Suspiria (2018) | Filmkritik

Suspiria

Berlin in den 70er Jahren: Die RAF kidnappt das Passagierflugzeug Landshut in Mogadischu und noch immer sind in Deutschland die Folgen des zweiten Weltkrieges zu spüren. Die junge Tänzerin Patricia (Chloë Grace Moretz) macht sich zu dieser Zeit auf, den Psychologen Dr. Klemperer (Tilda Swinton) um Hilfe zu bitten. Sie glaubt, dass ihre Tanzschule von Hexen geführt wird.

Die Hexen laden zum Tanz

Die Leiterin Madame Blanc (ebenfalls Tilda Swinton) wird von ihr beschuldigt, sie zu verfolgen und ihren Geist mehr und mehr zu kontrollieren. Eine Geschichte, die der ergraute Therapeut als typische Wahnvorstellung einstuft. Zur gleichen Zeit kommt eine amerikanische Tänzerin frisch in diese Tanzschule.

© Koch Media GmbH

Susie (Dakota Johnson) ist ein vielversprechendes Talent und kann Madame Blanc von sich überzeugen. Die Aufnahmeprüfung besteht sie spielend und kann sich sogar die Hauptrolle in dem neuen Stück „Volk“ sichern, obwohl sie die Choreographie noch nie selbst getanzt hat.

Welches Geheimnis verbirgt die Schule?

Schnell merkt sie jedoch, dass die Schule ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Tänzerinnen, die aufbegehren, verschwinden spurlos. Und nachts wird sie von furchtbaren Visionen und Träumen geplagt, als versuche jemand, in ihren Geist einzudringen. Als sie mehr und mehr über die verschwundene Patricia erfährt, beginnt auch Susie, unbequeme Fragen zu stellen.

Spätestens seit Black Swan weiß man, dass Ballett die Hölle sein kann. In Suspira geht man da ein gutes Stück weiter und fügt den inneren Dämonen noch ganz andere Schrecken hinzu. Ein Hexenzirkel in den Katakomben einer Tanzschule, die von einem Naziarchitekten erbaut worden sein muss. Der perfekte Schauplatz für ein gefährliches Katz- und Mausspiel.

© Koch Media GmbH

Wem die Geschichte bekannt vorkommt, täuscht sich nicht. Luca Guadagninos Film ist ein Remake des 1977 erschienenen Machwerks von Dario Argento. Und in Sachen Bildästhetik und visueller Darstellung steht die Neuauflage dem Original in nichts nach.

Starke Bilder mit schwerer Bedeutung

Die Kulissen sind architektonisch gewaltig und bedrohlich. Kostüme, Choreografien und Bildaufbau sind einschüchternd und überzeugen auf ganzer Linie.

Nur im Erzählfluss hat der 152 Minuten lange Grusel seine Schwächen. Wenn eine Schülerin durch einen Tanz regelrecht verdreht und zerbrochen wird oder ein dunkles Ritual die Katakomben mit Gedärmen und Blut füllt, wird der Horror jedoch greifbar.

Tilda Swinton (Doctor Strange) erweist sich hier als wandlungsfähiges Talent und spielt gleich mehrere Rollen. Vom alten Psychologen Klemperer, der Schulleiterin Blanc, bis hin zur diabolischen Mutter, Helena Markos, verwandelt sie sich Dank hervorragender Make-up-Effekte.

Die Szenenbilder stellen die opulenten Tanzinszenierungen in einen starken Kontrast zu den schlichten Behausungen der Berliner Bürger in den kargen Siebzigern. Wer jedoch einen blutigen Thriller mit zahlreichen Jumpscare-Einlagen erwartet, wird enttäuscht. Suspiria konzentriert sich hauptsächlich auf das Verborgene, dass weder sichtbar noch hörbar ist. Mit kraftvollen Bildern, tollen Tänzerinnen und einem bedrohlichen Soundtrack wird der Film zu höchstem Unbehagen beim Zuschauen führen.

Die Kunstfertigkeit kann man Luca Guadagnino (Call Me By Your Name) auf jeden Fall nicht absprechen. Ob Suspiria aber zu einem Meisterwerk des Horrorgenres werden kann, bleibt angesichts vieler langatmiger Szenen leider zu bezweifeln. An manchen Stellen hätte es dem Film nicht schlecht gestanden, die Schere anzusetzen und das filmische Machwerk mindestens 30 Minuten herunter zu kürzen.

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