Wer kennt sie nicht? Die berühmte Titelmelodie aus den 70ern? Wenn der gigantische Kampfstern Galactica fast endlos scheinend an der Kamera vorbeiflog, stellten sich beim Zuschauer die Nackenhaare vor Verzückung auf. Der Kult der einstigen Sci-Fi Serie scheint unsterblich.

Nur Admiral Amada (Edward James Olmos) steht den Überlebenden mit einer stoischen Ruhe in ihrer dunkelsten Stunde bei.
Nachdem das Serienreboot eingestellt wurde, werkelten die Schöpfer an einer neuen Geschichte, um den Mythos am Leben zu halten. Statt eine Fortsetzung der bekannten Mythologie zu erzählen, entschied man sich nach Caprica für ein weiteres Prequel.
Lange bevor William Adama ein erfahrender und besonnender Anführer wurde, musste er sich als draufgängerischer Pilot den Respekt der Flotte während des Ersten Zylonenkrieges verdienen. In einem in 10 Teile geteilten Film, jeder zwischen 7 und 12 Minuten lang, wurde Battlestar Galactica: Blood & Chrome auf dem YouTube Kanal Machinima Prime ab dem 9. November 2012 ausgestrahlt. Unter der Voraussetzung, dass der Film die Erwartungen der Produzenten erfüllt, sollte der Film für eine zukünftige Serie als Pilotfilm dienen, die dann entweder über das Internet oder traditionell über das Fernsehen ausgestrahlt werden würde.

Doch so schnell kommt der junge William Amada (Luke Pasqualino) nicht ins Cockpit eines der schnellen Jäger. Statt in die Schlacht zu ziehen, wird der Heißsporn zusammen mit Copilot Coker (Ben Cotton) auf Botenmissionen geschickt. In einem schwerfälligen Raptor-Transportschiff müssen die beiden Piloten durch ein gefährliches Gebiet reisen. Statt wichtige Ausrüstung zu transportieren, haben die beiden ungleichen Piloten die zivile Ingenieurin Dr. Becca Kelly (Lili Bordàn) an Bord, die sich schnell als Agentin in geheimer Mission entpuppt.
Schnell wird klar, dass Husker mitten im Territorium der Zylonen ist. Coker sieht das gar nicht gern, denn er hat erst bei seinem letzten Einsatz ein Besatzungsmitglied verloren und hat genug von Krieg und Zerstörung. Zu dumm nur, dass sein unerfahrener Begleiter geradezu zielsicher vom Ärger angezogen wird. Und so sind die drei Protagonisten bald hinter feindlichen Linien und müssen ums nackte Überleben kämpfen.
Dabei treffen sie auf die grimmigen Zylonen, gefährliche Schlangenmonstern und einen durchgedrehten Soldaten, der seinen Verstand wohl in der Schlacht eingebüßt hat.

Copilot Coker Fasjovik wird von Ben Cotton als väterliche Figur dargestellt, die dem jungen Helden erst beibringen muss, wie man außerhalb der Akademie am Leben bleibt. Jedoch bleibt sein Charakter fast immer farblos im Hintergrund und bekommt nur selten Gelegenheit, wirklich Tiefe und Sympathie zu entwickeln.
Lili Bordàn bleibt ebenfalls häufig auf der Strecke und trägt bis auf den klimatischen Höhepunkt kaum zur Handlung bei. Eine hastig konstruierte Liebesszene ist alles, was von ihr im Gedächtnis bleibt. Alle anderen Rollen haben bestenfalls nur eine Statistenfunktion und sorgen einzig dafür, dass es neben unserem Trio auch andere Personen zu sehen gibt.
Leider ist der Pilotfilm nicht besonders gut angekommen, weshalb eine Fortführung der Handlung vermutlich ausgeschlossen ist. Die Effekte sind solide, die Action stimmig, nur mit den blassen Charakteren wird man selbst als Fan der Serie nicht wirklich warm. Ein richtiges Pilotengeschwader und mehrere Hauptfiguren hätten hier gut getan. Man vermisst Starbuck und Co.!
Wer allerdings ein weiteres Kapitel der Weltraumodyssee sehen möchte und mit dem Look der Reboot-Serie anno 2004 zufrieden ist, sollte ruhig einen Blick riskieren. Doch sollte man nicht zu viel erwarten.
Viele Ansätze und Anspielungen wirken vielversprechend, werden aber nicht genau genug erklärt. Warum Zylonen in einem Schlachthaus mit menschlichen Körpern hantieren oder weshalb es vor dem Zylonenangriff bereits einen Krieg gegen die Blechköpfe gab, wird nicht erklärt. Hier merkt man einfach an vielen Stellen, dass im geplanten, späteren Serienverlauf noch einige Fragen beantwortet werden sollten. Leider kam es nicht mehr dazu, wer aber trotzdem ein großer Fan des Serienkonzepts ist und von den rar gesäten Science-Fiction Serien nicht genug bekommt, sollte trotzdem einen Blick riskieren.
Für Neueinsteiger in diese Serienwelt könnte jedoch die Kost etwas zu unverdaulich sein, denn Erklärungen sucht man in Battlestar Galactica: Blood & Chrome vergebens.



