Antiporno (2016) | Filmkritik

Antiporno

Nicht erst seit der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 sind die Freiheiten und Rechte der Frauen wieder populär in der Diskussion. Bereits 2016 hat Regisseur Sion Sono (Love Exposure) mit seinem Werk Antiporno ein Statement für den Feminismus und die Offenheit der Sexualität gesetzt.

Doch kann ein männlicher Regisseur den richtigen Ton treffen, wenn es um die weibliche Blüte geht?

© Busch Media

Die junge Künstlerin Kyôko (Ami Tomite) erwacht in einem knallgelben Schlafzimmer und schlendert nackt durch ihre Wohnung. An den Wänden hängen ihre neuesten Kreationen. Egal ob als Supermodel, Malerin oder Bestseller-Autorin: Kyoko ist derzeit das Gespräch in der Szene.

Bist du eine richtige Hure?

Doch der rasante Ruhm ist der erfolgreichen Japanerin zu Kopf gestiegen. Als Assistentin Noriko an der Wohnungstür klingelnd, beginnt Kyoko ihre Machtdemonstration. Die schüchterne Assistentin wird nicht nur wie ein Hund an der Leine durch die Wohnung geführt, auch muss die unterwürfige Dienerin an obszönen Rollenspielen ihrer Chefin teilnehmen.

Dann aber endet die Szene; das Licht geht an. Existiert die schrille und ausschweigende Szenerie etwa nur in der trügerischen Scheinwelt Kyokos? Wer ist wirklich das Opfer und wer dominiert das Geschehen?

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Regisseur Sion Sono schafft mit seinem Werk Antiporno ein farbenfrohes Chaos, dessen Botschaft immer wieder laut heraus geschrien wird, aber sich nebenher ebenfalls in einzelnen Szenen verliert. Auch ohne direkten Bezug zur japanischen Kultur wird dem Beobachter die Symbolik und Bedeutung des Films klar. Doch auf eine Handlung darf er sich nicht freuen.

Das Bild der Frau in Japan

Immer wieder bricht Antiporno aus seiner Geschichte heraus und schickt Protagonistin Kyôko, dargestellt durch Ami Tomite, in eine neue Fantasie. Doch so sinnlich wie sich der Film zunächst verkauft, gestalten sich die einzelnen Momente nicht immer.

Während sich Kyôko und ihre Assistentin Noriko (Mariko Tsutsui) zwar zunächst mit Hundeleine und intimen Momenten an den Beinen vergnügen, folgen anschließend zahlreiche Momente der Pein und Bloßstellung. Mit diesen Elementen nimmt auch die Sinnlichkeit des japanischen Sexfilms ab.

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Und auch das Gespräch der Eltern Kyôkos, welches überwiegend aus den Wörtern Fotze und und Schwanz besteht, spielt nicht mit den fantasierenden Zuschauern, sondern lässt diese eher erröten. Mit zunehmender Dauer des Films gewöhnt man sich jedoch an die Ausdrucksweise und den Ton des Films und spätestens nachdem das hundertste Mal die Bezeichnung Hure gefallen ist, merkt auch der Betrachter, dass dies nicht mehr und nicht weniger als ein bloßes Wort ist.

Ein buntes Gemälde mit wenig Inhalt

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Sion Sono mag es vielleicht nicht gelingen seine Botschaft in eine intelligente Handlung zu verpacken, aber auf visueller Ebene vermag er sein Können zu präsentieren. In wunderschönen Bildern und mit knalligen Farben wirken seine Szenenbilder, die vorwiegend in einer Wohnung spielen, wie moderne Gemälde. Was die Dialoge und Handlungen betrifft, merkt man dem Werk aber schon an, dass hier ein Mann seine Finger im Spiel hatte.

Die schauspielerische Leistung der beiden Frauen Ami Tomite und Mariko Tsutsui muss als – mit vollem Körpereinsatz – überzeugend vermerkt werden. Hinzu kommt ein klassischer Soundtrack, der die Farben und Bilder sehr gut in Szene setzt.

Antiporno ist kein Softcore-Porno aus Japan, der die Sinne der Zuschauer auf erotische Art und Weise benebelt, sondern ein kleines Kunstwerk mit deutlicher Botschaft. Wer allerdings einen Film erwartet, der eine nachvollziehbare Geschichte erzählt, wird hier in die Röhre gucken.

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