Die Bezeichnung Bestseller-Verfilmung ist in Hollywood heutzutage keine Seltenheit mehr und alleine in den letzten Monaten erschienen Werke wie Operation: 12 Strong (2018), Auslöschung (2018) oder Red Sparrow (2018) mit dieser Kennzeichnung im Kino.
2017 brachte auch Regisseur Stephen Chbosky, bekannt zudem als Autor des Bestsellers Vielleicht lieber morgen aus dem Jahr 1999, eine Literaturverfilmung weltweit in die Lichtspielhäuser. Als Vorlage diente der erfolgreiche Roman Wunder von Raquel J. Palacio. Ein Werk voller Humor, Tränen und den Schwierigkeiten des Kind sein.
Der kleine August Pullman (Jacob Tremblay), von Freunden und Familie nur Auggie genant, ist zehn Jahre alt. Er ist witzig, neugierig und dank des Heimunterrichts seiner Mutter (Julia Roberts) äußerst clever. Doch es gibt einen Grund, warum Auggie bisher lediglich zuhause unterrichtet wurde und ein Leben als Außenseiter führt.
Seit seiner Geburt leidet er an einem seltenen Gendefekt, der dazu geführt hat, dass sein Gesicht völlig entstellt ist. Dieses versteckt der Junge, sobald er vor die Tür tritt, am liebsten unter einem großen Astronautenhelm.
Doch nun soll Auggie wie alle anderen Kinder ganz normal am Schulalltag teilnehmen. Nach anfänglicher Skepsis nimmt Auggie all seinen Mut zusammen und beschließt, sich den Abenteuern zu stellen, die das Leben für einen so außergewöhnlichen Jungen wie ihn bereithält. Doch kann Auggie die Blicke, das Getuschel und das Mobbing überstehen?
Stephen Chbosky bewegt sich mit seinem Film Wunder auf einem ihm vertrauten Spielfeld. Die Probleme des Erwachsenwerdens, das Mobbing und all die anderen Schwierigkeiten in der Jugend hat er bereits in seinem Bestseller-Roman zu Papier gebracht. Zu diesen Coming-of-Age Problemen gesellt sich nun noch das Treacher-Collins-Syndrom, welches eine Gesichtsdeformation des Protagonisten mit sich bringt.
Ist dies zu viel Stoff für 114 Minuten Leinwandpräsenz oder schafft Chbosky den Spagat zwischen Emotionen und Handlung?
Mit Jacob Tremblay, bekannt aus dem Oscar-prämierten Raum (2015), hat er für die Hauptrolle einen der stärksten Kinderdarsteller gewonnen, der die Rolle des Auggie durchgehend authentisch und gefühlvoll vorführt. Als Zuschauer entwickelt man umgehend Sympathie für den aufgeweckten Außenseiter und erlebt mit ihm eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
An seine Seite wurden mit Julia Roberts und Owen Wilson zwei routinierte Schauspieler gestellt, die als Vorzeige-Eltern ihren Sohn in allen Lebenslagen unterstützen. Vor allem Roberts spielt sich hervor und liefert zusammen mit Auggie die emotionalsten Momente im Film. Wilson muss sich etwas weiter im Schatten aufhalten und erhält lediglich im Zusammenspiel mit dem Familienhund einigen Tiefgang.
Etwas beiläufig wird die Geschichte von Auggies Schwester Via (Izabela Vidovic) erzählt, die unter der ständigen Bevorzugung Auggies zu leiden hat und alleine mit der Schule, der ersten Liebe und dergleichen umgehen muss.
Die Abenteuer ihres kleinen Bruder werden dementgegen ebenso amüsant wie herzzerreißend erzählt. Wahre Freundschaft, Außenseitertum, Lästereien und extremes Mobbing sind die Thematiken, mit denen sich Auggie herumschlagen muss, um ein Teil der Schule zu werden und ein ganz normaler Junge. Die Kinder werden dabei recht schlicht gezeichnet und mit Eigenschaften wie arm und reich belegt, was dem Film jedoch nur geringen Schaden zufügt.
Man muss durchaus zugeben, dass Wunder an manchen Stellen etwas zu stark auf die Tränendrüse drückt und den Zuschauer gewollt, aber ebenso gekonnt, die ein oder andere Träne entlocken will. Dass Wunder aber trotzdem ein ehrliches Werk über die Schwierigkeiten des Heranwachsens ist, darf nicht vergessen werden.
Alles in allem bietet Wunder seinem Publikum einen bestens aufgelegten Jacob Tremblay, der im Zusammenspiel mit seinen Filmeltern den Film trägt und eine rührende Geschichte, bei der man immer wieder froh ist die Schulzeit überstanden zu haben und im nächsten Moment doch an die schönen Momente mit seinen Jugendfreunden erinnert wird.
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