Ein Ballett in New York City plant eine Neuinterpretion des klassischen Ballettes von Schwanensee. Dabei soll die Hauptrolle nicht nur den gefühlvollen weißen Schwan spielen, sondern auch den sinnlichen Gegenpart des schwarzen Schwans übernehmen. Natürlich will jede Tänzerin diese Chance nutzen und die Rolle der Schwanenkönigin übernehmen. Unter den zahlreichen Bewerberinnen befindet sich auch die zurückhaltende Nina Sayers (Natalie Portman). Diese lebt mit ihren 28 Jahren noch immer bei ihrer dominanten Mutter Erica (Barbara Hershey), einer gescheiterten Tänzerin, die versucht jeden Aspekt des Lebens ihrer Tochter zu kontrollieren.
Der Regisseur der Aufführung Thomas Leroy (Vincent Cassel) zögert zunächst Nina die Hauptrolle zu geben, obwohl sie eine perfekte Besetzung für den Part des weißen Schwans ist. Die Emotionen des schwarzen Gegenstücks bringen sie jedoch an ihre Grenzen, da sie viel zu unschuldig für diese Rolle scheint. Ihr fehlt die Leidenschaft und eine dunkle, sinnliche Seite. Trotzdem überlässt Thomas ihr überraschend die Rolle.
Nach dieser Entscheidung hat Nina jedoch nicht nur mit dem Neid der restlichen Tänzerinnen zu kämpfen, ebenfalls ein seltsamer Ausschlag auf ihrer Schulter und bizarre Halluzinationen haben immer stärkeren Einfluss auf ihr Leben. Als ihre Rivalin Lily (Mila Kunis) auch noch als ihre Zweitbesetzung ausgewählt wird, zerbricht die Welt von Nina vor ihren Augen. Ihr Traum von Perfektion scheint sie nicht nur ihren Verstand zu kosten, auch ihr Leben gerät immer stärker aus den Fugen.
Nachdem Regisseur Darren Aronofsky mit seinen düsteren Filmen Pi und Requiem for a Dream die Kritiker überzeugen konnte, wurde sein nächstes Werk, der mehrere Jahrhunderte umspannende Film The Fountain mit Hugh Jackman und Rachel Weisz in den Hauptrollen, von vielen Kritikern zerrissen. 2008 meldete sich der Regisseur jedoch mit seinem Sportdrama The Wrestler zurück, welches erneut zahlreiche Auszeichnungen gewinnen konnte und den Schauspieler Mickey Rourke aus der Versenkung holte und zu neuem Ruhm verhalf. Sein neustes Werk Black Swan gibt nun erneut einen tiefen Einblick hinter die Kulissen des Showbusiness, welche dem Zuschauer normalerweise verwehrt bleiben.
Für die Hauptrolle der Ballerina Nina Sayers fragte Darren Aronofsky bereits im Jahr 2002 bei Natalie Portman an. Diese war schon damals von dem Stück begeistert und übernahm die Rolle letztendlich auch. Diese Besetzung dürfte wohl eine der besten Entscheidungen sein, welche man für der Film hätte treffen können. Denn Portman glänzt durchgehend in der außergewöhnlichen Geschichte voller Obsessionen.
Bereits 2005 war sie bei der Oscarverleihung als „Beste Nebendarstellerin“ in dem Film Hautnah nominiert, für Black Swan steigt sie nun mit Sicherheit zu den besten Hauptdarsterllerinnen in den Ring und dürfte dort gute Chancen haben. Überragend bringt sie die Entwicklung von der zerbrechlichen Glaspuppe, hin zum erotischen, schwarzen Schwan, auf die Leinwand.
In Nebenrollen glänzen aber auch Vincent Cassel, Mila Kunis und Winona Ryder. Auch hier scheint das Casting ein Volltreffen zu sein. Als Gegenstück zu Natalie Portman mimt Mila Kunis die lebensfrohe, verführerische Rivalin. Vincent Cassel als antreibender Tanzlehrer, welcher seinen Schülerinnen die Perfektion lehren will, agiert ebenso wie Winona Ryder in jeder Szene präsent und unterstützt den Film hervorragend.
Aber nicht nur der exzellente Cast sorgt dafür, dass Black Swan einem Meisterwerk gleich kommt. Auch die emotionalen und bewegenden Szenen des Films wirken außerordentlich. Besonders die Entwicklung des Hauptcharakters, welcher zu Beginn noch in einem Refugium aus pinken Stofftieren haust, dessen Vollkommenheit nur durch einen schwarzen Schwan gestört wird, hin zu der von Selbstzweifel gelösten Tänzerin, welche sich ihrem sexuellen Wesen bewusst ist, gelingt ergreifend. Der Weg zu diesem Ziel ist jedoch ein Labyrinth mit vielen Sackgassen, wobei der Regisseur uns immer wieder überraschend auf den richtigen Weg zurückholt. Dabei schafft er es, einem für viele trockenem Thema unvorstellbare Emotionen herauszukitzeln, welche dem Zuschauer einen Blick in die harte Welt des Balletts erlauben.
Obwohl der Soundtrack, welcher überwiegend aus der klassischen Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowskis (Schwanensee) besteht, nicht für die Oscars zugelassen werden darf, weil er auf bereits vorher existierender Musik aufbaut, unterstützt die Musik bemerkenswert das hoch emotionale Werk. Der Film, welcher zu Beginn noch langsam und ausführlich in das Thema hinein lenkt, fesselt einen schon bald mit einer verstrickten Geschichte, bestehend aus Halluzinationen und Erfolgsdruck.
Ein unglaubliches Stück Kino beginnt sich zu entfalten. Ein ständiger Begleiter ist dabei der extreme Kontrast zwischen Weiß und Schwarz, welcher einem durchgehend das Bild von Gut und Böse vermitteln soll. Unschuld und Dunkelheit. Aber Aronofsky scheut auch nicht davor zurück einen Hauch von Zweideutigkeit in seinen Szenen zu verstecken.
Eine kleine Änderung von Farben und Formen, welche das Publikum immer wieder von der Bahn wirft. Die Absichten der Charaktere scheinen dabei oft bekannt, doch schon in der nächsten Szene werden alle Theorien über den Haufen geworfen. Hinzufügend kommt das Element der Reflexion, welches vor allem durch Spiegel repräsentiert wird. Dieses Element schafft es dem Zuschauer die Gefühle und Verwirrungen der Charaktere besser zu verstehen und erlaubt einen Blick in die Gefühlswelt der Charaktere.
Doch alles was Regisseur Darren Aronofky dem Beobachter innerhalb der ersten Stunde zeigt, kann einen nicht auf das aufrüttelnde Finale vorbereiten, welches einen nach der aufgebauten Atmosphäre und Vorfreude erwartet.
Denn obwohl einem durchgehend das Ende der Geschichte bekannt ist, sorgen abstruse Wendungen für ungeahnte Ereignisse. Bis am Ende der Irrgarten letztendlich in sich zusammen fällt.
Insgesamt entführt Black Swan den Zuschauer hinter den Vorhang des Balletts und offenbart die Besessenheit der Schönheit, des Ruhms und vor allem der Perfektion. Wir erhalten einen Einblick der Pracht, nur damit diese von der Hässlichkeit und der harten Realität komplett zerstört werden kann. Denn professionelles Ballett ist nur für das Publikum schön.
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