Jeder kennt sie. Jeder hat bestimmt eine an die er felsenfest glaubt. Verschwörungstheorien. Egal ob Außerirdische in Roswell, das Attentat auf John F. Kennedy oder das erfundene Mittelalter. Sobald es ein besonderes Ereignis gibt, kann man sich sicher sein, dass kurze Zeit danach bereits eine Verschwörungstheorie entsteht.

Was für eine Blamage! US-Präsident John F. Kennedy hat angekündigt, dass Amerikaner noch bis Ende der 1960er den Mond betreten werden. Und nun sieht alles danach aus, dass die Sowjets das Rennen machen, während die eigenen Bemühungen noch mehre Jahre Arbeit erfordern, um die Astronauten auch sicher wieder zurückbringen zu können.

Seine Premiere feierte der kanadische Thriller Operation Avalanche im Rahmen des Sundance Film Festivals. Auf dem Regiestuhl nahm Matt Johnson Platz – dessen Name nicht zufällig dem des Protagonisten entspricht, denn Johnson übernahm nicht nur die Arbeit hinter der Kamera, sondern agiert auch als Hauptdarsteller und Kopf der gefälschten Mondlandung im Film. Bei der Realisierung des Films kann man ihm keinesfalls vorwerfen, dass er nicht voller Leidenschaft das Projekt förderte.
Um an originale Aufnahmen bei der NASA zu kommen wurde beispielsweise vorgegaukelt, dass man an einem studentischen Projekt arbeiten würde und einen Dokumentarfilm verfolgt. Des Weiteren gab es mehrere Guerilla-Drehs, bei welchen lediglich Johnson und ein Kameramann vor Ort waren und spontan aufzeichneten.
Natürlich sieht man dem Film sein sehr geringes Budget an. Unter dem Deckmantel der Geschichte funktioniert dies allerdings einwandfrei. So startet das Werk mit einer mehr als schlechten Optik und wackelnden Kamera bis die Protagonisten ihre Arbeit bestätigt bekommen und sich besseres Equipment leisten können. Gerade diese kleinen Spielereien sorgen für eine witzige Authentizität und auf der anderen Seite werden viele Methoden der Bildfälschung und andere Filmtricks dem Zuschauer präsentiert, die so in den 1960er Jahren hätten verwendet werden können.
Was den restlichen Cast neben Multitalent Matt Johnson angeht, sehen wir unter anderem Owen Williams, der ebenfalls sich selbst darstellt sowie Krista Madison, Madeleine Sims-Fewer und Sharon Belle. Bei keinem dieser Namen sollte es klingeln und besondere Lobeshymnen kann man auch nicht aussprechen, aber alle Figuren funktionieren für ihr Dasein in Operation Avalanche recht solide.Was die Geschichte angeht wird diese durchaus unterhaltsam erzählt und immer wieder muss man sich bei der Frage erwischen, ob dies damals nicht wirklich alles zu möglich gewesen wäre. Wobei die NASA dann wohl doch mehr als ein paar übereifrige Neulinge mit solch einer entscheidenden Aufgabe betraut hätte. In Ansätzen aber zeigt Operation Avalanche was hinter verschlossenen Türen damals vielleicht diskutiert wurde und wer weiß, eventuell steckt ja doch ein Fünkchen Wahrheit im Kern der Geschichte. Im Interview gab Regisseur Johnson aber selbst zu, dass auch er fest davon überzeugt ist, dass die USA im Jahr 1969 auf dem Mond gelandet ist.
Letztendlich ist Operation Avalanche ein Beispiel dafür, welche Möglichkeiten man als Filmemacher mit einem geringen Budget und jeder Menge Ehrgeiz hat und zu welchen Zielen man kommen kann. Zwar ist die gefälschte Mondlandung kein Meisterwerk oder ein Film, der einen nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird. Operation Avalanche ist ein Film, den man als Perle eines Festivals entdeckt und über 94 Minuten mit Neugierde verfolgt, um sich hinterher ein paar Gedanken zu den großen Verschwörungen der Menschenzeit zu machen.
Regie: Matt Johnson
Drehbuch: Josh Boles, Matt Johnson
Musik: Jay McCarrol
Darsteller: Matt Johnson, Josh Boles, Owen Williams, Ray James

Bildrechte: Ascot Elite Entertainment



