Wenn auf der Großen Kinoleinwand ein Land oder sogar die ganze Welt einer Katastrophe zum Opfer fällt, steckt nicht selten der deutsche Regisseur Roland Emmerich dahinter. In The Day After Tomorrow (2004), 2012 (2009) oder Independence Day (1996) stand seinetwegen die Menschheit bereits nahe am Abgrund. Doch nicht immer ist Hollywood für den Weltuntergang verantwortlich.
Auch Südkorea kennt sich mit Katastrophen aus und erzählt in Ashfall vom Ausbruch des Vulkans Paektusan, der das ganze Land zu zerstören droht.
Eigentlich schwebt Sprengstoff-Experte Jo In-chang auf Wolke 7: Seine Frau ist hochschwanger und sein größtes Problem sollte es aktuell sein das Geschlecht des Babys zu erraten. Denn seine Frau will ihm dies noch nicht verraten. Doch als ein Vulkanausbruch an der Grenze zwischen China und Nordkorea das gesamte Land ins Chaos stürzt, wird In-chang aus dieser freudigen Zeit herausgerissen.
Seismologen warnen davor, dass eine weitere, verheerende Eruptionen unmittelbar bevorsteht, welche die gesamte Region in Schutt und Asche legen wird. Der renommierte Geowissenschaftler Bong-rae warnt schon seit Jahren vor solch einer schrecklichen Entwicklung und sieht nur einen Ausweg, die Explosion zu stoppen: Durch die gezielte Zündung von Atomsprengköpfen in den Minenschächten in der Nähe des Vulkans soll Druck abgelassen und somit die Katastrophe verhindert werden.
Aufgrund seines Sprengstoff-Wissens wird In-chang zusammen mit einem Team nach Nordkorea geschickt, um den inhaftierten Spion Joon-pyeong zu befreien. Der politische Überläufer weiß als Einziger, wo sich die Sprengköpfe im Nachbarland befinden. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und die Rettung ganz Koreas. Doch nicht nur der Vulkan scheint die Mission zu bedrohen!
Das südkoreanische Kino war zuletzt vor allen durch das Oscar-prämierte Werk Parasite (2019) oder das Drama Burning (2018) in unseren Gefilden in aller Munde. Gerade die Genres Drama und Thriller werden mit dem Land in Verbindung gebracht. Ein actionreicher Katastrophenfilm passt dabei zunächst erst einmal nicht ins Bild.
Doch der Spielfilm der Regisseure Kim Byung-seo und Lee Hae-jun kann visuell mit den großen Hollywood-Produktionen mithalten, erzählt eine kurzweilige Geschichte und hat einen gut gelaunten Cast vor der Kamera versammelt.
Beginnen wir mit der Story: Wie in jedem Katastrophenfilm geht es auch in Ashfall primär um die Rettung zahlloser Menschen. Doch die beiden Protagonisten Jo In-chang und Ri Jun-pyeong kriegen zusätzlich noch eine emotionale Familiengeschichte spendiert. Ein Städte zerstörender Vulkanausbruch hätte natürlich auch als Motivation für die beiden Männer gereicht, aber als Zuschauer kann man so deutlich mehr Verbindung und Emotionen zu den ungleichen Helden aufbauen.
Abseits davon verläuft die Handlung des Films recht selbsterklärend und überschaubar. Vor allem in den zahlreichen Actionszenen und zum großen Finale hin zieht Ashfall das Tempo aber gehörig an und lässt seine Figuren mit hochexplosiven Atomsprengköpfen hantieren, über einstürzende Brücken fahren und wilde Schießereien austragen.
Dabei hat der Film aber keinesfalls einen durchgehend ernsten Ton, sondern viel Humor wird mit eingestreut. An manchen Stellen vielleicht sogar etwas zu viel. Gerade der Charakter Jo In-chang, alles andere als ein Retter und Anführer, muss sich einiges anhören und handelt nicht selten auch etwas schusselig. Hat man sich allerdings an den Comedy-Action-Mix gewohnt, beginnt der Spaß am Film.
Was die Besetzung betrifft, sind primär Lee Byung-hun (Terminator: Genisys) in der Rolle des Ri Jun-pyeong und Ha Jung-woo (Die Taschendiebin) als Jo In-chang vor der Kamera zu sehen. Während Ha Jung-woo wie gesagt als etwas tollpatschiger Publikums-Liebling zum Helden aufschwingt, darf Ha Jung-woo als zwielichtiger Doppelagent mitwirken. Der Zuschauer weiß dabei nie wirklich, ob man ihm nun trauen kann oder ob er den gesamten Plan in Gefahr bringt. Das bringt eine Extraportion Würze.
Ma Dong-seok als fleißiger Seismologe Kang Bong-rae (Dong-seok Ma) muss leider die meiste Zeit am Rechner sitzen und wichtige Berechnungen zur Rettung der Welt anstellen. Die ehemalige K-Pop Ikone Bae Suzy der Band Miss A darf ebenfalls ihre schauspielerischen Künste lediglich als emotionale Ergänzung präsentieren.
Wie auch ein Emmerich-Streifen lebt Ashfall alles in allem von seiner visuellen Wucht. Dank der starken Bilder, einer guten deutschen Synchronisation und einem namhaften Cast zeigt der Katastrophenfilm, dass Südkorea auch dieses Genre beherrscht und problemlos ganze Städte zusammenstürzen lassen kann.
Ashfall gibt es nicht nur digital zum Kauf und als Leihversion, sondern auch als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray + DVD) sowie als Standard-Blu-ray und DVD.
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