Trigun (1998) | Serienkritik

Trigun (1998)

„Vash the Stampede“ oder auch „Der menschliche Taifun“ genannt. Auf seinen Kopf sind unglaubliche 60 Milliarden $$ Doubledollar ausgesetzt, tot oder lebendig. Aber wer legt sich schon mit diesem schier übermenschlichen Revolverhelden an?

Überall wo er auftaucht bricht Chaos und Verzweiflung aus und die Regierung stuft ihn mittlerweile als zerstörende Naturkatastrophe ein. Mit einem Wimpernschlag soll er sogar die Stadt July sowie all deren Bewohner ausgelöscht haben. So jedenfalls erzählt man sich in den lokalen Saloons auf dem Wüstenplaneten Gunsmoke.

Millie Thompson und Meryl Stryfe, zwei hübsche Versicherungsagentinnen, sollen dem gefährlichen Verbrecher auf Schritt und Tritt folgen, um zukünftige Katastrophen zu verhindern.

© peppermint anime

Doch bereits nach kurzer Zeit wird deutlich: Vash ist eigentlich ein grundanständiger Pazifist, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, geschweige denn einen Menschen erschießen würde. Zu seinem Unglück ist er jedoch ein ungeschickter Trampel und vor allem die Kopfgeldjäger, die ihn jagen, hinterlassen so einigen Schaden, der immer wieder ihm angedichtet wird.

Zwischen 1995 und 1997 veröffentliche der Manga-Zeichner Yasuhiro Nightow seine Geschichte Trigun, die auf einem fernen Wüstenplaneten spielt, auf dem die Menschheit in kleinen, verstreuten Siedlungen ums Überleben kämpft. Mit einer Mischung aus Science-Fiction und Western schlug das Werk ein wie die Kugel einer von Vash the Stampede abgefeuerten Waffe.

Das Studio Madhouse adaptierte bereits 1998 die Geschichte als Anime-Fernsehserie. In 26 Episoden ist es dabei vor allem die Wandlung und Entwicklung der Figuren, welche Trigun so besonders machen, denn Protagonist Vash muss mit der Zeit lernen, dass er nicht jeder Situation ohne Waffengewalt aus dem Weg gehen kann.

Selbstverständlich etabliert sich der blonde Held mit Stoppelfrisur in Kürze zum Liebling der Serie und durch seine unschuldige und begriffsstutzige Art weiß man als Zuschauer vom ersten Moment an, dass dieser großgewachsene Revolverheld niemals all die Taten begangen haben kann, die ihm angedichtet werden.

Doch die Geschichten über Vash sind keinesfalls durchweg an seinen blonden Haaren herbeigezogen. Die Serie nimmt sich sehr viel Zeit, um ihren Protagonisten erstmals eine Waffe abfeuern zu lassen, aber direkt dann wird deutlich, dass Vash ein legendärer Schütze ist mit nahezu übermenschlichen Fähigkeiten.

© peppermint anime

Nicht nur dieser Bruch und die erstmalige Benutzung einer Waffe dienen der Entwicklung seines Charakters. Mit dem Auftreten des Wanderpriesters Nicolas D. Wolfwood wird eine Figur ergänzt, die mit der Zeit immer wieder das Handeln von Vash in Frage stellt. Ist die Benutzung einer Waffe erlaubt, um andere Menschen damit zu retten?

Trigun nimmt sich verstärkt dem Thema Pazifismus an und extrem auffallend ist im Verlauf der Geschichte der Wandel einer humoristischen Einführung hin zu einem blutigen Finale voller Mord, Ausbeutung und der Frage nach dem Sinn der Gewalt. So gut gesetzt und erzählerisch gelungen umgesetzt dieser Inhalt ist, so schwach wirkt teils der rote Faden der Handlung.

Das größte Problem der beliebten und erfolgreichen Serie ist genau dieser Verlauf der Geschichte. Bereits der Einstieg wird durch die Tatsache erschwert, dass der Zuschauer zunächst Vash bei schier belanglosen Tagesjobs und banalen Aufträgen verfolgt. Erst viel zu spät in der Handlung nehmen sich die Episoden der so gelobten Geschwindigkeit und Ernsthaftigkeit an.

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Im Zusammenspiel mit Nicolas D. Wolfwood erlangt Vash einen ebenbürtigen Partner und durch die Einführung von Millions Knives und Gung-Ho Guns betritt eine ernst zunehmende Gefahr die Spielfläche. Durch Rückblenden hellt zudem Vashs Vergangenheit immer weiter auf und Trigun kommt zu einem Punkt, an dem das Anime endlich zu unterhalten weiß. Leider geschieht dies erst auf den finalen Metern zum bombastischen Finale hin.

Auch wenn die Entwicklung der Figuren durch diese Art der Erzählweise umso intensiver und glaubhafter ist, nimmt sie dem Spannungsbogen der Geschichte einiges an Wind aus den Segeln und viele Zuschauer werden der Serie schon früh den Rücken zukehren.

Zudem ist, neben dem altbackenen Handlungsverlauf, auch der Zeichenstil der Serie deutlicher in die Jahre gekommen, als es etwa bei Cowboy Bebop, ebenfalls aus dem Jahr 1998, der Fall ist. Aber die Charaktere, allen voran natürlich Vash the Stampede, legen eine unheimliche Coolness an den Tag. Die Mischung der klassischen Western-Elemente mit futuristischen Aspekten sorgt für etliche Hingucker und facettenreiche Details. In dem Meer an schießwütigen Gegnern scheint jede Figur in seiner Gestaltung die vorherigen übertreffen zu wollen.

Trigun überzeugt mit einem unglaublich sympathischen Titelhelden, dessen Geschichte nach deutlichen Anlaufschwierigkeiten auch heute noch zündet und mitzureißen weiß. Und als man denkt, dass der menschliche Taifun bereits all seine Patronen verfeuert hat, wird noch einmal nachgeladen und mit Sperrfeuer unterhalten!

Bewertung

Trailer

Informationen
Trigun | 1. Dezember 2009 (Deutschland) 8.2
Drehbuchautor: Yasuhiro NightowDarsteller: Masaya Onosaka, Hiromi Tsuru, Satsuki YukinoHandlung:

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Bildrechte: peppermint anime

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