Zeke Sikes (Benjamin Walker) ist Sheriff in einer Kleinstadt und wurde vor einigen Tagen im Zuge eines Banküberfalls angeschossen. Seitdem ermittelt er zusammen mit seinem Deputy Reed Ethington (Adam Pally) und erhalten außerdem Unterstützung von dem FBI, da es sich bei dem Überfall um eine staatlich versicherte Bank handelte.
Alle Spuren deuten auf Zekes Bruder Andy (Rainn Wilson) hin, der bei den Bürgern in der Kleinstadt bereits als Kleinganove bekannt ist. Genau hier setzt die Handlung ein und erzählt die Geschehnisse rückwärts bis zur eigentlichen Tat.
Shimmer Lake ist ein US-amerikanischer Thriller aus dem Jahr 2017 und wurde unter anderem von vom Streaming-Anbieter Netflix produziert. Die Regie und das Drehbuch übernahm Oren Uziel, der zuvor als Drehbuchautor für die Komödie 22 Jump Street tätig war. Der Film ist eine der Netflix-Eigenproduktionen, die bisher die meisten Zuschauer überzeugen konnte.
Das Erzähltempo ist anfangs eher ruhig und das Leben in der amerikanischen Kleinstadt wird anhand mehrerer kleiner Szenen mit unterschiedlichen Figuren veranschaulicht. Die Handlung startet etwas minimalistisch und stellenweise sehr geringfügig. Nachdem die ersten Tage erzählt werden und die scheinbar einfache Handlung nun doch komplexer wird, nimmt der nur 82-minütige Debütfilm von Uziel richtig Fahrt auf.
Der Zuschauer ist hier deutlich mehr gefordert, als es in den letzten Jahren Hollywoods üblich gewesen ist. Die Figuren werden zwar etwas zu kurz gezeichnet, jedoch in keinster Weise unglaubwürdig.
Hier wäre es eventuell besser gewesen den Nebenfiguren etwas mehr Spielzeit zu geben, um ihre charakterlichen Züge deutlicher auszuschmücken. Andererseits würde durch eine fortschreitende Figurenzeichnung von Nebencharakteren auch der eigentliche Erzählfluss der Handlung etwas abhanden kommen.
Der gesamte Cast an Schauspielern, allen voran Hauptdarsteller Benjamin Walker und der aus 22 Jump Street oder Everybody Wants Some bekannte Wyatt Russell, der aus seinen wenigen Szenen das Optimum herausholt, überzeugt.
Es ist eine Mischung aus Kriminalfilm, Komödie und Heist-Movie, welches seine Anleihen klar bei den Coen-Brüdern und Tarantino hat. Regisseur Uziel benutzt zwar Elemente namhafter Regisseure und Drehbuchautoren, jedoch erzählt er seine eigene Geschichte mit eigener Handschrift und durchaus innovativ. Sein Drehbuch ist kreativ und mit Szenen, die blutig und komisch zugleich sind, vielseitig.
Es ist einfach sehr entspannend und bestätigend zugleich, eine Hommage an die früheren Filme der Hollywood-Legenden anzusehen und außerdem das Werk eines scheinbar neuen Spielers in der Stadt der Engel bewundern zu dürfen. Die inszenatorischen Mittel werden so zielgerichtet ausgenutzt, dass die einfache Geschichte eine möglichst große Entfaltung bekommt.
Des Weiteren ist es angenehm einen kleinen Film anzusehen, der sich strikt und klar strukturiert einem bestimmten Ereignis, dem Banküberfall, in einer kleinen Stadt widmet.
Diese minimalistische Haltung des Regisseurs hat als Nebeneffekt zwar so seine Längen, da streckenweise nicht viel passiert, aber dennoch wird die Spannung mit fortschreitender Laufzeit des Films immer weiter aufgebaut. Dieses Stilmittel ist zwar eher altmodisch, da zu Zeiten der Marvel-Blockbuster ein scheinbar erfolgreiches Rezept entwickelt wurde, wonach der Ablauf von Filmen standardisiert wurde.
Mit zunehmender Annäherung an den besagten Tag des Banküberfalls werden die Tagesepisoden stärker und intensiver, sodass sich der Zuschauer mehr und mehr Gedanken über die wahren Hintergründe der Tat machen muss.
Insgesamt ist Shimmer Lake ein kleiner Geheimtipp aus dem Hause Netflix, der besonders sympathisch und geschickt seine eigene Geschichte wiedergibt, ohne sich bei bekannten Filmmustern zu bedienen. Für Fans von den Coen-Brüdern und Tarantino ist dieser Film ein absolutes Muss.
Bildrechte: Netflix