Zeitreisen in Hollywood gibt es in den verschiedensten Formen: Als dramatisches Weltraum-Werk wie zum Beispiel Interstellar (2014) oder als abgedrehte Comedy wie Hot Tub – Der Whirlpool … ist ’ne verdammte Zeitmaschine!. Das Thema wurde rauf und runter gedreht – mal mit mehr Logikfehlern, mal etwas wissenschaftlicher aufbereitet.
Japanisches Low-Budget-Kino vom Feinsten!
Doch als Low-Budget-Produktion aus Japan, die mit Kosten von knapp $27,000 umgesetzt wurde, habt ihr sicherlich noch nie eine Zeitreise erlebt! Regisseur Junta Yamaguchi hat mit seiner Sci-Fi-Comedy Beyond the Infinite Two Minutes genau dies realisiert.
Eigentlich will Café-Inhaber Kato nur einen ruhigen Feierabend in seiner Wohnung, die direkt über seiner Arbeitsstelle liegt, genießen. Doch als er sein Zimmer betritt, wird er plötzlich von sich selbst auf seinem Computermonitor begrüßt. Sein anderes Ich sitzt allerings unten im Café und erklärt, dass er zwei Minuten in der Zukunft lebt.
Wenn die Zukunft zur Vergangenheit wird
Nach einem kurzen Wortwechsel ist die Sachlage klar: Der Fernseher in seinem Laden und sein Computermonitor in der Wohnung sind durch eine Zeitverschiebung verbunden. Nach und nach versammelt Kato seine Freunde vor dem Monitor, um gemeinsam der Sache auf den Grund zu gehen.
Schließlich kommt die Gruppe auf die Idee, beide Bildschirme gegenüber von einander aufzustellen, um ein Mise en abyme, auch Droste-Effekte genannt, zu erzeugen, der sie weiter in die Zukunft blicken lässt. Mit dieser Tat beginnen allerdings auch die Probleme und was als Spaß zwischen den Zeiten begann, wird zu einem gefährlichen Spiel.
Beyond the Infinite Two Minutes hat sich nicht ohne Grund als Festival-Hit einen Namen gemacht. Die kurzweilige Sci-Fi-Comedy glänz zwar nicht mit teuren Effekten, dafür aber umso mehr mit seinen originellen Ideen.
Originell, abgedreht und einfach nur schön
Bereits die Machart des Films lässt den Zuschauer staunen: Die gesamte Handlung wird nahezu ohne visuell sichtbaren Schnitt vorgetragen. Bereits Altmeister Alfred Hitchcock nutze diese Technik in seinem Kammerspiel Cocktail für eine Leiche und auch Sam Mendes wusste bei seinem Kriegsfilm 1917 um die Kunst dieser Drehart.
In Beyond the Infinite Two Minutes macht der schnittlose Ablauf zunächst nicht viel her, doch mit wachsender Laufzeit und Komplexität der Zeitreise-Handlung muss man vor dem Cast und der Organisation hinter der Kamera den Hut ziehen.
Inhaltlich verzettelt sich Beyond the Infinite Two Minutes nicht in physikalischen Erklärungen oder der Suche nach dem Grund der Geschehnisse. Die 70 Minuten sind genauso albern, wie die Prämisse vermuten lässt und profitieren von viel Herzblut. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Gesamtwerk mit einem iPhone, einigen Apple TVs und der erstaunlichen Regie, Bearbeitung und Kameraführung von Junta Yamaguchi gedreht wurde.
Verrückt, was alles in 2 Minuten geschehen kann
Die Besetzung rund um Kazunari Tosa (Prisoners of the Ghostland), Riko Fujitani und Gôta Ishida hat sichtlich Spaß an der Geschichte und agiert amüsiert und neugierig. Und ja: Man könnte das kleine Kunstwerk auch im Detail analysieren und sich an Dingen stören, wie dem unendlich langen Monitorkabel oder dem etwas konfusen Ende. All das ändert aber nichts an der spannenden Zeitreise-Geschichte, die Beyond the Infinite Two Minutes auf die Leinwand zaubert.
Ein intelligentes Kammerspiel, das clever gedreht wurde und durchweg unterhaltsam ist. Beyond the Infinite Two Minutes hebt die Messlatte für Low-Budget-Produktionen deutlich an!
Die Busch Media Group hat die aberwitzige japanische Zeitreise-Comedy in Deutschland auf DVD, Blu-ray und als limitiertes Mediabook veröffentlicht.
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