers Dr. Erskine (Stanley Tucci) verwandelt er sich schließlich in den Supersoldaten Captain America – eine Figur, die fortan nicht nur auf den Schlachtfeldern kämpft, sondern auch für die Werte Amerikas einsteht.

Was diesen Film von vielen anderen MCU-Einträgen unterscheidet, ist seine emotionale Aufrichtigkeit. Chris Evans gelingt es, den innerlich zerrissenen, aber unbeirrbar aufrichtigen Steve Rogers glaubwürdig zu verkörpern. Sein Captain America ist kein übermächtiger Superheld, sondern ein Mensch mit Prinzipien.

Captain America Filmkritik

© Paramount Pictures

Sein Mut, sein selbstloses Handeln und seine Fähigkeit, trotz aller Hindernisse nicht aufzugeben, verleihen der Figur eine menschliche Tiefe, die in späteren MCU-Filmen manchmal verloren geht.

I don’t want to kill anyone. I don’t like bullies; I don’t care where they’re from.

Steve Rogers

Dieser einfache Satz bringt die Essenz von Captain America auf den Punkt – und Evans spielt diese Überzeugung mit stiller Stärke.

40er-Jahre-Atmosphäre mit Stil

Die 1940er Jahre sind das Herzstück dieses Films. Von den Kostümen über die Architektur bis hin zu den Propagandaplakaten und der patriotischen Musik – Captain America: The First Avenger lebt die Ästhetik der damaligen Zeit. Die detailverliebte Ausstattung erinnert an klassische Abenteuerfilme, während die Kameraführung die Kriegssequenzen dynamisch, aber nie überladen inszeniert.

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© Paramount Pictures

Howard Stark (Dominic Cooper), Vater des späteren Iron Man, wird charmant eingeführt und liefert mit seinem charismatischen Auftritt einen schönen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft des MCU.

Johnston versteht es meisterhaft, diese Welt glaubwürdig und greifbar zu gestalten – stilistisch irgendwo zwischen Indiana Jones und dem retro-futuristischen Look aus Sky Captain and the World of Tomorrow (2004). Er greift dabei die nostalgische Abenteurer-Ästhetik auf, die er bereits in Rocketeer (1991) meisterhaft umsetzte.

Helden, Schurken und Nebenfiguren

Neben dem starken Hauptdarstellerensemble bleibt der Rest des Casts jedoch eher blass. Hugo Weaving als Red Skull liefert eine solide Performance, doch seine Figur bleibt erstaunlich eindimensional. Der Antagonist wirkt eher wie ein verrückter Mann mit Gottkomplex, als eine wirklich bedrohliche Kraft im Kontext des Zweiten Weltkriegs. Das Potenzial dieser Figur – visuell beeindruckend, inhaltlich schwach – bleibt weitgehend ungenutzt. Dieses Problem scheint sich bei den Antagonisten wie ein roter Faden durch das gesamte MCU zu ziehen, wenn wir einmal von Loki und Thanos absehen – und 2025 endlich mit Galactus.

No matter what lies Erskine told you, you see, I was his greatest success!

Red Skull

Toby Jones als Dr. Arnim Zola hingegen überzeugt als verschrobener Wissenschaftler, der mit feinem Understatement und wissenschaftlicher Präzision zur heimlichen Überraschung des Films wird.

Bucky Barnes (Sebastian Stan) erhält zwar nur eine kurze Einführung, doch seine Figur legt den Grundstein für zukünftige Entwicklungen im MCU – ein gelungener Vorgriff auf spätere Konflikte.

Technische Brillanz: Wenn CGI Geschichte schreibt

Eine der größten Stärken des Films ist seine visuelle Umsetzung. Die Verwandlung von Chris Evans vom schmächtigen Steve Rogers zum muskulösen Supersoldaten zählt zu den beeindruckendsten Momenten des frühen Marvel-Kinos. Durch den geschickten Einsatz von Green Screen-Technik, Körper-Double und Digitalcompositing wirkt die Transformation glaubwürdig und organisch.

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© Paramount Pictures

Teilweise wurden die Szenen vier Mal gedreht, damit diese später entsprechend bearbeitet werden konnten – einmal als normale Szene mit Chris und seinen Schauspielkollegen, einmal mit Chris allein vor einem Greenscreen, damit sein Element digital reduziert werden konnte. Erneut mit allen in der Szene, aber ohne Chris, damit der geschrumpfte Steve wieder in die Szene eingefügt werden konnte, und schließlich mit einem Körperdouble, das Chris‘ Bewegungen nachahmte.

Johnston beweist hier erneut seine Erfahrung mit „kleinen Menschen“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Bereits in Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft demonstrierte er sein Gespür für Maßstab und Perspektive. Diese Erfahrung lässt Captain America: The First Avenger technisch herausragen.

Action mit Herz statt Explosionen ohne Seele

Die Actionsequenzen des Films sind geradlinig, handwerklich sauber und angenehm altmodisch. Anstatt auf endlose CGI-Schlachten zu setzen, fokussiert sich der Film auf klare, nachvollziehbare Bewegungen und handfeste Auseinandersetzungen. Diese Einfachheit ist zugleich seine Stärke – Captain America kämpft mit Disziplin und Entschlossenheit, nicht mit Zerstörungswut.

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© Paramount Pictures

Der Film beweist, dass gute Action auch dann funktioniert, wenn sie geerdet und nachvollziehbar bleibt. Besonders in den Kampfszenen im Schnee oder auf dem Zug wirkt die Choreografie perfekt auf Evans’ körperliche Präsenz abgestimmt.

Das Ende eines Anfangs

Als letzter Film vor dem großen Avengers-Zusammentreffen ist Captain America: The First Avenger ein würdiges Schlusskapitel der ersten MCU-Einführungsgeneration. Die emotionale Schlussszene setzt einen bittersüßen Schlusspunkt unter einen Film, der mehr Herz als Spektakel bietet.

Marvel schafft es hier, nicht nur einen Helden zu etablieren, sondern auch eine Ära. The First Avenger ist nostalgisch, ehrlich und grundsolide – ein Film, der das Fundament für das MCU legte, ohne dabei seine eigene Identität zu verlieren.

Bewertung

Bewertung_7

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Bildrechte: Paramount Pictures

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