Boy Missing (2016) | Filmkritik

Boy Missing

Wie jeden Morgen setzt die toughe Karrierefrau Patricia de Lucas ihren taubstummen Sohn vor der Schule ab, um sich anschließend im Gerichtssaal als Anwältin zu behaupten. Doch an diesem Tag soll ein privater Fall ihr Leben aus den Fugen reißen.

Ihr Sohn kommt nicht in der Schule an, sondern wird von einem fremden Mann entführt. Wenige Stunden später taucht er taumelnd und blutend auf einer Landstraße auf. Er berichtet seiner Mutter und den Polizisten von der Entführung und der gelungenen Flucht. Auch ein Verdächtiger ist schnell gefunden und in Untersuchungshaft. Aus Mangel an Beweisen wird dieser jedoch kurzum wieder freigelassen.

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Patricia de Lucas bangt um die Sicherheit ihres Sohnes und nimmt das Heft des Handelns selber in die Hand. Hilfe ersucht sie dabei von Víctors Vater, zu welchem sie jahrelang keinen Kontakt hatte. Doch umso intensiver die aufgebrachte Mutter in den Fall eintaucht, umso gefährlicher und verzwickter scheint die Situation.

Patricia droht allmählich die Kontrolle zu verlieren, denn der Fall nimmt unerwartete und lebensbedrohende Züge an.

Die spanische Regisseurin Mar Targarona dürfte für die meisten ein eher unbeschriebenes Blatt sein, war sie doch zuvor eher als Produzentin tätig. Drehbuchautor Oriol Paulo hingegen machte sich bereits durch die Thriller The Body – Die Leiche (2012) oder Julia’s Eyes (2010) einen Namen.

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In eine ähnliche Richtung geht auch sein neuestes Werk. Voller Wendungen und Spannung erzählt Boy Missing (Originaltitel: Secuestro) die fesselnde Geschichte einer Entführung, die einen Strudel der Gewalt und Angst entfacht. Der spanische Autor führt die Zuschauer dabei immer wieder auf neue Wege, nur um sie anschließend in eine Sackgasse laufen zu lassen. Das Potenzial zum Mitraten, wie bei Agatha Christie besten Fällen, ist auch bei diesem Werk definitiv gegeben.

Schauspielerisch gibt Blanca Portillo (Biutiful) die besorgte Mutter, welche zunehmend rigoroser vorgeht bei ihren Handlungen und zwischen Täter und Opfer immer wieder wechselt. Gekonnt schafft sie diesen Spagat der Gefühle.

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Ihr Sohn Víctor wird von Marc Domènech dargestellt, der ohne Stimme durch Gestik und Mimik zu überzeugen weiß. Der restliche Cast rund um die Polizei und den Vater des Jungen steuern eine solide, wenn auch nicht auffallende Leistung bei.

So sehr Boy Missing jedoch an der Spannungsschraube schraubt, umso stärker verliert das Werk seine Glaubhaftigkeit. Viele Wendungen sind gelungen, aber zum Ende hin scheitern ebenso viele auch und wirken teils übertrieben.

Bissige Hundekämpfe, überforderte Auftragskiller und unnötige Verkleidungsspielchen fressen Laufzeit ohne wirklichen Nutzen für die Handlung beizutragen. Bei all den Figuren und Handlungssträngen kann man allzu leicht den Überblick verlieren, wer denn nun mit wem auf Rachefeldzug unterwegs ist.

Durch seine starke Frontfrau und teilweise gelungenen Nervenkitzel kann Boy Missing für einen unterhaltsamen Abend sorgen. Bei manchen Wendungen sollte man jedoch einfach nicht weiter die Logik hinterfragen und sich fortan ohne allzu viel Mitraten berieseln lassen. Im Vergleich zum großartigen Prisoners mit Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal zieht er jedoch definitiv den Kürzeren.

Ab dem 22.03.2018 gibt es den Thriller Boy Missing von Regisseurin Mar Taragona auf Blu-ray und DVD sowie digital!

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