Das iranische Kino konnte in den letzten Jahren durch die Dramen Nader und Simin – eine Trennung (2011) und The Salesman (2016) von Regisseur Asghar Farhadi einige Aufmerksamkeit erregen. Nun hat auch der Filmschaffende Vahid Jalilvand, der 2015 mit seinem Werk Wednesday, May 9 zahlreiche Festivalpreise gewinnen konnte, ein neues Drama veröffentlicht. Wird auch dieses den iranischen Film wieder bis nach Hollywood bringen?

Wenige Stunden zuvor hat Nariman mit seinem Auto einen Verkehrsunfall verursacht und ein Motorrad mit einer vierköpfigen Familie gerammt. Alle Beteiligten scheinen zum Glück mit einem Schrecken davonzukommen, lediglich der achtjährige Amir wird leicht am Kopf verletzt. Nariman drängt den Vater des Jungen diesen in ein Krankenhaus zu bringen, um sicherzugehen, dass es dem Jungen gut geht. Doch der Vater Moosa verschwindet mit seiner Familie in der dunklen Nacht von Teheran.
Am folgenden Tag wird der Junge in Narimans Klinik zur Autopsie eingeliefert. Er ist tot. Nariman lastet sich die Schuld dafür auf und versinkt in Vorwürfen. Aber er spricht mit niemandem über sein Geheimnis. Als seine ihm nahestehende Kollegin Dr. Sayeh Behbahani plötzlich eine Lebensmittelvergiftung als Ursache für den Ton diagnostiziert, scheint der Fall eine neue Wendung zu nehmen.

Regisseur Vahid Jalilvand liefert mit Eine moralische Entscheidung ein starkes Drama, in welchem immer wieder die Frage aufgeworfen wird, wer nun eigentlich Täter und wer Opfer ist. In 104 Minuten Laufzeit verschiebt sich die Schuldfrage durchgehend und letztendlich scheint ein jeder Beteiligter in einer Nacht alles verloren zu haben.
Der Film lebt dabei primär von seinen Darstellern, die eine hervorragende Leistung vortragen. Vor allem Navid Mohammadzadeh als verzweifelter Vater und Amir Aghaee als zweifelnder Mediziner verleihen dem Werk eine enorme Emotionalität. Dabei setzt der Film oftmals auf starke und berührende Bilder, ohne allzu sehr die Figuren ihre Emotionen in Worte fassen zu lassen. Wenn jedoch ein Dialog stattfinden, ist dieser ebenso wichtig wie hitzig.

Auch der Schnitt des Films und der Verlauf der Handlung sind an manchen Stellen ein wenig holprig geraten und lassen den Zuschauer ab und an den Fluss verlieren.
Alles in allem präsentiert Vahid Jalilvand ein gelungenes sozialrealistisches Gesellschaftsporträt, welches von seinen leidenschaftlichen Darstellern profitiert und die Frage nach Schuld und Verantwortung aufwirft ohne dem Zuschauer eine Meinung vorzugeben.
Ein weiteres Werk aus dem Iran, welches sich zukünftig zu den vorab genannten Highlights des Landes hinzuzahlen lässt. Und auch wenn noch ein großer Abstand zu den teuren und aufwendigen Produktionen aus der Traumfabrik herrscht, nimmt das iranische Kino eine lobenswerte Entwicklung, die man im Auge behalten sollte.



