Black Christmas (1974) | Filmkritik

Black Christmas (1974)

Es gibt Weihnachtsfilme, die einem das Herz erwärmen und in Feiertagsstimmung bringen sollen und es gibt Horrorfilme, die an Weihnachten spielen. Letzteres ist wahrscheinlich beliebt bei jenen, die mit der ganzen Besinnlichkeit nicht viel anfangen können. Aus diesem Grunde gibt es Filme wie Black Christmas, in denen es weniger um Festlichkeit geht und mehr um das fröhliche Morden an den Feiertagen.

Hierzulande wurde Black Christmas in den 70er Jahren unter dem Titel Jessy – Die Treppe in den Tod veröffentlicht. Das ist natürlich nicht so griffig wie der englische Titel, beschreibt das Szenario aber ganz gut. Und da gerade ein Remake des Slasherfilms auf dem Weg in die Kinos ist, wird es Zeit, das Original von 1974 genauer zu begutachten, welches jetzt auch in Deutschland für das Heimkino unter dem englischen Originaltitel veröffentlicht wurde.

© capelight pictures

Es ist Weihnachten und im Studentenwohnheim einer Schwesternschaft wird getrunken, gefeiert und frohlockt, bis ein Unbekannter über das Dachfenster in die Räumlichkeiten einsteigt.

Mit einem Anruf versetzt der Killer die Mädchen in Panik und lässt dabei einige Obszönitäten verlauten. Nur die angetrunkene Barbara (Margot Kidder) kontert mit frecher Zunge den Anzüglichkeiten des irren Anrufers und provoziert ihn. Die anderen Mädels sind natürlich verängstigt und in ihrer Feierlaune getrübt.

Als sich die unscheinbare Claire (Lynne Griffin) anschließend in ihr Zimmer zurückzieht und ihre Sachen für die Feiertage packt, findet der geheimnisvolle Eindringling sein erstes Opfer. Natürlich soll es nicht bei einem Opfer bleiben. Wer auch immer allein im Obergeschoss schläft oder nach der Katze sucht, wird vom Killer überrascht und aus dem Leben gerissen.

Schon bald ist die hübsche Studentin Jessy (Olivia Hussey) bei der Polizei und schnell wird eine Fangschaltung für den nächsten Anruf des Mörders eingerichtet. Da die Anrufe des Irren meistens nur wenige Sekunden dauern, braucht es auch ein paar Anläufe, um dem Übeltäter auf die Schliche zu kommen.

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Es wird ein Suchtrupp gegründet, um die verschollene Claire zu suchen, die auf dem Dachboden des Wohnheims vom Killer versteckt wird. Noch hat die Familie der jungen Frau die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie sich nur bei einem Freund aufhält. Für Jessy beginnt jedoch bald ein Alptraum, da immer mehr Mädchen verschwinden und die Anrufe des Killers immer häufiger werden. Für die Polizei beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn irgendwann finden sie heraus, dass sich der unbekannte Anrufer irgendwo im Haus aufhalten muss.

Junge Frauen an einem bestimmten Tag zu ermorden ist seit Freitag der 13. (1980) oder Halloween (1978) ein bekanntes und beliebtes Szenario in der Horror-Filmbranche. An Weihnachten, wo man eigentlich im Beisein seiner Liebsten ein paar schöne Tage verbringen möchte, ist ein solches Horrorszenario aber besonders gemein.

Mit Black Christmas beginnt die Ära der Slasherfilme, da besagte Genrekollegen erst Jahre später auf die Leinwand kamen. Somit ist dieser Film, welcher zeitgleich mit Blutgericht in Texas (1974), Originaltitel: The Texas Chain Saw Massacre) in den USA in den Kinosälen lief, ein Pionier des Horrors und wird von Fans auch heute noch als Meisterwerk verehrt. Dabei wird der Mörder stets nur angedeutet und nie gezeigt, was bestimmte Szenen noch unheimlicher macht. Die Welt sieht der Zuschauer schwer atmend immer nur aus der Egoperspektive des Mörders. Wie bei Slasherfilmen typisch fragt man sich jedoch stets, warum er sich gerade dieses Haus ausgesucht hat und was er von den Mädchen will.

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Geklärt wird das jedoch nie und lässt einen im Abspann etwas ratlos zurück. Der Film hat einige gute Momente, dümpelt jedoch viel zu oft in einer langweiligen und ruhigen Handlung dahin. Nur am Ende, wenn es zum Showdown mit dem Bösen kommt, steigt die Spannungskurve etwas an.

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Seltsam ist nur, dass eigentlich niemand bemerkt, dass da jemand auf dem Dachboden hockt, Leute tötet und telefoniert. Dies ist nicht immer mit lauten Weihnachtssängern erklärbar, die das Schreien eines seiner Opfer übertönen. Vermutlich ist das Haus eben sehr weitläufig und die Wände gut isoliert. Auch ist die von der Polizei verwendete alte Relaistechnik zur Ermittlung der Anruferquelle heutzutage ein Schmunzeln wert. Immer wieder läuft ein Beamter den rasselnden Telefonanlagen hinterher, bis er den richtigen Kasten gefunden hat. Kaum vorstellbar, dass solche Polizeiarbeit jemals erfolgreich war.

Wer ein Herz für Klassiker hat, sollte es aber ruhig wagen, sich ins Weihnachten des Jahres 1974 zurückzuversetzen. Denn einen gewissen Charme der alten Zeit kann man diesem Film nicht absprechen. Außerdem ist es schön, Margot Kidder (Lois Lane aus den alten Superman– Filmen) in einer weiteren Rolle zu sehen. Auch wenn sie entweder betrunken ist, schläft oder gerade stirbt.

Seit dem 6. Dezember 2019 gibt es den unsterblichen Horror-Klassiker Black Christmas als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray + DVD) sowie unter seinem deutschen Videothekstitel Jessy- Die Treppe in den Tod als Limited Collector’s Edition im stylishen VHS-Design (Blu-ray).

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