Was würdest du tun, wenn du plötzlich Superkräfte hättest? Wärst du ein Held oder ein Schurke? Im italienischen Streifen Sie nannten ihn Jeeg Robot (Originaltitel: Lo chiamavano Jeeg Robot) von Regisseur Gabriele Mainetti folgen wir dem Kleinkriminellen Enzo (Claudio Santamaria), der unfreiwillig an heldenhafte Kräfte gerät. Wird er der Held, den die verrückte Alessia (Ilenia Pastorelli) ihn ihm sieht? Oder nutzt er seine Power lieber für Gaunereien?

Doch was tun, wenn man künftig kein gewöhnlicher Mensch mehr ist? Enzos erster Impuls ist das Knacken eines Geldautomaten, den er komplett aus der Wand reißt. Die Polizei staunt nicht schlecht und hält das ganze noch für einen schlechten Scherz.
Ist Enzo für etwas größeres bestimmt? Die hübsche aber völlig durchgeknallte Alessia sieht in dem ruhigen Einzelgänger den großen Helden ihrer Lieblingsanimeserie! Er ist für sie Hiroshi Shiba, der Jeeg Robot – der Held einer Zeichentrick TV Serie aus den 70ern. Natürlich winkt Enzo bei solchen Hirngespinsten gleich ab, doch weil Alessias Vater beim selben Drogendeal getötet wurde, bei dem auch Enzo hätte sterben sollen, fühlt er sich für die quirlige Dame verantwortlich. Anfangs noch ein lästiges Anhängsel, entwickelt sich Alessia für den Einzelgänger schon bald zu einer unverzichtbaren Freundin. Zwar ist sie eher ein kleines Mädchen, gefangen im Körper einer erwachsenen Frau, doch ihre Weiblichkeit zieht Enzo, der sonst nur Pornos guckt, schnell in seinen Bann.

So geraten Enzo und sein weiblicher Fan schnell ins Visier des durchgeknallten Gangsters. Aber so leicht lässt sich der soziopathische Gipsy nicht abschütteln, besonders nicht, wenn er auch noch an jene Chemikalie kommt, die Enzo zum Jeeg Robot machte.

Schurke Fabio Cannizzaro (Luca Marinelli) mausert sich vom missverstandenen Gangster zum italienischen Joker. Mal prügelt er einen Handlanger mit dem Handy tot, andermal hetzt er seine Hunde auf einen Verräter, und dann trällert er in einer Karaokebar einen italienischen Schlager voller Hingabe.
Mit soviel Aberwitz gespickt sorgt Sie nannten ihn Jeek Robot für zahlreich heitere Augenblicke voller abgedrehter Momente und surrealer Gestalten. Leider verliert sich in den ganzen Absurditäten auch der rote Faden des Films, sodass man schnell überfordert wird und regelrecht von aberwitzigen Einfällen erschlagen wird. Fast eben wie in einer kunterbunten Anime-Trash-Serie der 70er, an die Jeeg Robot eben angelehnt ist.Doch hat der stille Enzo nicht allzu viel mit jenem Hiroshi Shiba zu tun, der in der 1975 erschienenen TV Serie Steel Jeeg bei einem Unfall fast ums Leben kam und nur durch künstliche Körperteile überleben konnte. Trotzdem gibt es am Ende noch eine Anspielung auf den Helden des japanischen Animes.
Wem die Avengers und Justice League des amerikanischen Heldenkinos zu langweilig sind, kann sich mit diesem Film gern auf die Reise eines anderen, realistischeren Helden begeben. Enzos Motivationen sind verständlich und jederzeit nachvollziehbar. Vermutlich würde jeder zuerst versuchen an Geld zu kommen, statt Menschenleben zu retten. Neben einigen schönen Stadtansichten Roms gibt es einiges an Action und Spannung zu sehen, in diesem völlig durchgeknallten Trip durch Italiens Metropole.
So ist Gabriele Mainettis Aufstieg eines Jedermann-Superhelden ein zurecht prämierter Streifen, der so einiges an Filmpreisen, wie beim International Rome Film Festival 2015, 56th Italian Golden Globes, Amsterdam Imagine Film Festival und dem 73. Venice International Film Festival, abräumen konnte. Herzlichen Glückwunsch!
Für andere wird dieser Heldenauftritt vielleicht eine Spur zu seltsam und abgedreht sein. So bleibt der 112 minütige Streifen eine absolute Geschmacksache und wird nicht jeden überzeugen können, ist aber in jedem Fall einen Blick wert.
Regie: Gabriele Mainetti
Drehbuch: Nicola Guaglianone, Menotti
Musik: Michele Braga, Gabriele Mainetti
Darsteller: Claudio Santamaria, Luca Marinelli, Ilenia Pastorelli, Stefano Ambrogi, Maurizio Tesei

Bildrechte: Pandastorm Pictures



