Barbie (2023) | Filmkritik

Barbie (2023)

Seit Jahrzehnten sorgt Barbie für strahlende Kinderaugen in den weltweiten Kinderzimmern. 2023 hat die Puppe des Spielzeug-Konzerns Mattel nun den Sprung auf die große Leinwand geschafft.

Sie ist alles. Er ist nur Ken.

Doch im Vergleich zu kindgerechten Animationsfilmen wie Barbie Schwanensee, Barbie und die Magie von Weihnachten und Barbie: Abenteuer in den Sternen hat die Oscar-Nominierte Regisseurin Greta Gerwig (Lady Bird) die meistverkauften Puppen der Welt in neue Kleider gesteckt.


Barbie erlebt ein Abenteuer, das nicht nur ihre Sichtweise verändert, sondern ihre gesamte Existenz nachhaltig beeinflusst.

© Warner Bros. Pictures

Im Barbie Land ist jeder Tag wie im Paradies. Nach dem perfekten Start in den Tag wird die Sonne am Strand genossen und am Abend steht immer wieder Girls‘ Night an.

Alle unterschiedlichen Barbies regieren gemeinsam über die Stadt und üben Berufe wie Doktorin, Chemikerin oder Physikerin aus. Und auch die Kens sind Teil der Bevölkerung und beachen am Strand. Und auch Kens komischer Freund Allan ist mit dabei.

Habt ihr schon einmal über den Tod nachgedacht?

Das Leben könnte schöner nicht sein. Außer natürlich, man steckt gerade in einer existenziellen Krise so wie die stereotypische Barbie, welche plötzlich Gedanken über den Tod entwickelt.

Zum Glück weiß die komische Barbie die Lösung des Problems: Die stereotypische Barbie muss in die reale Welt reisen und das Kind finden, das mit ihr spielt. Denn dieses hat scheinbar ebenfalls eine Sinnkrise, aus der es gerettet werden muss.

Kurzerhand sitzt Barbie in ihrem pinken Traumauto und gelangt zusammen mit Ken im Gepäck auf magische Weise nach Los Angeles. Und während Barbie entdecken muss, dass nicht die Frauen die Welt regieren und in den höchsten Ämtern sitzen, stellt Ken fest, dass im Gegensatz zum Barbie Land in der realen Welt ein Patriarchat zu existieren scheint. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

© Warner Bros. Pictures

Die Puppe Barbie wurde im Jahr 1959 von der amerikanischen Unternehmerin Ruth Handler, Mitbegründerin von Mattel, entwickelt und auf den Markt gebracht. Inspiriert von ihrer Tochter, die gerne mit Puppen Rollenspiele spielte, wollte Ruth eine erwachsener wirkende, modebewusste Puppe schaffen. So entstand Barbie, benannt nach ihrer Tochter Barbara.

Wer ist Barbara Millicent Roberts?

Mit zahlreichen Outfits, Accessoires und verschiedenen Berufen wurde Barbie schnell zu einem kulturellen Phänomen und einem Symbol für weibliche Selbstständigkeit und Emanzipation. Über die Jahre hinweg eroberte Barbie die Herzen von Millionen Mädchen weltweit und wurde zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten Spielzeugfiguren aller Zeiten.

Der Kinofilm Barbie ist jedoch keine Lobeshymne auf all die Erfolge und Veränderungen, die die Puppe geschaffen hat. Barbie erzählt mit einem Augenzwinkern über die Probleme unserer Gesellschaft und auch der Konzern Mattel lässt sich sehr selbstironisch darstellen.

© Warner Bros. Pictures

Die Handlung des Films ist ein kunterbunter Mix aus Anspielungen der Popkultur, zahlreicher Sinnkrise und Emanzipation. Greta Gerwig huldigt Werke wie zum Beispiel 2001 – Odyssee im Weltraum, Matrix und Shining, wobei der Film aber bis zum Finale durchgehend verspielt bleibt.

Was hat das Patriarchat eigentlich mit Pferden zu tun?

Barbie und Ken erleben ein Abenteuer, das die gesamte Existenz der Puppenwelt in Frage stellt.

Während Barbie erkennen muss, dass durch das Dasein der Barbies in allen Berufen, die Frauen weltweit keineswegs die Macht gewonnen haben, entdeckt Ken, dass Männer eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehaben können und beginnt dieses Konzept nach Barbie Land zu importieren – inklusive jeder Menge an Pferden.

© Warner Bros. Pictures

Vor allem mit seinem Humor kann der Spielfilm überzeugen. Margot Robbie und Ryan Gosling harmonieren in den Hauptrollen derart gut zusammen, dass ihre puppenhaften Erscheinungen zu einer wahren Freude werden.

Eine bröckelnde Fassade

Die pinke Glitzerwelt der Barbie steckt voller amüsanter Anspielungen: Kens Best-Buddy Allan wird von einem typischen Michael Cera dargestellt, der für diese Rollen lebt. Dua Lipa und John Cena treten als Meerjungfrau-Barbie und Wassermann-Ken auf als wäre dies vollkommen normal. Und dann wäre da noch Will Ferrell als CEO von Mattel, der mit fester Überzeugung klarstellt, dass es schon komisch ist, wie viele alte Männer Puppen für kleine Mädchen entwickeln.

Der Film nimmt sich gelungen in keinem Moment allzu ernst. Zum Finale hin und nach einigen Musical-Nummern bricht dann aber doch noch die Botschaft durch. Hier wurde ein wenig mit dem Vorschlaghammer gearbeitet, aber die Krise von Barbie wird unter den Klängen von Billie Eilish mit einem schönen Zusammenschnitt beendet.

© Warner Bros. Pictures

Als ein Kinofilm über die Puppe Barbie angekündigt wurde, war wohl niemanden so recht klar, in welche Richtung all dies gehen wird. Spätestens aber als der Name Greta Gerwig genannt wurde, konnte man davon ausgehen, dass es kein oberflächliches Werk über Traumhäuser und neonfarbene Inliner wird.

I am Kenough

Verpackt in einem bunten Knallbonbon ist Barbie eine facettenreiche Erkundung von Weiblichkeit, Konsumverhalten und Existenzialismus.

Barbie wurde schon vieles genannt: ein Stereotyp, ein Spielzeug, ein Gefäß der Fantasie. Aber in Gerwigs geschickten Händen ist dies eine Barbie, wie man sie noch nie gesehen hat: Ein bunter Liebesbrief an die Menschheit.

Bewertung

Trailer

Informationen

Barbie | 20. Juli 2023 (Deutschland) 7.8
Regisseur: Greta GerwigDrehbuchautor: Greta Gerwig, Noah BaumbachDarsteller: Margot Robbie, Issa Rae, Kate McKinnonHandlung:

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Bildrechte: Warner Bros. Pictures

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