Nur Gott kann mich richten (2017) | Filmkritik

Nur Gott kann mich richten

Ricky (Moritz Bleibtreu) wird nach fünf Jahren Haft entlassen und besucht umgehend seinen dementen Vater (Peter Simonischek), um ihm eine Auswanderung anzubieten.

Für seine Reise, und das damit verbundene neue Leben, benötigt er jedoch noch etwas Startkapital. Sein alter Freund Latif (Kida Khodr Ramadan) ist sein erster Ansprechpartner. Allerdings kann er ihm das so dringen benötigte Geld nicht leihen, denn als Betreiber einer Shisha-Bar hat er selbst nur wenig Geld zur Verfügung.

Im Gegenzug bietet er ihm einen Job an, welcher eine größere Summe Geld in Aussicht stellt. Für diesen Auftrag benötigt er aber ebenfalls die Hilfe seines Bruders Rafael (Edin Hasanovic), der mit Ricky nichts mehr zu tun haben möchte. Können die beiden Brüder sich in der Frankfurter Unterwelt behaupten und ein neues Leben beginnen?

Nur Gott kann mich richten ist ein deutscher Gangsterfilm aus dem Jahre 2017. Die Regie und das Drehbuch übernahm Özgür Yildirim, der zuvor bereits durch den Film Chiko bekannt wurde. Sein neuestes Werk ist innerhalb der deutschen Filmwelt eine wunderbare Ergänzung.

Die dunkle Seite der Main-Metropole Frankfurt wird in Bild und Ton fesselnd dargestellt und endlich gibt es einen stilsicheren Gangsterfilm aus Deutschland, der bei seiner Gestaltung Mut beweist. Viele typisch deutsche Filmelemente werden einfach verworfen, sodass jegliche Moral dem Film fern bleibt. Die kleinen Geschichten in der Frankfurter-Unterwelt sind allesamt miteinander verbunden und jede Figur hat muss mit ihren ganz eigenen Problemen fertig werden. Und für die Lösung dieser Probleme wird dann auch mal etwas Illegales unternommen.

Wie es in dem Gangster-Genre so üblich ist, entwickelt sich eine Abwärtsspirale aus dem scheinbar letzten Job. Dahingehend ist Nur Gott kann mich richten konsequent und im Genre verankert. Positiv ist neben dem Stil des Films anzumerken, dass der Rhythmus, insbesondere in der ersten Hälfte, sehr gut taktiert ist. Die ersten 45 – 50 Minuten können durch interessante Figuren und einem düsteren Look durchweg überzeugen.

Für den Zuschauer entwickeln sich in dieser Phase die so wertvollen Sympathien oder wenigstens Interessen für die Charaktere. Das liegt vor allen Dingen an die Beschränkung auf die notwendigen und passenden Handlungsstränge. Nach dieser großartigen Einführung flacht der Film jedoch leicht ab. Die Szenen wirken gestreckt und die bis dahin intensive Handlung gerät leicht ins Stocken.

Trotz alledem zieht das Tempo nochmals an und ein gelungener, deutscher Genrefilm nimmt seinen lauf. Insbesondere die Schauspieler, die in ihrer Gesamtheit einen starken Cast ergeben, tragen dazu bei. Moritz Bleibtreu, Edin Hasanovic, Peter Simonischek, Birgit Minichmayr und Kida Khodr Ramadan erhalten alle ihren Moment im Rampenlicht und könnten bei ihrer Interpretation der Rollen nicht unterschiedlicher sein.

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Angetrieben von geldlichen Sorgen entwickelt sich eine wunderbare Gangstergeschichte, die unterhaltsam und schonungslos zugleich ist. Es sind nun mal die deutschen Filme wie Toni Erdmann, Der Nachtmahr und jetzt Nur Gott kann mich richten, die dem deutschen Kino in den letzten Jahren wieder zu neuem Glanz verhelfen.

Mit einem Blick auf die internationale Konkurrenz kann der deutsche Film zwar noch immer nicht hervorstechen, allerdings werden in den letzten Jahren vermehrt Schritte in die richtige Richtung vollzogen. Positiv an Frankfurts Gangsterfilm ist in diesem Zusammenhang auch die ideale musikalische Begleitung. Mit Rap-Tracks von deutschen Interpreten wird der Film zu einer stilgerechten Inszenierung. Auch die Kamerabilder und der Schnitt helfen beim Aufbau der Handlung, halten sich aber teilweise etwas zu sehr zurück. Etwas mehr Dreck und Untergrund hätten dem Film durchaus noch besser getan.

Beispielsweise lässt Regisseur Yildirim die Kernelemente des Gangster-Genres wie Drogen, Prostitution und Kriminalität eher im Hintergrund agieren, was jedoch lediglich als „Meckern auf hohem Niveau“ zu bezeichnen ist. Diese stilistische Zurückhaltung fällt auch nur im internationalen Vergleich auf.Insgesamt wird die düstere Welt Frankfurts nahe der Perfektion dargestellt.

Zusammengefasst ist Nur Gott kann mich richten eine unterhaltsame und düstere Gangstergeschichte, die durch einen wunderbaren Cast und eine stimmungsvolle Interpretation überzeugt.

Bewertung

Trailer

Informationen
Nur Gott kann mich richten | 25. Januar 2018 (Deutschland) 6.7
Regisseur: Özgür YildirimDrehbuchautor: Özgür YildirimDarsteller: Neil Malik Abdullah, Suzan Anbeh, Kai Ivo BaulitzHandlung:

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Bildquelle: © RAT PACK FILMPRODUKTION GMBH/ CONSTANTIN FILM PRODUKTION GMBH/ PALOMA ENTERTAINMENT GMBH.

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