Ein wunderschönes Mädchen mit einer klangvollen Stimme, ein schauriges Biest, das in einem abgelegenen Schloss haust und eine bluthungrige Meute, die zur Jagd aufbricht.
Die Schöne und das Biest für die Generation TikTok
All diese Elemente kennen wir aus dem Disney-Klassiker Die Schöne und das Biest sowie aus dem gleichnamigen Volksmärchen. Doch der Anime Belle verlagert die bekannte Handlung in eine digitale Welt und fügt noch eine weitere düstere Note hinzu.
Willkommen in den virtuellen Weiten von U, wo jeder Mensch im Schutz der Anonymität sein kann, wer er schon immer sein wollte.
Die 17-jährige Suzu ist äußerst schüchtern und verbringt ihren Alltag im Schatten der Klassenkameraden. Doch das Leben des jungen Mädchens verändert sich schlagartig, als sie sich auf der Plattform U anmeldet – einer virtuellen Welt mit fünf Milliarden Nutzern.
Finde deine Stimme!
Als ihr digitaler Avatar automatisch anhand ihrer biometrischen Daten generiert wird, traut Suzu zunächst ihren Augen nicht: In der digitalen Welt wird sie zur wunderschönen und anmutigen Belle. Aber nicht nur ihr makelloses Aussahen kommt in U zur Geltung, auch überwindet die junge Schülerin ihre Selbstzweifel durch die schützende Anonymität der Online-Welt und gewinnt ihre Stimme zurück.
Denn während Suzu in der Realität kaum einen Ton herausbekommt, wird Belle in U mit ihrem emotionalen Gesang über Nacht zum Weltstar.
Fortan dominiert eine Frage in und außerhalb der Welt von U: Wer steckt hinter Belle? Die steile Karriere wird jedoch schon bald überschattet: Ein Konzertauftritt von Belle wird von der Ankunft eines mysteriösen Wesens unterbrochen. Das Biest ist nicht nur als ungeschlagender Turnierkämpfer bekannt, sondern treibt in den virtuellen Weiten von U auch sein Unwesen und will die friedliche Atmosphäre zerstören.
Fasziniert von dem bedrohlich aussehenden Unruhestifter macht sich Belle daran, das Rätsel um ihn aufzudecken. Wer steckt hinter dem schaurigen Biest?
Der Anime Belle nimmt sich die märchenhafte Geschichte Die Schöne und das Biest als Gerüst und verknüpft diese geschickt mit der modernen Neuzeit. In der Welt von U ist alles möglich und der Film zeigt die Möglichkeit der gemeinschaftlichen Zusammenkunft und dem daraus resultierenden Ruhm mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten.
Ein Cyber-Märchen der besonderen Art
Vor allem in der ersten Hälfte nimmt sich das Werk ausgiebig viel Zeit um Figuren, Probleme und Motivation zu etablieren. Umso hektischer und unvollständiger fühlt sich leider das Finale des knapp 2-stündigen Films an, das viele Fragen offen lässt. Insgesamt muss man leider sagen, dass Belle auf zu vielen Hochzeiten tanzt – oder in diesem Falle: in zu vielen Chaträumen.
Wir haben das klassische Thema der Selbstzweifel und Unsicherheit. Hinzu kommt der Verlust eines Elternteils, die Gefahren der digitalen Entwicklung und die häusliche Gewalt. Zwar werden alle Problematiken sensibel angesprochen, aber eben nicht vollends auserzählt.
Selbstverständlich ist Belle zusätzlich eine große Liebesgeschichte. Getragen wird diese wie auch die anderen Themen, von einer hervorragenden Musik. Dabei ist die Songliste gar nicht allzu lang, aber er Film nutzt die eingesetzte Lieder optimal, um die Emotionen des Augenblicks darzustellen und das Herz sowie die Seele der Figuren nach außen darzustellen.
Pop-Rock von Lara Loft
In der deutschen Vertonung hat Lara Loft Trautmann hier wirklich eine starke Leistung abgeliefert, die dem Original in Nichts nachsteht.
Neben der Musik ist es vor allem das Meer an Farben, was Belle zu einem magischen Ausflug macht. Eine gelungene Mischung des typischen japanischen Schullebens mit einer knallpunkten Onlinewelt, die Regisseur Mamoru Hosoda bereits in ähnlicher Form 2009 mit seinem Anime Summer Wars (damals Oz) eindrucksvoll erweckt hat.
Am Ende ist Belle ein Fest für die Augen und Ohren. Zwar hinkt die komprimierte Geschichte ab und an im Vergleich ein weniger hinter, aber trotzdem bleibt der Ausflug nach U ein märchenhaftes Abenteuer.
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