Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) | Filmkritik

Sieben Minuten nach Mitternacht

Der 12-jährige Connor O’Malley (Lewis MacDougall) wächst bei seiner schwer kranken Mutter (Felicity Jones) in einem kleinen englischen Ort auf, während sein Vater weit entfernt in den Vereinigten Staaten lebt.

Nachts träumt er immer wieder davon, dass er in ein großes Erdloch fällt. Der Alptraum nimmt auch kein Ende wenn er schweißgebadet erwacht, denn in der Schule wird er von seinen Mitschülern geärgert und geschlagen. Als sich der Zustand seiner Mutter erheblich verschlechtert, beschließt seine Großmutter (Sigourney Weaver) ihn zu sich zu nehmen.

Eines Nachts, um sieben Minuten nach Mitternacht, besucht ihn ein großes Baummonster an seinem Fenster. Es möchte ihm drei Geschichten erzählen und erwartet im Gegenzug von Connor, dass er dem Baum eine vierte Geschichte erzählt, die die Wahrheit beinhaltet. Connor willigt zögerlich ein, doch zu welchem Preis?

Sieben Minuten nach Mitternacht (Originaltitel: A Monster Calls) ist ein spanisch-britischer Fantasyfilm von Regisseur Juan Antonio Bayona, der zuvor durch den melodramatischen Film The Impossible (2012) bekannt wurde. Sein neuester Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Patrick Ness, der für den Film ebenso das Drehbuch entwickelte.

Die Geschichte des Films ist spannend, unvorhersehbar und erstaunlich intensiv erzählt. Die Handlungsabläufe sind zudem gut aufeinander abgestimmt und Regisseur Bayona präsentiert ein gutes Gespür für die richtige Bildsprache. Außerdem gelingt ihm ein ruhig erzählter und konsequenter Fantasyfilm, der ohne kitschige Momente auskommt und dank seines ansprechenden Casts immerzu glaubwürdig wirkt.

Es ist leider aber auch festzustellen, dass nach den Alpträumen von Connor O’Malley häufig ein Tempowechsel von schnell zu langsam vollzogen wird. Die Traumwelt überzeugt durch ein liebevoll entwickeltes Baummonster, welches in der deutschen Version mit der Synchronstimme von Liam Neeson (Bernd Rumpf) gesprochen wird. Der britisch-US-amerikanische Schauspieler Neeson leiht im Original der Eibe ebenso seine Stimme.

Anhand seiner Optik ist schwer auszumachen, ob das Baummonster gute oder schlechte Absichten hat. Dies ist insbesondere dahingehend wichtig, da zu Anfang immerwährend eine beabsichtigte Unsicherheit in der Luft schwebt. Zwar liegt es auf der Hand, dass das Monster seine Hilfe anbieten möchte, doch der Zusammenhang ist nicht sofort erkennbar.

Die vielen bunten, niemals aufgesetzt wirkenden Farbkombinationen und einige kreative Einschübe sorgen für die visuellen Highlights des Films, die schön und düster zugleich wirken. Allerdings ist es schwer, nach den Ausflügen in die Traumwelt, die benötigte Konzentration für das eher ruhig inszenierte Leben in der Realität aufzubringen. Regisseur Bayona setzt nicht etwa auf Schockelemente, sondern vielmehr auf eine metaphorische Bedeutung. Es ist sehr angenehm der geradlinig erzählten Geschichte zu folgen, die trotz einiger auftretender Längen ihrer Linie treu bleibt und den Zuschauer immer wieder emotional berührt.

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So wird dieser andauernd dazu aufgefordert seine eigenen Gedanken zu kreieren und zu sortieren, was im heutigen Zeitalter des Blockbusterkinos kaum noch von einem Film zu erwarten ist. Die nächtlichen Ausflüge in die Traumwelt sind in dieser Hinsicht besonders intensiv, da sie schwer zu durchschauen sind und keinerlei Botschaft über den eigentlichen Pfad des Films vermitteln.

Die Schauspielerbesetzung überragt zwar nicht, hindert aber auch nicht den auf die Träume gelegten Fokus der Geschichte. Dennoch gibt es in der realen Welt einige Momente, in denen unter anderem Sigourney Weaver und Jungdarsteller Lewis MacDougall ihr schauspielerisches Vermögen zeigen können. Des Weiteren fängt der Regisseur die Gefühlswelt und Zerrissenheit des 12-jährigen Connor gekonnt ein. Dadurch werden besonders die Emotionen des Zuschauers angesprochen, der sich mit Connors Situation identifizieren kann.

Es sind die Details, die in Sieben Minuten nach Mitternacht überzeugen können. Außerdem gibt es zwei besondere visuelle Schauwerte im Film, die hervorragend aussehen und dem Zuschauer wohl noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben. Insgesamt ist Juan Antonio Bayonas Ausflug in die Traumwelt ein sympathischer, kreativer und vor allem emotionaler Film, der den Zuschauer bewegt und ihn auffordert sich mit seinen eigenen Ängsten auseinanderzusetzen.

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Bildrechte: StudioCanal

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