Babygirl

Babygirl (2024) | Filmkritik

Begierde ohne Botschaft

von Markus Grunwald

Eine verheiratete CEO, ein junger Praktikant, eine gefährliche Affäre – das klingt nach einem spannungsgeladenen Erotikthriller, der psychologische Tiefe mit visueller Sinnlichkeit kombiniert. Doch Babygirl, der neue Film mit Nicole Kidman und Harris Dickinson, enttäuscht auf ganzer Linie. Trotz interessanter Prämisse bleibt der Film über weite Strecken leer, unentschlossen und erschreckend spannungsarm.

Eine Affäre mit Fallhöhe – aber ohne Gefühl

Romy Miller (Nicole Kidman) ist Gründerin und Geschäftsführerin eines erfolgreichen Unternehmens, das kurz vor dem Börsengang steht. Nach außen hin wirkt ihr Leben perfekt: Karriere, Ehe, Familie.

Doch der Schein trügt – und als der junge, selbstbewusste Praktikant Samuel (Harris Dickinson) auftaucht, geraten ihre geordneten Bahnen ins Wanken. Zwischen den beiden beginnt eine Affäre, die schnell eskaliert und Romys gesamtes Leben bedroht.

Babygirl Kritik

© Constantin Film (Universal Pictures)


Nicole Kidman (Holland) ist zweifellos eine erfahrene Schauspielerin, aber in Babygirl wirkt sie erstaunlich fehlbesetzt. Ihre Darstellung der mächtigen Geschäftsfrau bleibt kühl, distanziert und vor allem: leblos.

Kidman zwischen Kontrollverlust und Charisma-Mangel

Sobald Romy sich auf Samuel einlässt, verliert sie jeden Hauch von Souveränität und verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in eine unterwürfige Figur, die sich fremdbestimmt und schwach gibt – ein Bruch, der weder psychologisch vorbereitet noch glaubwürdig umgesetzt wird.

Was als Charakterstudie über Macht, Begehren und weibliche Identität hätte funktionieren können, verkommt zu einer verwirrten Aneinanderreihung von erotischen Andeutungen, bedeutungsschweren Blicken und kitschigen Gesprächen, die ihre Tiefe nur vorgaukeln.

Babygirl Kritik

© Constantin Film (Universal Pictures)


Die Chemie zwischen Nicole Kidman und Harris Dickinson ist über die gesamte Spielzeit hinweg kaum spürbar. Ihre Interaktionen wirken gezwungen, die Dialoge leer, und die Intimität bleibt steril.

Wenig Chemie, viele Fragezeichen

Dickinson spielt seinen Samuel mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Gleichgültigkeit, was ihn weder reizvoll noch rätselhaft erscheinen lässt – sondern schlichtweg unangenehm.

Auch Antonio Banderas, der Romys Ehemann Jacob verkörpert, bleibt blass und verschenkt. Seine Figur ist nur Staffage, die in den zentralen Konflikten keinerlei Gewicht hat. Einzig Esther-Rose McGregor als Tochter Isabel bringt gelegentlich Ansätze von Tiefe in den Film – ihr Erzählstrang hätte durchaus mehr Raum verdient.

Babygirl Kritik

© Constantin Film (Universal Pictures)


Babygirl versucht, sich in die Tradition klassischer erotischer Dramen wie 9 1/2 Wochen, Unfaithful oder Eyes Wide Shut einzureihen. Doch während diese Filme Spannung, Tabubruch und emotionale Konsequenzen thematisieren, bleibt Babygirl in der Bedeutungslosigkeit stecken. Die erotischen Szenen wirken entweder verkrampft oder wie aus einer Dating-App-Werbung entnommen – nicht sexy, nicht gefährlich, nicht spannend.

Erotik ohne Wirkung, Drehbuch ohne Richtung

Das Drehbuch verwässert sein Thema zusehends. Was zunächst wie eine Dekonstruktion von Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen anmutet, zerfällt schnell zu einem konfusen Flickenteppich aus halbgaren Ideen. Romys Identitätskonflikt als Frau zwischen Kontrolle und Unterwerfung wird zwar angedeutet, aber nie konsequent erforscht. Stattdessen dominieren Wiederholungen, Nebenschauplätze ohne Wirkung und Symbolik, die ins Leere läuft.

Babygirl will vieles sein – eine feministische Dekonstruktion, ein erotisches Drama, ein psychologisches Spiel mit Macht und Begehren. Doch der Film scheitert an seiner eigenen Ziellosigkeit. Regie, Drehbuch und Darsteller finden keinen gemeinsamen Ton. Die Affäre wirkt nie glaubhaft, die Erotik nie prickelnd und die Figuren bleiben emotional unerreichbar.

Wer ein intelligentes Erotikdrama erwartet, wird bitter enttäuscht. Wer hingegen auf kitschige Beziehungskrisen mit pseudotiefen Monologen steht, könnte sich für Babygirl erwärmen – aber auch nur mit viel Wohlwollen. Ein Film, der mit großen Themen spielt, aber am Ende vor allem eines liefert: heiße Luft.

Bewertung

Bewertung_4

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Informationen

Babygirl | 30. Januar 2025 (Deutschland) 5.9
Handlung:

Bildrechte: Constantin Film (Universal Pictures)

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