Winchester – Das Haus der Verdammten (2018) | Filmkritik

„Die Geister die ich rief, werde ich nun nicht mehr los..“, sagte einst Faust in Goethes gleichnamigen Werk. Für Die Erbin des größten Waffenherstellers in den USA, Sarah Winchester, gespielt von Oscarpreisträgerin Helen Mirren, wird dieses Zitat zu einem wahrhaften Fluch.

Von jenen Geistern verfolgt, die einst durch diese Waffen starben und ihre Familie reich machten, wird die Millionenerbin nun heimgesucht. Eine verwunschene Villa, ein grausames Geschäft mit dem Tod und unzählige Geheimnisse, werden hier zu einem Gruselfilm mit Starbesetzung und Hochglanzoptik verwoben.

Für den Psychologen Dr. Eric Price (Jason Clark) scheint der Auftrag anfangs simpel. Er soll die Winchestererbin aufsuchen und ein Gutachten erstellen, ob die betagte Dame noch fähig ist, die Geschäfte zu führen oder nicht. Doch Price bringt ganz eigene Dämonen mit hinein in das Horrorhaus der Witwe.

Drogenabhängig und desillusioniert fällt es dem Gutachter schwer, sich auf den Job zu konzentrieren. Als dann noch die Hausherrin auf den Plan tritt und mit ihren Regeln und seltsamen Ritualen daherkommt, eckt der Besucher immer wieder mit den Hausbewohnern an. Jede Nacht schlägt die Turmglocke in der zwölften Stunde; der Geisterstunde. Es werden Tag und Nacht an den Zimmern gebaut, nur um sie nach kurzer Zeit wieder einzureißen. Es scheint, als würde das Haus einen ganz eigenen Willen haben und so zu einem unkontrollierbaren Geschwür heranwachsen.

Als auch noch der Winchesterenkel Henry besessen wird und droht sich und andere zu verletzen, kommen Dr. Price echte Zweifel, ob er seinen Sinnen vertrauen kann. Geister erscheinen in den Fluren, Gegenstände bewegen sich und die Hausherrin birgt ein dunkles Geheimnis. Auch die Anwesenheit des Doktors scheint kein bloßer Zufall zu sein.

Das unheimliche Herrenhaus in San Jose, mit seinen hunderten Zimmern, wird zu einer schaurigen Kulisse. Mit Hochglanzbildern und wunderschönen Bauten wird Winchester – Das Haus der Verdammten zu einem opulenten Werk prachtvoller Details. Die Möbel, die Holzverzierungen und die edlen Kleider der Hausherrin ziehen ihre Blicke stets auf sich.

Helen Mirren, die Grand Dame Hollywoods, verleiht der geheimnisvollen Witwe eine unglaubliche Präsenz, die den Zuschauer durchweg in seinen Bann zieht. Mit einem starren Blick und einer intensiven Ausstrahlung gelingt es der Schauspielerin stets bedrohlich und doch menschlich zu wirken. Ist sie eine wahnsinnige Witwe oder eine verfluchte Erbin?

Winchester
Jetzt bei amazon.de bestellen!

Hat man anfangs noch Angst vor ihrer Erscheinung, wirkt sie gerade zum Ende sehr verletzlich. Die Schuld, die ihr Erbe ihr auferlegt hat, drückt schwer auf ihren Schultern. Denn die Geister sind Opfer, die durch ihr Imperium zu Tode kamen. Mit dieser Last muss Sarah Winchester leben.

Zwar ist die Idee des Horrorhauses keine neue Erfindung, doch sie wird von den Spierig Brüdern (Michael Spierig und Peter Spierig) in perfekten Bildern und der nötigen Stimmung inszeniert. Wieder und wieder zuckt man zusammen, wenn eine Gestalt aus dem Nichts erscheint, eine Tür knallt oder eine Hand nach einem greift. Die Schockmomente sind gut platziert und treffen immer ihr Ziel. Die stets dunklen und schattigen Korridore, verwinkelten Gänge und Treppen laden gerade dazu ein, etwas bedrohliches darin zu verbergen.

Zwar kommt der Film nicht an jene geisterhafte Melancholie eines crimson Peak (2015) oder den Grusel von Conjuring (2013) heran, doch reicht der 100 minütige Mysterystreifen für einen spannenden Videoabend zur Geisterstunde. Für Hardcore-Horror-Freunde wird er zwar etwas zu seicht sein, doch Gruselanfänger finden hier ein angenehmes Niveau mit einem guten Spannungsbogen vor.

Wer das echte Horrorhaus der Familie Winchester sehen möchte muss ins kalifornische San Jose fahren. Dort können Touristen aus nächster Nähe sehen, welche unheimliche Ausstrahlung dieses berühmte Geisterhaus in sich trägt.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Ähnliche Beiträge

Tanz der Vampire (1967) | Filmkritik

The Exorcism (2024) | Filmkritik

Rosemaries Baby (1968) | Filmkritik