Was ist mit Emily passiert? Diese Leitfrage ist der rote Faden, der sich durch die Thriller-Komödie Nur ein kleiner Gefallen (Originaltitel: A Simple Favor) zieht. Regisseur Paul Feig (Brautalarm) hat mit diesem ungewohnten Mix eine Geschichte über Freundschaft, Verrat, Geheimnissen und Enthüllungen kreiert. Doch gelingt der Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit?
Stephanie und Emily könnten unterschiedlicher kaum sein. Während die eine als alleinerziehende Mutter jegliche Schul- und Backveranstaltung dominiert und neben Kind und Haushalt noch einen eigenen Mom-Blog führt, fokussiert sich die andere vollends auf ihre Karriere als PR-Chefin. Doch eines Tages finden eben diese beiden Frauen zueinander und verbringen aufgrund ihrer Söhne immer mehr Zeit miteinander.
Beim Martini am Mittag wird fortan nicht nur getrunken, sondern auch geredet und immer mehr Details und Geheimnisse beiderseits kommen ans Licht. Und dann bittet Emily ihre neue Freundin um einen folgenschweren Gefallen: Stephanie soll Emilys Sohn Nick von der Schule abholen.
Doch am Abend wartet die Vollzeit-Mom vergeblich darauf, dass Nick von seiner Mutter abgeholt wird. Und auch am folgenden Tag taucht Emily nicht auf. Und die nächsten Tage bleiben Telefon und Haustür ebenso stumm. Was ist nur mit Emily passiert?
Basierend auf der Romanvorlage Nur ein kleiner Gefallen – A Simple Favor von Darcey Bell entwickelt sich der gleichnamige Spielfilm in seinen 117 Minuten Laufzeit zu einem wahrlich spannenden Thriller, der aber immer wieder durch humorvolle Momente unterbrochen wird. Dies kann ebenso unterhaltsam wie störend sein. Wird in einer Szene noch über tote Familienmitglieder geweint, folgt im nächsten Moment ein unpassender Witz über Hybrid-Autos.
Als Zuschauer kann man sich nie nicht ganz sicher sein, wie ernst es der Film nun meint oder ob nicht doch wieder eine Wendung alles herumreißt. Regisseur Paul Feig verfolgt dabei von Anfang bis Ende aber eine klare Erzählstruktur, wobei es am Ende doch noch einmal etwas chaotischer zugeht und Thriller und Komödie unaufhaltsam wechseln. Für den einen ist dies durchaus frischer Wind in der Kinolandschaft, für den anderen treffen zwei nicht zusammengehörige Genres aufeinander.
Die Schauspielerinnen Anna Kendrick (Pitch Perfect), als Übermutter Stephanie, und Blake Lively (The Shallows), als sexy Karrierefrau Emily, harmonieren soweit recht passend auf der Leinwand. Was anfänglich noch im totalen Kontrast steht, nähert sich im Laufe der Handlung immer weiter an. Und schon bald beginnen die Rollen sich zu gleichen. Leider verpasst der Film zu Beginn die Gelegenheit, die Freundschaft intensiver und glaubhaft darzustellen.
Nach wenigen Treffen, die nicht immer positiv verlaufen, und ein paar gemeinsamen Alkoholrauschen sollen die beiden grundverschiedenen Frauen beste Freundinnen sein. Durch ein paar Rückblicke im späteren Verlauf des Films wird dies zwar noch etwas ausführlicher untermauert, aber trotzdem hätte dies vorab schon deutlicher dargestellt werden müssen.
Dadurch wirken viele Taten, vor allem durch die hilfsbereite Stephanie, stark überspitzt. Wo das Abholen des Kindes von der Schule noch nachvollziehbar ist, wirkt ein Einbruch in einer Firma doch zu viel des Guten. Aber beachtet man den Genre-Mix des Films scheinen all diese Handlungen wiederum nachvollziehbar. Nur ein kleiner Gefallen nimmt sich nicht ernst und zeigt dies auch immer wieder. Meist immer dann, wenn der Zuschauer gerade denkt, dass nun doch ein düsterer Ton angeschlagen wird.
Ein gelungener Cast und eine gekonnte Regie sorgen dafür, dass Nur ein kleiner Gefallen ein recht frisches Gesamtwerk ist, das seine Stärken vor allem zum Ende hin richtig ausspielt. Rasante Wendungen und spannende Momente führen den roten Faden zu einem Ende, welches clever durchdacht ist. Leider baut der Film dieses Potenzial ein wenig zu spät auf, um wirklich vollends zu überzeugen.
Und was ist nun eigentlich mit Emily passiert? Eine Antwort auf diese Frage wäre wohl ebenso komplex und unterschiedlich wie die Genres, die Nur ein kleiner Gefallen bedient.
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