Gnomeo und Julia (2011) | Filmkritik

Gnomeo und Julia

Die beiden älteren Hausbewohner Mrs. Montague und Mr. Capulet leben seit eh und je in Streit miteinander. Zu allem Überfluss grenzen nicht nur ihre Häuser aneinandern, auch ihre Gärten liegen direkt nebeneinandern. Die gepflegten Gärten haben aber einen großen Unterschied. In einem Garten leben die Blauhüte und gegenüber die Gartenzwerge mit roten Zipfelmützen. Wie ihre Besitzer befinden sich auch diese zwei Fraktionen seit Ewigkeiten im Streit.

Ihre Streitigkeiten wollen die kleinen Zwerge eines Tages mit einem gefährlichen Rasenmäher-Rennen klären. Stellvertreter für die blauen Zwerge ist Gnomeo (James McAvoy), sein Kontrahent mit roter Mütze nennt sich Tybalt (Jason Statham). Während des Rennens sieht es so aus, als würde Gnomeo gewinnen, aber durch Betrug schafft es Tybalt seinen Gegner auszuschalten. Diesen Schwindel können Gnomeo und sein bester Freund Benny (Matt Lucas) natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

Die beiden Zwerge brechen daraufhin bei Nacht in den Garten der Rotzipfel ein und planen eine Racheaktion. Durch ein Missgeschickt lösen sie jedoch den Alarm aus. Bei der Flucht stößt Gnomeo überraschend auf die Tochter von Lord Redbrick (Michael Caine). Julia (Emily Blunt) und Gnomeo verlieben sich unsterblich in einander. Doch als sie bemerken, dass sie aus verfeindeten Gärten stammen, wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt.

Die Dramen von William Shakespeare wurden schon zahlreich als Vorlage für Filme genommen. Ob Hamlet, Macbeth oder Othello, zahllose Filme bedienten sich an den Werken von Shakespeare. Ganz weit vorne dabei ist die Liebesgeschichte Romeo und Julia mit über fünfzig Verfilmungen. Wer aber dachte, dass die moderne und draufgängerische Interpretation von Baz Luhrmann mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes in den Hauptrollen bereits das Werk auf den Kopf stellte, wird bei Gnomeo und Julia (Originaltitel: Gnomeo and Juliet) eine ganz andere Seite der Geschichte entdecken.

From forth the fatal loins of these two foes
A pair of star-cross’d lovers take their life

Verpackt in einem bunten und rasanten Familienfilm bedient sich Gnomeo und Julia an der Tragödie und dichtet noch einige neue Verse hinzu. Aus den verfeindeten Häusern der Montagues und Capulets werden zwei bunte Gärten, die im Zwiespalt leben und das geheime Liebespaar trägt fortan Zipfelmützen. Auch wenn die Protagonisten Gnomeo, Julia und auch der rachsüchtige Tybalt ihre klassischen Rollen in dem Film verkörpern, vermisst man doch einige Charaktere und Szenen aus der Vorlage. Mercutio, den besten Freund Romeos, erkennt man nur wage in dem Zwerg Benny wieder, der als Sidekick leider nicht viele Lacher ernten kann. Besser gelingt diese Aufgabe der besten Freundin von Julia, Nanette. Aber auch die berühmte Balkonszene wird in Gnomeo und Julia nur einmal kurz aufgewärmt. Für eine Laufzeit von nur 84 Minuten wollte der Film leider zu viele Handlungen vereinen. Etliche Handlungsstränge werden eingeführt und verlaufen im Nichts. Beispielsweise der Plan von Gnomeo und Julia einen eigenen Garten zu gründen und dort zu leben ist bereits nach wenigen Sekunden gescheitert. Auch die traurige Vergangenheit des pinken Plastikflamingos Featherstone wird in wenigen Minuten abgehandelt. Gerne hätte man von diesen Geschichten mehr erfahren.

Bei der Handlung verlässt man sich in den Grundzügen natürlich vollkommen auf die weltberühmte Vorlage. Die Gewalt wird selbstverständlich einem Familienfilm entsprechend angepasst und wie sollte es anders sein, auch das Ende erhält eine nicht überraschende Hollywood-Politur. Schließlich warnt der Dramatiker William Shakespeare, in Form einer Bronzestatue, die verliebten Zwerge vor dem Ausgang seiner Geschichte. Diese Wendung nimmt dem Animationsabenteuer zum Ende hin leider viel von der Spannung vorweg.

Bei den Synchronsprechern konnte man auf zahlreiche namhafte Schauspieler zurückgreifen. Das Liebespaar Gnomeo und Julia wird dabei von James McAvoy und Emily Blunt gesprochen. Aber auch in den Nebenrollen hört man bekannte Stimmen. Michael Caine als Graf Zinnoberrot, Jason Statham als Tybalt, Ozzy Osbourne als Faun und Hulk Hogan als Sprecher für eine Werbung des „Brutalo-Rasenmäher Terrafirminator“ sind nur einige Berühmtheiten, die sich im Film die Ehre geben. In der deutschen Fassung vertraut man auf Leute wie Bürger Lars Dietrich und Anke Engelke. Der Soundtrack des Films wird neben Nelly Furtado, Kiki Dee und Lady Gaga ausschließlich von Elton John Liedern dominiert, die jedoch passend in fast jeder Szene erklingen.

Alles in allem bietet der Animationsfilm von Touchstone eine solide Unterhaltung für die ganze Familie. Das Setting der Gartenzwerge, welche sich nur bewegen wenn die Menschen außer Sichtweite sind, erinnert aber an vielen Stellen stark an Pixars Toy Story. Gegen diese Konkurrenz müssen die bunten Zwerge allerdings ihren Hut ziehen.

Cast & Crew

Regie: Kelly Asbury
Drehbuch: Kelly Asbury, Mark Burton, Kevin Cecil, Emily Cook, Kathy Greenberg, Andy Riley, Steve Hamilton Shaw
Musik: James Newton Howard, Elton John, Lady Gaga
Stimmen: James McAvoy, Emily Blunt, Michael Caine, Jason Statham, Maggie Smith, Ashley Jensen, Matt Lucas, Patrick Stewart, Ozzy Osbourne, Stephen Merchant, Julie Walters, Richard Wilson, Jim Cummings, Hulk Hogan

Bewertung

Trailer

Informationen
Gnomeo & Julia | 24. März 2011 (Deutschland) 5.9
Regisseur: Kelly AsburyDrehbuchautor: Rob Sprackling, Johnny Smith, Andy RileyDarsteller: James McAvoy, Emily Blunt, Maggie SmithHandlung:

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