Dämonen haben in der jüdischen Kultur eine lange Geschichte und sind tief in die Glaubenspraktiken und Legenden verwoben. Obwohl sie oft als negative Kräfte betrachtet werden, haben sie auch eine wichtige Rolle in der jüdischen Folklore.
Die Dämonen, die ich rief
Im Judentum werden Dämonen als bösartige Geister betrachtet, die den Menschen schaden und ihr Leben beeinträchtigen können. Die Vorstellung von Dämonen geht auf die antiken Religionen zurück und hat ihren Ursprung in babylonischen und assyrischen Mythologien. Und auch in der Filmwelt haben diese Dämonen mittlerweile ihren Platz gefunden: von The Vigil – Die Totenwache, über The Possession (2012) bis hin zu The Unborn (2009).
Nun gibt es mit dem Horrorfilm Abyzou einen neuen Dämonen auf Zelluloid. Dieser weibliche Dämon ist in der Folklore für Fehlgeburten und Kindersterblichkeit verantwortlich.
Endlich hat es geklappt! Arthur (Nick Blood) und seine Frau Claire (Emma Wiseman) erwarten ein Kind. Doch bis zur Schwangerschaft war es ein steiniger Weg und die finanziellen Mittel des Paares sind am Ende.
Ein teurer Kinderwunsch
Art sieht nur einen Ausweg. Nach fünfzehn Jahren der Abwesenheit sucht er den Kontakt zu seinem Vater Saul (Allan Corduner), der in der jüdischen Gemeinde seiner Heimat ein Bestattungsunternehmen führt. Ohne das Mitwissen seiner Frau will Art seinen Vater dazu überreden einen Kredit auf das Familiengeschäft aufzunehmen.
Und Saul begrüßt seinen verlorenen Sohn mit offenen Armen. Doch im Keller des Hauses liegt eine zu präparierende Leiche, die das Familienglück in großes Unglück stürzen soll. Bei der Mithilfe entfesselt Art ein uraltes Wesen, das einen finsteren Plan für sein ungeborenes Kind bereithält.
Regisseur Oliver Park konnte sich mit seinem Kurzfilm Vicious im Jahr 2015 einen Namen machen, der mit seinen geschickten Horrorelementen so einige Fans fand. Mit The Offering, der in Deutschland den Titel Abyzou trägt, erzählt der Filmschaffende nun eine Gruselgeschichte über knapp 90 Minuten.
Uralte Dämonen, uralte Stilmittel
Von Innovation und frischem Wind im Genre ist bei dem Dämonenstreifen allerdings wenig zu spüren. Park nutzt konsequent die bekannten Zutaten und kocht ein lauwarmes Süppchen ohne Prise Salz. Ein schaurigen Mädchen, eine gruslige alte Frau und ein verrückter Witwer sind nicht zum ersten Mal treibende Kraft hinter dem Horror.
Die gehörnte Dämonin ist ebenso wenig neu, überzeugt aber immerhin mit einem schönen Kostümdesign.
Was die Jumpscares angeht, dürfte ein erfahrener Horrorfan diese ohne allzu große Überraschung kommen sehen. Nicht so geschulte Zuschauer dürfen immer wieder mal aufschrecken und etwas Nervenkitzel verspüren. Im Großen und Ganzen ist Abyzou aber ein Horrorfilm der sanfteren Sorte.
Ein Dämon, der die Kinder raubt
Schauspielerisch reißen sich Nick Blood (Andor) als Arthur und Emily Wiseman (Winchester – Haus der Verdammten) als Ehefrau Claire kein Bein aus. Wiseman spielt noch ein wenig stärker auf. Allan Corduner als Vater Saul bleibt einem ein wenig präsenter in Erinnerung, aber auch hier wurde sich keine Zeit genommen, um die Vater-Sohn-Beziehung zu erklären. Dass die Figur Heimish (Paul Kaye) der Bruder von Art ist, kann man sogar vollkommen aus den Augen verlieren bis zum Finale.
Und ja: das Finale! Hier kann Abyzou nochmal einige Punkte gutmachen. Mit geschickten Wendungen im Drehbuch kommt hier ordentlich Spannung auf. Oliver Park scheint aber nicht genügend Mut gehabt zu haben oder wurde in seiner Vision gebremst. Abyzou bleibt letztendlich einer der harmloseren Dämonen, aber sicherlich nicht für Art und seine Ehefrau.
Fotos
alle Bilder >>
Bildrechte: EuroVideo