Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Der Horrorfilm Azrael verzichtet beinahe vollständig auf gesprochene Sprache – und genau darin liegt sowohl seine Stärke als auch seine Schwäche.
Sprechen ist Sünde!
Regisseur E.L. Katz versucht mit visuell eindrucksvollen Bildern und atmosphärischer Musik zu überzeugen. Das gelingt ihm über weite Strecken – doch nicht bis zum Ende.
Wir befinden uns am Rand einer mysteriösen Apokalypse, der sogenannten Entrückung.
Eine Welt nach der Apokalypse
Die wenigen Überlebenden haben sich in die Wildnis zurückgezogen. Dort regiert ein Kult, der durch Menschenopfer die sogenannten Verbrannten – dämonische, kannibalische Kreaturen – zu besänftigen versucht.
Auch ein junges Paar gerät in die Fänge dieser Sekte. Doch die junge Frau – Azrael, gespielt von Samara Weaving – lässt sich nicht einfach opfern. Nach ihrer Flucht beginnt eine gnadenlose Hetzjagd durch düstere Wälder. Ein Kampf ums Überleben – ganz ohne Worte.
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Da der Film weitgehend auf gesprochene Sprache verzichtet, muss das Schauspiel die gesamte emotionale Last tragen.
Intensive Schauspielkunst ohne Dialog
Samara Weaving (Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot) gelingt das eindrucksvoll: Mit intensiven Blicken, Körpersprache und Gesten transportiert sie Angst, Entschlossenheit und Schmerz. Ihre Performance ist zweifellos das Highlight des Films und beweist, dass sie mehr als nur eine Scream Queen ist.
Stimmige Atmosphäre, aber schwaches Worldbuilding
Die düsteren Wälder, das grausame Kult-Ritual und die unheimlichen Verbrannten sorgen für eine beklemmende Atmosphäre. Doch wer mehr über diese Welt erfahren will, wird enttäuscht. Was genau war die Entrückung? Woher kommen die Dämonen? Gibt es Hoffnung für die Menschheit? Antworten darauf bleiben aus.
Kapitelüberschriften in Form kurzer Texte liefern nur vage Hinweise. Ohne Dialoge fehlen dem Film wichtige Erklär-Elemente, die für das Verständnis notwendig wären.
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Azrael funktioniert hervorragend als atmosphärischer Überlebenskampf und wäre wohl ein großartiges Survival-Horror-Spiel. Als Film schwächelt er jedoch im dritten Akt. Das Finale ist absurd, unlogisch und untergräbt vieles, was zuvor gut aufgebaut wurde. Eine stärkere Auflösung hätte dem Konzept mehr Gewicht verliehen.
Guter Survival-Horror mit schwachem Ende
Azrael ist mutig und stilistisch außergewöhnlich. Die Idee, Horror ohne Worte zu erzählen, ist spannend – wird aber nicht konsequent genug durchdacht. Schauspiel, Musik und Kameraarbeit sind stark, doch mangelt es an Hintergrund, Tiefe und einem überzeugenden Schluss.
Horror-Fans mit Hang zu experimentellen Filmen können einen Blick riskieren. Für alle anderen bleibt ein unausgegorenes Erlebnis zurück.

Bildrechte: PLAION PICTURES
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