Broadway goes Hollywood: Top-Theaterverfilmungen im Porträt

Theaterverfilmungen erfreuen sich so großer Beliebtheit wie nie zuvor. Nicht nur hochkarätige Schauspieler ringen um Rollen der heißbegehrten Film-Adaptionen – auch die Zuschauer lieben die intensiven Kammerspiele. In Roman Polanskis starbesetzter Theaterverfilmung von Yasmina Rezas überaus erfolgreichem Stück „Der Gott des Gemetzels“ (Kinostart: 24. November 2011) treffen sich zwei Elternpaare rivalisierender Kinder, um sich über Fragen der Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeit auszutauschen. Das Theaterstück ist nicht das erste Bühnenstück, welches es auf die große Leinwand schafft. Wir haben die Theater- und Filmarchive durchforstet und geben einen Einblick in die Welt der gelungensten Film-Adaptionen berühmter Bühnen-Vorlagen.

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Regie: Mike Nichols, 1966)

Hass, Minderwertigkeitskomplexe und Lebenslügen – in Edward Albees Theaterstück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ liefern sich der Historiker George und seine Frau Martha vor zwei geladenen Gästen ein durch Alkohol angeheiztes Psychoduell, in dem die in zwanzig Ehejahren aufgestauten Frustrationen zum Ausbruch kommen – und durch Provokationen und Demütigungen auch die anderen beiden Gäste in diesen Sog geraten. Mike Nichols Verfilmung von 1966 setzt dieses Kammerspiel auf engem Raum effektvoll in Szene. Vor allem Elisabeth Taylor brilliert hier als ordinäre Persönlichkeit in der Rolle der Martha. Mit Richard Burton zusammen hatte sie wohl auch gehörigen Anteil daran, dass der Film am Ende mit fünf Oscars ausgezeichnet wurde. Ein gelungenes Regiedebüt von Mike Nichols war es in jedem Fall.

Tape (Regie: Richard Linklater, 2001)

Auch in dem von Stephen Belber geschriebenen und von Richard Linklater verfilmten Theaterstück „Tape“ dreht sich das Geschehen um Fragen der Schuld, Gerechtigkeit und die Dämonen der Vergangenheit. Der Dealer Vince bekommt in seinem Hotelzimmer Besuch von seinem alten Freund Jon Salter und Amy Randall. Dort spricht das Trio über vergangene Zeiten und ein mögliches Verbrechen – die Vergewaltigung von Salter an Randall. Als Randall die Polizei rufen will und beide – Vince wegen Drogenbesitzes und Saler wegen Vergewaltigung – der Polizei ausliefern will, droht die Situation zu eskalieren. Linklater inszenierte die starbesetze Verfilmung mit Ethan Hawke und Uma Thurman mit bissig-witzigem Unterton und nutzte die engen Raumgrenzen des Motelzimmers für intensive Emotionen und flotte Gesprächsduelle.

Romeo & Julia (Regie: Baz Luhrmann, 1996)

Was wären Theaterverfilmungen ohne eine Film-Adaption eines Stücks von William Shakespeare? In „Romeo & Julia“ verwandelt Regisseur Baz Luhrmann das historische Geschehen um die verbotene Liebe zweier Zöglinge verfeindeter Familien mit fulminant pathetischen Bildern in eine aktuelle Actionkino-Version für die MTV-Generation. Umgeben von Intrigen, Machtspielen und einer Welt voll Gewalt und enthemmter Profitgier, braucht es viel Willen und Abgrenzung von äußeren Einflüssen, um die Liebe aufrechtzuerhalten. In religiösem Kitsch und Elementen der Popmusik eingebettet, setzt sich Luhrmann hier kritisch mit der modernen kapitalistischen Medienkultur auseinander. Für seine herausragende Schauspielleistung als Romeo gewann Leonardo di Caprio auf der Berlinale 1997 den Silbernen Bären.

In Theaterverfilmungen – das zeigt sich deutlich – geht es vor allem um persönliche und zwischenmenschliche Konflikte, die in intensiver Kammerspiel-Atmosphäre inszeniert werden. Auch der Film „Der Gott des Gemetzels“ spielt lediglich an einem Ort, ist dabei aber enorm facettenreich und entlarvt auf schonungslose Weise die lange verdrängten Triebe in einer Welt der geheuchelten Freundlichkeit. Was die beiden Elternpaare wirklich antreibt, wie sie über sich und andere denken und warum, all das kann man seit dem 24.November 2011 im Kino sehen und erleben.

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