Wikipedia beschreibt den Actionfilm als Unterhaltungskino, in welchem die Handlung von spektakulär inszenierten Kampfszenen illustriert wird und aus aufwendigen Stunts, Schlägereien, Schießereien, Explosionen und Verfolgungsjagden besteht. Doch traf diese Beschreibung schon immer auf dieses Genre zu oder machte auch der Actionfilm eine Entwicklung durch?
Das amerikanische Kino der Nachkriegszeit wurde von Monumentalfilmen wie Ben Hur und den Werken von Cecil B. DeMille dominiert. Vor epischen Kulissen traten bekannte Darsteller wie Charlton Heston in den Fokus und präsentierten uns Schlachten in bis dahin unerreichten Dimensionen. Doch nicht nur die Ausstattung, auch der Erfolg dieser Filme konnte sich sehen lassen und diese Historienfilme bildeten lange Zeit einen Schwerpunkt unter den Monumentalfilmen und in Hollywood. Die Filmindustrie musste immer neues Material nachlegen und bediente sich an den zahlreichen Geschichten der Bibel und produzierte Filme, die im persisch-arabisch-indischen Raum aus „Tausendundeine Nacht“ entsprungen schienen.
Ende der 1960er und spätestens in den 1970er Jahren änderte sich der Fokus. Durch den Vietnamkrieg inspiriert produzierte Hollywood zahlreiche Kriegs- und Antikriegsfilme, welche neben dem Genre des Western und den Mantel-und-Degen-Filmen zu den größten Erfolgen dieser Jahre gehörten. Bis zu diesem Zeitpunkt stand, bis auf wenige Ausnahmen, der Film im Vordergrund. Doch nun entwickelten sich Helden, mit denen mitgefiebert wurde und die Stars der Filme wurden weltberühmt. Namen wie Clint Eastwood oder Douglas Fairbanks erlangten eine vorher unvorstellbare Bekanntheit und sorgten für lange Schlangen an den Kinokassen. Doch der eigentliche Actionfilm etablierte sich erst ein Jahrzehnt später.
Rambo (1982), Stirb Langsam (1988), Terminator (1984) oder Lethal Weapon (1987) sind die Filme, welche einem als erstes in den Sinn gelangen, wenn man an Actionfilme denkt. Und mit ihnen natürlich ihre Stars. Was wäre wohl ein Rambo ohne Sylvester Stallone oder Terminator ohne Arnold Schwarzenegger. Mit Muskeln bepackt konnten es diese Herren mit einer ganzen Armee auf sich nehmen, liefen durch Kugelhagel und traten mit kaum einer Schramme aus diesen hervor. In Stirb Langsam oder Lethal Weapon dagegen trafen wir auf einen anderen Typ Held. Bruce Willis und Mel Gibson hatten immer einen coolen Spruch auf den Lippen, selbst wenn ihnen die Explosionen nur so um die Ohren donnerten. Diese Charaktere haben uns geprägt, haben die Filme geprägt und sind bis heute Ikonen dieses Genres und Symbolfiguren für für den typischer „Männerfilm“.
Auf dem Höhepunkt des Erfolges erkannte Hollywood jedoch schnell, dass die Zuschauer dem Genre müde wurden und ironisierte es kurzerhand. In Filmen wie Last Action Hero (1993) und True Lies (1994) wurde das geschaffene Heldenbild des Actionfilms und ihrer Protagonisten entmystifiziert. Besonders ein Star konnte sich dabei hervorspielen. Jackie Chan vereinnahmte mit seiner künstlerischen Darstellung die 90er Jahre und zog seine Popularität besonders aus der Tatsache, auch gefährliche Action grundsätzlich selbst zu bewerkstelligen. Spätestens mit Rush Hour(1998) an der Seite von Schauspielkollege Chris Tucker konnte er sich auch schlussendlich in Hollywood etablieren.
Seit der Jahrtausendwende hat der Actionfilm erneut eine Wandlung vollzogen. Die Darsteller rücken wieder in den Hintergrund und CGI-Technik bestimmt den Rhythmus. Immer größere Explosionen, immer tödlichere Gegenspieler. Es wird wieder monumental und nicht erst seit den Erfolgen von Transformers (2007) von Regisseur Michael Bay scheint diese Philosophie Hollywood zu regieren. Auch in den 80er Jahren, der Blütezeit des Actionsfilms, galt diese Devise, doch die Computertechnik eröffnete nun ganz andere Spielräume. Besonders die Comicsverfilmungen konnten dadurch profitieren. Aktuell treffen wir jährlich auf einen neuen Film aus dem Hause Marvel, einen neuen Iron Man, Captain America, Thor oder gleich alle Zusammen in Marvel’s The Avengers. Auch wenn man mit jedem dieser Filme einen bestimmten Darsteller verbindet, in Wirklichkeit sind sie doch alle austauschbar. Natürlich würde man anfangs den Charme eines Robert Downey Jr vermissen, doch er ist vielleicht auch der einzige, welcher sich dieser Status verdient hat.
Aber das Genre Actionfilm scheint sich so schnell nicht ändern zu wollen, zumindest nicht wenn es nach Hollywood geht. Denn Marvel hat erst kürzlich seine Pläne zu weiteren Filmen veröffentlicht und diese reichen bereits bis in das Jahr 2019. Es liegen also noch einige Jahre der Superhelden-Filme vor uns, doch wir können uns sicher sein: Der Actionfilm wird erneut eine Veränderung erfahren!