Jeder kennt die Yakuza, jene Organisation, die in Japan die Unterwelt kontrolliert. Mit grimmigen Tattoos, teuren Anzügen und Waffengewalt verschaffen sich die Clans ihren Respekt. Wer seine Ehre verliert, verliert einen Finger oder gar sein Leben.
In zahlreichen Filmen, Büchern und Videospielen werden die Machenschaften dieser gefährlichen Verbrecher thematisiert. Dabei kann man sich der Faszination für die komplexen Machtgefüge nur schwer entziehen. Takeshi Kitano vollendet mit Outrage Coda nun seine Trilogie um den wortkargen Auftragsmörder Otomo, der für die Clans die Drecksarbeit macht und sich in der Unterwelt einiges an Ansehen erworben hat.
Die Handlung setzt fünf Jahre nach dem Krieg zweier Syndikate an: den Sandokai und dem Hanabishi-kai- Clan. Otomo (Takeshi Kitano) lebt zurückgezogen und arbeitet für einen Gangsterboss namens Mr. Chang (Tokio Kaneda), der sich auf Zuhälterei spezialisiert hat.
Als in einem Hotel ein ranghoher Yakuza auftaucht und die Mädchen verprügelt, greift Otomo ein. Der respektlose Gangster sieht nicht ein, für die Damen zu zahlen oder sich gar zu entschuldigen. Aus Rache an der Zurechtweisung durch Otomo , bringt der Yakuza einen Mann des Syndikates um. Zwar sendet der Boss des Hanabishi-Clans ein Geldgeschenk, um sich für den Verlust zu entschuldigen, doch die Summe ist in den Augen des Bosses eine Beleidigung.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Dienste von Otomo und seinem Partner benötigt werden. Aus anfänglichen Verhandlungen wird ziemlich schnell ein Blutbad, wenn beide verfeindeten Organisationen einander bekriegen und auch innerhalb der Clans Machtkämpfe entbrennen.
Outrage Coda ist ein klassischer Gangsterfilm, der den letzten Teil einer zusammenhängenden Trilogie erzählt. Für Neueinsteiger sind die Figuren und Hintergründe nur schwer zu verstehen und die zahlreichen Personen überfordern den ungeübten Zuschauer schnell. Takeshi Kitano, der in Deutschland vor allem für die Gameshow Takeshis Castle Berühmtheit erlangte, spielt nicht nur die Hauptrolle, sondern führte auch Regie.
In kühlen und schön inszenierten Bildern erzählt er die Geschichte des abgebrühten Killers. Mit steinerner Miene und harten Sprüchen zeigt seine Hauptfigur, dass nicht mit ihm zu spaßen ist. Besonders die Filmmitte besticht durch lange Dialoge und einen stetigen Wechsel der Schauplätze. Wer unachtsam ist, verpasst wichtige Storydetails.
Die Filmmusik wird meistens nur in ruhigen Szenen eingesetzt und verschwindet in der Action fast vollständig um nicht vom Geschehen abzulenken. Ohne Schnörkel, wie wilde Autoverfolgungen, Kampfchoreographien oder Dauerfeuer und Explosionen bemüht sich Kitano um eine bodenständige Inszenierung, die auch mal abblendet, statt auf die Gewalt zu zeigen.
Wer einen Yakuzafilm à la John Woo erwartet, wird angesichts der leisen Töne schnell enttäuscht. Ohne Kenntnis der anderen beiden Vorgänger Outrage (2010) und Outrage Beyond (2012), dürfte Outrage Coda nur mäßig verständlich sein, da man dem Zuschauer keinerlei Einführung in die Geschichte gewährt, sondern ihn buchstäblich ins kalte Wasser stößt.
Hauptdarsteller und Regisseur Takeshi Kitano (Zatoichi – Der blinde Samurai) schafft es, durch Coolness und lockere Sprüche, trotz zahlreicher Charaktere in Erinnerung zu bleiben. Mit seiner verschmitzten Art scheint er stets über den Dingen zu stehen und gibt sich keine Blöße. Trotzdem bleibt der Film an vielen Stellen konfus, langatmig und unübersichtlich.
Ein Highlight ist die schöne 3-Disc-Collectors-Edition im Hardcover, die neben der Blu-ray auch die DVD und den Bonusfilm Getting Any? aus dem Jahre 1994 enthält. In einem umfangreichen Booklet wird die Geschichte des Yakuzafilms und dem filmischen Schaffen des Hauptdarstellers Takeshi erzählt. Dazu gibt es noch einige schöne Fotos aus dem vorliegenden Film zu bestaunen.
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