Denkt man an die reichsten Menschen unserer Welt kommen einem sicherlich umgehend Namen wie Bill Gates, Jeff Bezos oder Warren Buffett in den Sinn. Manch einer wird sich sicher auch noch an die Familie Rockefeller erinnern. Doch wem fällt der US-amerikanischer Öl-Tycoon J. Paul Getty ein?
Dank Ridley Scott und seiner Verfilmung Alles Geld der Welt (Originaltitel: All the Money in the World) aus dem Jahr 2017 sollte der Name nun deutlich präsenter sein. Dabei war der Film nicht nur, oder gerade wegen, seiner Skandale und Nachdreharbeiten im Gespräch. Denn obwohl das Werk rund um die Entführung eines Getty-Enkels bereits vollständig abgedreht war, wurde Schauspieler Kevin Spacey aufgrund sexueller Vorwürfe komplett aus dem Film entfernt und durch Christopher Plummer ersetzt
Wie sehr hat dieser Trubel dem Film, der auf wahren Begebenheiten basiert, geschadet?
J. Paul Getty galt zu seinen Lebzeiten als reichste Person auf unserem Planeten. 1966 wurde sein Vermögen auf 1,6 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dieser Reichtum bringt jedoch auch Neider und Feinde mit sich. 1973 ereignet sich einer der aufsehenerregendsten Fälle der Kriminalgeschichte. Der 16-jährige Paul, Enkel des milliardenschweren Ölmagnaten J. Paul Getty, wird in Rom entführt. Das Motiv der Täter könnte kaum eindeutiger sein: Geld.
17 Millionen Dollar Lösegeld lautet die anfängliche Forderung der Kidnapper. Ebenso eindeutig wie das Motiv der Entführer ist auch die Antwort von Getty. Keinen einzigen Dollar will er den Tätern zahlen. Der alte Griesgram hält das Ganze für eine Inszenierung und fürchtet Nachahmer – schließlich hat er 13 weitere Enkel und will diese nicht ebenfalls in Gefahr bringen.
Pauls verzweifelte Mutter Gail kämpft hingegen um das Leben ihres Sohnes. Unermüdlich appelliert sie an ihren Schwiegervater Getty und verbündet sich zeitgleich mit dessen Sicherheitsberater, dem Ex-CIA-Agenten Fletcher Chace. Den beiden bleibt nur noch wenig Zeit bis das Ultimatum der Entführer abläuft.
Der Skandal rund um Alles Geld der Welt war in Ansätzen ebenso spektakulär wie die eigentliche Entführung des Getty-Schützlings. In kürzester Zeit wurde der zweifache Oscar-Preisträger Kevin Spacey (Baby Driver) durch den 88-jährigen Christopher Plummer ersetzt, welcher für seine Darstellung des selbstsüchtigen Öl-Tycoons eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller erhielt.
Ob Plummer den Film aufwerten konnte oder Spacey ebenso oder gar besser in die Rolle gepasst hätte, ist eine Frage auf die wir wohl nie eine Antwort erhalten werden. Was sich jedoch festhalten lässt, ist, dass Ridley Scott (Alien: Covenant) keinesfalls seine beste Leistung auf die Leinwand gebracht hat.
Alles Geld der Welt ist von Anfang bis Ende ein schwer zu schauendes Werk, das ohne allzu große Sympathieträger daherkommt und eine Verbindung zu seinen Figuren durchgehend verhindert.
Einzig Michelle Williams (My Week with Marilyn) als sorgende Mutter schafft es ab und an noch etwas Emotionen zu transportieren. Der entführte Paul, dargestellt von Charlie Plummer (nicht verwandt mit Christopher Plummer) und dessen Schicksal berühren zu keiner Zeit den Zuschauer und die Tatsache ob er gerettet wird scheint nahezu belanglos.
Mark Wahlberg, heute einer der bestbezahlten Darsteller Hollywoods, mit 16 Jahren noch wegen versuchten Mordes mit rassistischem Hintergrund angeklagt, ist in seiner Rolle ebenso unsympathisch wie abseits seiner Filme. Sein Auftreten als Ex-CIA-Agent Fletcher Chace ist der Handlung zu keinem Zeitpunkt wirklich dienlich und gespickt von zahlreichen Telefonaten abseits jeglicher Spannung.
Christopher Plummer erfüllt seine Figur wie sicherlich gewünscht mit der gewollten Arroganz, welche den Zuschauer schnell Antipathie aufbauen lässt. Aber eine Oscar-Nominierung wirkt letztendlich eher wie eine Botschaft gegen Spacey.
Insgesamt bietet Alles Geld der Welt eine scheinbar aufregende Kriminalgeschichte, die vorgetragen wirkt wie ein zäher Telefonkrieg zwischen Entführern und Opfern. Der Ausgang der Geschichte ist ebenso unspektakulär wie die schauspielerische Leistung der Beteiligten. Geizkragen J. Paul Getty, auch als Kunstsammler aktiv gewesen, hätte sicherlich keinen Dollar in die Produktion dieses Werkes investiert.
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