Snowman’s Land (2010) | Filmkritik

Snowman's Land

Walter ist ein Auftragskiller. Doch keiner von den Reichen und Schönen wie man sie aus Hollywood kennt, sondern von einer alten und müden Sorte. Eines Tages schafft er es auch noch einen Auftrag so richtig zu vermasseln und tötet die falsche Zielperson. Sein Boss nimmt ihm dieses Missgeschick ganz schön übel und beurlaubt Walter erst einmal. Doch Walter hat kein Geld um in die Sonne zu fliegen. Von einem Freund erfährt er, dass der Unterweltboss Berger, welcher seit Jahren abgeschieden in den Bergen weit im Osten lebt, einen fähigen Auftragskiller benötigt. Sofort begibt sich Walter auf die Reise und landet in einem einsamen Schneetal.

Überraschend trifft er dort auf einen alten Bekannten – Micky. Ebenfalls ein Auftragskiller wie Walter, doch mit einer labilen Persönlichkeit. Als beide gemeinsam in dem großen Anwesen von Berger eintreffen, stellen sie fest, dass lediglich seine junge Frau Sibylle anwesend ist.

Berger steckt noch an der Grenze fest. Anfangs scheint die Bergidylle wie ein bezahlter Urlaub, als die drogenabhängige Sibylle jedoch nach einer intensiven Party zurück ins Anwesend kommt, geschieht das Missgeschick. In einem Alkohol- und Drogenrausch erschießt sich Sibylle und schwimmt fortan bäuchlings im Hauspool. Walter und Micky kennen die brutalen Strafen, mit denen Berger seine Feinde jagt und beschließen daher schnellstmöglich die Leiche zu verstecken.

Kurz darauf kehrt der Hausheer auch zurück und wundert sich wo seine Frau abgeblieben ist. Wie lange können Walter und Micky den Unfall geheim halten?

Wenn wir an die Auftragskiller aus den großen Blockbustern denken, kommen uns als erstes schöne, erfolgreiche und vor allem erbarmungslose Gestalten in den Sinn. Regisseur Tomasz Thomson wirft in seinem Film Snowman’s Land dieses Klischee jedoch komplett über den Haufen und präsentiert uns einen ausgebrannten und vom Pech verfolgten Killer, welcher von Grübeleien und Unzufriedenheit heimgesucht wird.

Der Film stellt dabei das Kinodebüt des Regisseurs Tomasz Thomson dar, welcher eine Killerkomödie schuf, die mit jeder Menge schwarzem Humor und paradoxen Stilfiguren daherkommt. In der Hauptrolle des erholungsbedürftigen Auftragskillers Walter begegnet uns Schauspieler Jürgen Rißmann, der bislang meist in Nebenrollen zu sehen war. In Snowman’s Land verkörperte er nun den gemütlichen Brummbären, der seinen Lebensunterhalt als Killer verdient. Eine Rolle in der  Jürgen Rißmann trotz seines Schweigen durchgehend präsent ist.

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An seiner Seite agiert Schauspieler Thomas Wodianka, der als tollpatschiger und überheblicher Killer-Kollege nicht nur für einige Probleme, sondern vor allem für einigen Humor sorgt. Thomas Wodianka wirkte bereits in Tomasz Thomsons erstem Langfilm Stiller Sturm mit. Aber nicht nur als Einzelgänger können beide Auftragskiller vor der Kamera überzeugen, auch als Duo funktionieren sie in dem verschneiten Film optimal.

Der ruhige Walter steht im Kontrast zum ungeschickten Micky. Doch wenn beide Killer zusammen auf dem Schlitten über die schneebedeckten Hänge rodeln, wirken beide wie das perfekte Team. Als Gegenspieler der Beiden tritt der deutsche Schauspieler Reiner Schöne im Film auf. Dank seiner Hollywood-Erfahrung und Zusammenarbeit mit Größen wie Lee van Cleef (Sabata kehrt zurück, 1971), Clint Eastwood (Im Auftrag des Drachen, 1975) oder Kris Kristofferson (Amerika, 1986) gelingt es ihm ohne weiteres die Rolle des Ex-Top-Gangsters „Jauche“-Berger zu verkörpern.

Auch auf geschichtlicher Ebene schafft es Snowman’s Land über weite Strecken zu überzeugen. Das Setting in einem bröckligen Sanatorium, welches abgeschieden in der weißen Schneelandschaft steht, sorgt für eine intensive Atmosphäre und auch der schwarze Humor sitzt an den richtigen Stellen. Begleitet von endlosen Perioden der Stille, erklingt immer wieder die einfühlsame Musik von Luke LaLonde (Born Ruffians).

Doch leider entwickelt sich die Story zum Ende hin etwas in die falsche Richtung. Einige unnütze und verwirrende Wendungen lassen die Geschichte im tiefen Schnee untergehen. Trotz dieses Mankos bietet Snowman’s Land eine auffallend unterhaltsame Killerkomödie, die mit einer überwiegend unerforschten Schauspielerriege einen ganz speziellen Flair entwickelt.

Regie: Tomasz Thomson
Drehbuch: Tomasz Thomson
Musik: Luke Lalonde
Schauspieler: Jürgen Rißmann, Thomas Wodianka, Reiner Schöne, Eva-Katrin Hermann, Waléra Kanischtscheff, Luc Feit, Detlef Bothe, Andreas Windhuis, Anton Weber

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