Jedes Kind kennt sie: die Märchen der Gebrüder Grimm. Zwei Sprachwissenschaftler, die die Folklore des Landes aufschrieben und einen wahren Schatz an Geschichten zusammentrugen. Ihnen ist es zu verdanken, dass Schneewittchen, Aschenputtel und Co. Jedem nicht nur ein Begriff sind, sondern Walt Disney gute Vorlagen für alle seine Animationsfilme hatte.
Zwei Brüder auf Märchen-Jagd
Nun schickt Regisseur Terry Gilliam (12 Monkeys) die Darsteller Matt Damon (Der Marsianer – Rettet Mark Watney) und Heath Ledger (The Dark Knight) als ungleiches Brüderpaar durch die finsteren Regionen eines von Frankreich besetzten Deutschlands Anno 1811.
Jakob und Willhelm haben sich einen Namen als Geisterjäger gemacht und ziehen nun dem gutgläubigen Volk das Geld aus der Tasche. Denn ihre Hexen und Gespenster sind nichts anderes als Taschenspielertricks und fauler Budenzauber. Doch so gut die Geschäfte mit den abergläubischen Landsleuten auch laufen, irgendwann fliegt der Schwindel doch auf.
Auf der Suche nach den verlorenen Kindern
Die Brüder werden in Ketten gelegt und dem Gouverneur Delatombe (Jonathan Pryce) vorgeführt. Statt in der Folterkammer zu landen, wird den Hochstaplern ein Handel angeboten. Wenn Sie es schaffen, die verschwundenen Kinder von Marbaden zu finden, wird ihnen eine Begnadigung zu Teil.
Natürlich willigen beide Herren ein und werden fortan vom exzentrischen Italiener Mercurio Cavaldi (Peter Stormare) begleitet, damit sie in den Wäldern nicht zufällig das Weite suchen.
Für Jake und Will eine echte Zerreißprobe, denn mit echten Monstern hatten sie es ja bisher noch nicht zu tun. Und so versuchen die Brüder sich als echte Ermittler des Übersinnlichen, um das Geheimnis der verschwundenen Töchter zu lösen.
Bald schon finden sie heraus, dass eine finstere Königin (Monica Belucci) in einem verfluchten Turm dahinter steckt. Doch wie stellen sich zwei Betrüger mit der Welt der echten Magie an?
Ein Allerlei der Märchenstunde
Ein Bisschen Rapunzel, eine Prise Schneewittchen und zahlreiche Anspielungen aus den Geschichten der Brüder Grimm, dazu ein bekanntes Darstellergespann und fertig ist das neue Märchen. In den Bildern und Kostümen steckt tatsächlich das Potenzial eines großen Fantasyfilms, was jedoch schnell mit übertriebenem Slapstick und wenig Grusel verpufft.
Statt sich wirklich im finsteren Wald zu fürchten und die Königen als echte Gefahr anzusehen, wirkt alles genau so schrecklich, als würde man mit Aufblendlicht durch eine Geisterbahn fahren oder tagsüber einen Friedhof besuchen.
Besonders Cavaldi, gespielt von Peter Stormare (Constantine) wird zu einer echten Nervensäge. Vermutlich werden sich besonders die italienischen Zuschauer über so viel Trotteligkeit beschweren. Der Foltermeister ist eine ewige Grimasse, unfähig normal zu sprechen oder sich zu bewegen und dürfte selbst für Kleinkinder kaum gruselig sein.
Im Schatten der Genre-Größen
Dass Stormare, der Schurken eigentlich sehr überzeugend spielt hier zu einer Cartoonfigur degradiert wird, ist eines der vielen Ärgernisse.
Terry Gilliam, der für seine künstlerisch wertvollen Filme wie 12 Monkeys oder König der Fischer bekannt ist, konnte sich hier nicht recht entscheiden, welches Genre er eigentlich bedienen möchte. Dass es sich hier nicht im geringsten um eine Biographie der Grimms handelt, dürfte klar sein. Aber für ein Märchen hätte etwas mehr Geschichte gut getan.
Die opulente Optik und die Schauspieler allein reichen jedenfalls nicht, um ein modernes Märchen zu schaffen, dass mit Genre-Größen wie Das Märchen der Märchen oder Der Sternenwanderer mithalten kann.
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