Inside a Skinhead (2001) | Filmkritik

Inside a Skinhead

Noch bevor er dem Publikum weltweit als Verliebter Noah Calhoun in Wie ein einziger Tag (2004) bekannt wurde, zahlreiche Zusammenarbeiten mit Regisseur Nicolas Winding Refn (Drive) sammelte und schweigsam durch Blade Runner 2049 (2017) wanderte, war Schauspieler Ryan Gosling in einer seiner ernstesten Rollen zu sehen: als jüdischer Nazi in Inside a Skinhead (Originaltitel: The Believer).

Verantwortlich für das Drama ist Regisseur Henry Bean, der sich als Vorlage für sein Werk an der Geschichte von Daniel Burros bediente. Dieser wuchs mit jüdischen Wurzeln auf und war in den 1960ern Mitglied der American Nazi Party sowie des Ku Klux Klans. Bean versetzte für seine filmische Adaption das Geschehen in die Gegenwart.

Daniel Balint (Ryan Gosling) war schon als Kind vorlaut, aber ebenso wortgewandt. Dieses Verhalten sorgte dafür, dass er aus dem Religionsunterricht verwiesen wurde. Als Erwachsener hat er sein Verhalten keineswegs geändert, doch aber sein Äußeres.

Anstatt einer Kippa trägt er Springerstiefel und ein auffälliges Hakenkreuz auf dem T-Shirt. Seinem Hass gegenüber Juden lässt er freien Lauf und regelmäßig sucht er mit seiner Gefolgschaft Ärger. Doch seine Vergangenheit und die Wahrheit, dass er selbst Jude ist, verschweigt Daniel allen.

Auf der Suche nach Gleichgesinnten trifft Daniel auf Curtis Zampf (Billy Zane), der den wortgewandten Nazi für seine Zwecke manipuliert. Doch Daniel merkt immer mehr, dass er anders ist. Anders als seine Weggefährten der neofaschistischen Vereinigung, anders als seine alten jüdischen Freunde.

Je tiefer sich Daniel in den Strudel aus rassistischer Hetze begibt, desto stärker wird er mit seiner jüdischen Herkunft, seinem Glauben und seinem Selbsthass konfrontiert.

Das Drama Inside a Skinhead erschien bereits im Jahr 2001, inhaltlich hat das Werk jedoch nichts an seiner Aktualität verloren. Der Hass gegenüber Minderheiten ist damals wie heute ein präsentes Thema in den Medien und kennt keine Gnade. Im Gegensatz zu American History X (1998) entfaltet sich das Werk von Bean jedoch nicht primär über Gewalt, sondern über seine Dialoge.

Auch wenn bereits zu Beginn Daniel Balint seine Fäuste sprechen lässt, kommt es im Anschluss nur noch selten zu Auseinandersetzungen. Inside a Skinhead entführt stattdessen in den Kopf des jüdischen Nazis, der so sehr von Hass zerfressen wird, dass er selbst nicht einmal weiß woher dieser kommt. Auf die Frage warum er die Juden so sehr hasst, erwidert Daniel schlicht „weil sie existieren“.

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Doch die Gedankenwelt von Daniel bröckelt und er merkt, dass er anders ist als seine Mitstreiter. Als er die Möglichkeit hat einen Juden zu ermorden, zögert er. Als er zum Gespräch mit Überlebenden aus einem Konzentrationslager gezwungen wird, kommen ihm die Tränen. Und immer schlimmer wird der Selbsthass in Daniels Kopf.

Schauspieler Ryan Gosling liefert eine fesselnde Darstellung ab, die sich konsequent durch den Film zieht. Über die gesamten 99 Minuten Laufzeit ist er Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und schafft es den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Summer Phoenix und Billy Zane dienen ab und an als Dialogpartner, aber Gosling verleiht seiner Figur selbst in den stillen Momenten eine enorme Stärke.

Insgesamt ist Inside a Skinhead ein packendes Werk, das in eine Gedankenwelt entführt, die durch und durch durcheinander ist. Daniel Burros und ebenso seine filmische Variante Daniel Balint hassen die Juden abgrundtief, doch noch mehr hassen sie es selbst einer zu sein. Und daran scheinen sie zu zerbrechen.

Seit dem 21. Juni 2019 gibt es den Film als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook mit einigen Hintergrundinformationen zu der Geschichte, dem Regisseur und der Entstehung des Films.

Bewertung

Trailer

Informationen
Inside a Skinhead | 23. August 2001 (Russland) 7.1
Regisseur: Henry BeanDrehbuchautor: Henry Bean, Mark JacobsonDarsteller: Ryan Gosling, Summer Phoenix, Peter MeadowsHandlung:

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