No Mercy (2019) | Filmkritik

No Mercy (2019)

Das südkoreanische Kino hat mit Werken wie Oldboy (2003), Mother (2009) und Memories of Murder (2003) eindrucksvoll gezeigt, dass die Themen Rache, Action und Drama in Szene gesetzt werden können. Regisseur Lim Kyeong-Taek schickt mit No Mercy nun eine wortkarge Frau auf einen weiteren, blutigen Pfad der Rache.

Auch wenn In-Ae (Si-young Lee) äußerlich nicht direkt bedrohlich und angsteinflößend wirkt, hat die junge Frau in ihrem Job als Bodyguard schon viele harte Erfahrungen machen müssen. Ihr letzter Auftrag brachte sie zudem für achtzehn Monate ins Gefängnis, da sie wegen schwerer Körperverletzung verhaftet wurde.

Nun ist In-Ae endlich wieder auf freiem Fuß und möchte eine ruhige und friedliche Zeit mit ihrer kleinen Schwester Eun-Hye verbringen. Doch das Leben gönnt ihr keine Auszeit, denn ihre jüngere Schwester kommt eines Tages nicht von der Schule nach Hause.

Da sich weder Polizei noch Lehrer für das Verschwinden des jungen Mädchen mit geistiger Behinderung interessieren, verfolgt In-Ae die verfügbaren Spuren auf eigene Faust und gerät in eine Welt voller Gangster, Zuhälter und Politiker. Die Jagd auf die Kidnapper wird zu einem gnadenlosen Rachefeldzug.

Und eben dieser Rachefeldzug ist der rote Faden der Geschichte, welcher ohne Nebengeschichten oder dergleichen erzählt wird. Regisseur Lim Kyeong-Taek porträtiert in kurzweiligen 94 Minuten die blutige Suche seiner Hauptfigur In-Ae. In bester John Wick-Manier wird dabei nicht allzu viel Zeit mit Dialogen vergeudet, sondern ansehnliche Chorographien dominieren das Geschehen.

In-Ae, dargestellt von der in unseren Gefilden eher unbekannten Si-young Lee, bewaffnet sich mit einem Hammer, einem Eispickel oder lässt einfach nur die Fäuste sprechen. Hierbei kommt der Schauspielerin vor allem ihre Karriere als Amateurboxerin zugute.

Ihr Charakter entwickelt sich während der gesamten Laufzeit von einer wütenden Schwester hin zum mordenden Racheengel. Der unterstützende Cast, ebenso Park Se-wan in der Rolle der Schwester Eun-Hye, spielen sich nicht sonderlich hervor, sondern dienen lediglich der Weiterführung der Handlung.

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Neben all der Gewalt und Brutalität ist vor allem der Hintergrund der Entführung ein harter Schlag in den Magen, denn No Mercy spricht Themen an wie die Prostituition von Minderjährigen, den Verkauf von Kindern und die Ausnutzung eines behinderten Mädchens. Als Täter werden hierbei alte Männer und Politiker an den Pranger gestellt, die beim Zuschauer vor allem Ekel und Verständnislosigkeit hervorrufen.

Dass die Wut der Hauptfigur ins Unermessliche steigt, ist bei all den Geheimnissen und Taten, die im Laufe der Story ans Licht kommen, keineswegs unverständlich. Ebenso wie In-Ae wird man auch als passiver Betrachter immer verzweifelter und die Wut kocht auf.

Jedoch handelt der weibliche Bodyguard immer wieder unüberlegt und vorschnell, sodass man sich als Zuschauer fragt, warum sie überhaupt so viel Zeit in die Vorbereitung steckt, wenn sie letztendlich doch einfach kopflos in die Falle rennt.

Alles in allem hat No Mercy sicherlich ein paar Schwächen in seiner Erzählstruktur und bei seinen Nebenfiguren. Hinzu kommt, dass der gesamte Stil des Films ab und an recht unüberlegt wirkt.

Regisseur Lim Kyeong-Taek liefert insgesamt aber einen soliden,blutigen Rache-Thriller, der gekonnt Action, Drama und Rache vereint und eine starke weibliche Hauptdarstellerin auf einen blutigen Rachetrip schickt.

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